Montag, 24. März 2008

Revisited - Gier frißt Hirn

"Es mag ja sein, dass uns kein besser funktionierendes Gesellschaftssystem gelingt als eines, das auf freier Marktwirtschaft aufbaut. Aber gerecht wird dieses nur, wenn und insoweit es gelingt, sozialethische Leitplanken zu installieren.
Das Streben nach Verzinsung von Kapital mag noch nicht unethisch sein, aber das Streben nach maximaler Verzinsung hat die Tendenz zu Unethischem. Alle großen monotheistischen Religionen verurteilen Wucherzinsen und fordern den Verzicht auf jenen Teil, der oberhalb von sehr hohen Zinsen erwirtschaftbar wäre. Sie tun dies, um wirtschaftliche Macht sozialverträglich zu halten. Ein analoges Streben nach Wucherrendite liegt im Verhalten von Unternehmensleitungen wie dem der Deutschen Bank und dem von Aktionären, die solches Streben fordern.
Den Artikel (Rüdiger Jungbluth "Eine Frage der Moral", ZEIT Nr 11) halte ich für brandgefährlich, weil er solchem Wucherstreben ein ethisches Mäntelchen verpasst. Er unterminiert die soziale Marktwirtschaft. Es geht nicht darum, Renditestreben zu verurteilen, denn dies ist ein wichtiger Teil einer Marktwirtschaft. Aber es geht darum, Wucher zu benennen, zu ächten - und zu unterbinden. Und angesichts der Globalisierung bedarf es hierzu international wirksamer Mechanismen."

Von Andreas Weller, Meckenheim, Leserbriefe DIE ZEIT Nr 13, 19. März 2008

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