Freitag, 31. August 2007

Unnötige Behandlung...

Ein 19Jähriger wurde überwiesen, um multiple, papuläre Läsionen, die vor acht Jahren auf der Eichel seines beschnittenen Penis erschienen, zu behandeln. Zum damaligen Zeitpunkt wurden Condyloma accuminata diagnostiziert. Die Anwendung von verschiedenen lokalen Warzenmitteln führte zu keinem Erfolg. Anamnestisch waren bei dem Patienten keine sexuell übertragbare Erkrankungen bekannt. Eine Untersuchung zeigte zahlreiche, winzige, weiche, hautfarbene Papeln (Pfeil), aufgereiht entlang der Eichelbasis.
Es handelt sich hier um asymptomatische acrale Angiofibrome, typischerweise angeordnet auf der Corona und dem Sulcus der Glans penis. Sie werden häufiger bei Männern nach der Pubertät in einer Häufigkeit von bis zu 35% gefunden. Diese Normvariante findet sich häufiger bei Schwarzen und beschnittenen Männern.
Das Wissen um solche anatomische Normvarianten, die verschiedenen Hauterkrankungen ähneln, hilft, Ängste bei Patienten zu beseitigen und beugt unnötigen Behandlungen vor.

NEJM, Vol 357:691 August 16, 2007, Number 7

Donnerstag, 30. August 2007

"J"-Naht

Am Ende der Gallenblasenoperation verschließe ich noch die Wunden mit einer J-Naht...Oberärztin Jehmlich(allgemein Frau J genannt): "Das ist euch doch klar, daß ich auf die J-Naht das Patent halte?"
Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen - eine Anästhesistin hält auf eine chirurgisch Naht das Patent! Da kann ich nur sagen: "Chapeau!"

Alter Erpel

Ich habe heute Dienst...beim Blinddarm hilft mir Sr Christa...meint dann lachend: "Heute habe ich mit diesem alten Erpel Dienst.."
Sladko nimmst gelassen...guter Mann!

Pech

Ich mach auf der 6A Visite...auf einem Tischchen liegt die "Neue Revue"...Aufmacher: "Kann er sich diese neue Liebe leisten? Sie hat einen aufwendigen Lebensstil und die Scheidung wird teuer."
Meint meine Mitarbeiterin Frau Hüfner, die mich zur Visite begleitet, kurz und bündig: "Pech!"
Irgendwie müssen wir dann schon lachen...

Dienstag, 28. August 2007

Schöne Station...

Nachdem ich auf der 3B eine Patientin besucht habe, gehe ich in Richtung 3A - auf der neuen Glastür steht in edler Schrift 'Medizinische Klinik - Kardiologie'...die Sonne scheint auf den Flur der frisch renovierten Station...ich habe ein richtig gutes Gefühl auf dieser Station...und - noch ein tolles Erlebnis: Kollege Bruch macht gerade Visite...er lacht über das ganze Gesicht als er mich sieht!
Dafür bedanke ich mich...

Egodroge

Was für ein Kasperletheater - erst beschimpft ein Fußballlehrer alle Schiris - dann entschuldigt er sich dafür - kassiert deswegen eine geringere Strafe - und dann spricht er von "Berufsverbot", weil er für zwei Spiele gesperrt ist...und das ist das Vorbild, das sich der Fan nehmen soll...
Ich hätte noch folgende Strafarbeit aufgegeben - 1000mal den Satz zu schreiben: "first rule of leadership - everything what's going wrong is your fault!"

Montag, 27. August 2007

Ein bis vor kurzem gesunder 12jähriger Junge stellte sich mit seit drei Tagen bestehenden Bauchschmerzen, Erbrechen und abdomineller Distension vor. Bei der klinischen Untersuchung sah man hyperpigmentierte Flecken auf seinen Lippen (A). Eine Computertomografie zeigte eine proximale jejunojejunale (B) und eine ileokolische Invagination. Bei der Operation fand man eine Dilatation des Dünndarms und eine Nekrose des jejunalen Invaginats. Es erfolgte die Resektion dieses Segments und eines kurzen ilealen Invaginats, das einen großen Polypen enthielt, gefolgt von einer primären Anastomose. Die Histologie zeigte multiple hamartomatöse Polypen im nekrotischen Jejunum und einen ilealen Polypen von 3,5 cm im Durchmesser. Es wurde die Diagnose eines Peutz-Jeghers Syndroms gestellt, eine autosomal dominant vererbare Erkrankung, charakterisiert durch die Entwicklung multipler hamartomatöser gastrointestinaler Polypen, mucocutaner pigmentierter Läsionen der Lippen und der Mundschleimhaut sowie einem erhöhten Krebsrisiko innerhalb und außerhalb des Magen-Darm-Traktes.
Cureton and Kim, NEJM 357 (8): e9, August 23, 2007

Vertrauen ist gut...

Kontrolle ist besser...
Gestern Abend am OP-Tisch - Katharina klärt mich auf, von wem der Spruch stammt.
Dreimal darf man raten - von Lenin!

Die Nacht der langen Messer

Im Aufenthaltsraum - Christa macht Pause, gähnt...hängt die "Nacht der langen Messer" vom Freitag noch nach - da haben die Unfallchirurgen die Nacht durchoperiert...

"Jönnen muß ma können.."

Ich stehe am Tisch - im Vorraum ist der nächste Patient schon intubiert - lautes Gelächter und Gescheckere ist zu hören.
Ich bitte Christa, doch mal nachzusehen, was da los ist...
Steckt daraufhin unser Domstädter den Kopf rein und sagt: "Jönnen muß ma können. Wir wollen eben auch mal mit Daniela, nicht nur immer sie..."
Als ich mit der OP fertig bin, gehe ich in den OP-Vorraum, um mir selbst ein Bild zu machen.
"Nichts passiert...Wir sind beide verheiratet, beide katholisch und Hundeführer...da passiert sicher nichts!"
Wenn das mal keine Ausrede ist...

Samstag, 25. August 2007

Singen

Wahrscheinlich glaubt das keiner...
Mit meiner Jugendrotkreuzgruppe (das ist schon ziemlich lange her) habe ich immer gerne Lieder aus der Mundorgel gesungen...
Gestern habe ich seit langem zum ersten Mal unter professioneller Anleitung eines Gesanglehrers Singen trainiert...mir hat's richtig Spaß gemacht...und - so schlecht war ich gar nicht, ganz im Gegenteil!

Bundesliga

Mein "geschundene BVB-Seele" atmet auf - 3 : 0 gegen Cottbus! Und - verdient gewonnen...

Freitag, 24. August 2007

Drei Männer in einem Boot

Kennt jemand den Film "Drei Männer in einem Boot"?
So etwas habe ich am letzten Wochenende erlebt...
Rainer, Peter und ich in einem Boot auf dem Bodensee...
Christl und Jutta haben ein Alternativprogramm - Fahrradtour am Bodensee...

In Unteruhldingen holen wir unser Boot ab...erste Station Konstanz, dann über den Seerhein nach Arensburg zum Napoleonsschlößchen, übernachtet wird im Hafen der Reichenau...sternenklare Nacht, ich kann die Milchstrasse sehen, ich weiß nicht, wann ich das zum letzten Mal erlebt habe...Abendessen beim Meßmer, Frühstück beim Mohren, Fahrt nach Stein am Rhein, einem kleinen, malerischen Städtchen...
Immenstaad, Anlegemanöver bei "stürmischer See", am nächsten Tag Hagnau...Weinprobe, "Destillatprobe" beim Renn, Nonnenhorn, Unteruhldingen...

Zu den Bildern geht es hier .

Donnerstag, 23. August 2007

Geburtstagsgrüße

OA Buia ist in Urlaub; heute hat er Geburtstag...
Ich erwische ihn am Handy. Auf meine Frage, wie es geht, sagt er fröhlich: "Ich bin auf dem Weg zur Börse. Die Aktien vom BVB stehen so gut, die will ich jetzt kaufen..."
Trotz dieses "Seitenhiebs": Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Mittwoch, 22. August 2007

Kopf hoch...

Gehirnerschütterung bei jugendlichen Sportlern

Eine Gehirnerschütterung ist eine Verletzung des Gehirns, die durch einen Schlag auf den Kopf verursacht wird und dadurch die Gehirnfunktion verändert. Auch wenn der Schlag auf den Kopf gering erscheinen mag - die Folgen können trotzdem ernst sein. Es wird geschätzt, dass ungefähr 3,8 Millionen Gehirnerschütterungen pro Jahr in den USA durch Freizeitaktivitäten und Sport verursacht werden.
Um die Gesundheit von jungen Athleten zu erhalten, hat das Center for Disease Control and Prevention die Initiative "Heads Up: Concussion in Youth Sports" gestartet. Trainern, Eltern und Athleten im Jugendsport werden Informationen zum Thema Gehirnerschütterung zur Verfügung gestellt, um diese Gehirnverletzung zu verhindern, zu erkennen und dann adäquat reagieren zu können.

Diese Informationen können hier heruntergeladen werden.

Unser Domstädter ist zurück...

Der leitende Oberarzt der Anästhesie kommt gut gelaunt aus dem Urlaub zurück...schaut mich über die "grüne Grenze" freundlich an und begrüßt mich so: "Gehen wir zusammen auf die Beerdigung vom BVB?"
Da kann ich nur ächzen...
Meint dann noch: "Die sollten mal nach Köln kommen und sich anschauen, wie man das mit rheinischer Frohnatur macht..."
Na ja, da ist ja schon einer aus Dortmund...fröhlicher wird der aber dort auch nicht...
Nicht zitierbar ist sein Kommentar, wie der Wutausbruch des Kölner Trainers zu erklären ist...im Grunde eine Blickdiagnose...
Später im Treppenhaus treffe ich OA Kaminsky, schaut mich an und sagt: "Ich wollte Sie schon am Montag anrufen und fragen, was wir gemeinsam haben."
Ganz einfach - "Wir" haben am Wochenende jeder ein Tor geschossen, hat leider nicht gereicht...
Daniela rettet den Tag und macht mir einen Cappuccino, sie sei ja auch deswegen eingestellt worden, weil sie so gut Kaffee machen kann...so "nebenbei" hätte sie dann noch Narkosemachen gelernt, ein schönes Hobby...

Dienstag, 21. August 2007

Die Schiris sind schuld...

Endlich sind die Fans von zwei ehrenwerten Männern aufgeklärt worden: Wer ist schuld, wenn die eigene Mannschaft verliert? Wir wußten das natürlich schon immer, aber es ist doch schon etwas Anderes, wenn wir einfaches Fußball-Fußvolk aus dem Munde so ehrenwerter Herren endlich die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit, hören - der Schiri ist schuld! Der Schiri ist schuld...aber es kommt noch besser - der Rest der Fußballwelt hat sich gegen diesen Verein verschworen...Warum?
Persönlich glaube ich, dass das mit der "elitären Arroganz" zusammenhängt...

Die "Fackel" ist online...

1899 hat Karl Kraus "Die Fackel" gegründet, bis 1936 ist sie erschienen: Die Zeitschrift mit treffsicherer Kritik an Kultur, Ideologie und Sprache dieser Zeit ist nun zur Gänze im Internet nachzulesen.
22.500 Seiten mit Volltextsuche
Möglich gemacht hat dies die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die nicht nur ein Wörterbuch zur "Fackel" herausgegeben hat, sondern nun den gesamten Text der Zeitschrift online anbietet. In den 37 Jahren ihres Bestehens sind rund 22.500 Seiten Text erschienen. Das gesamte Werk ist mit einer Volltextsuche versehen, die Seiten liegen sowohl als digitale Texte als auch als Original-Faksimile vor.
Kritik an Gesellschaft, Politik und Kultur
"Die Fackel" wurde von April 1899 bis Februar 1936 veröffentlicht. Kraus schrieb die meisten Artikel selbst, fast alle seiner Werke sind in der Zeitschrift zu finden. Als Sohn eines Papierfabrikanten (geboren am 28. April 1874 in Jicin, Böhmen, Österreich-Ungarn) war Kraus finanziell weitgehend unabhängig. Die Kritik in seinen Werken galt der Gesellschaft ebenso wie der Kultur seiner Zeit. Seine Themen waren etwa Journalismus und Krieg, Sex und Kriminalität, Politik und Korruption sowie Literatur und Lüge.

[science.ORF.at/APA, 4.1.07]

Bundesliga

Es ist Dienstag und ich begreife es langsam - "mein" BVB ist auf Schalke abgewatscht worden...
befürchtet hatte ich schon eine Niederlage, aber 4 : 1 zu verlieren, das ist mit dem Wort "gravierend" gar nicht zu beschreiben... aus Schalker Sicht eine gelungene Revanche, nein, es ist eine gelungene Rache!
Und die Eintracht - zeigt, dass das Spiel immer 90 Minuten dauert...machen doch glatt in den letzten fünf Minuten den Ausgleich zum 2 : 2 gegen Bielefeld...
Was für ein Lauf - die Kickers steigen auf!

Montag, 20. August 2007

Medizinisches Rätsel - Bauchschmerzen: Auflösung

Die Computertomografie des Bauches zeigt multiple Milzinfarkte aufgrund einer infektiösen Mononukleose.
Das Labor bei Aufnahme zeigte eine Leukozytose mit 13800 mit 51% Lymphozyten, 31 % davon atypisch. Die Leberwerte waren ebenfalls erhöht, bis auf ein normales Bilirubin. Ein Herzecho demonstrierte keine Auffälligkeiten und Blutkulturen zeigten kein Wachstum.Ein initialer Monospot-Test war negativ wie auch serogische Untersuchungen auf Cytomegalie-Virus und Hepatitis A, B und C. Bei einer Kontrolle durch den Hausarzt eine Woche später war ein erneuter Monospot-Test positiv und eine PCR-Analyse für Epstein-Barr Virus-DNA von der vorigen Woche war ebenfalls positiv.
Personen mit akuter infektiöser Mononukleose, oft auch "kissing disease" genannt, weil sie bei Erwachsenen durch Speichelkontakt übertragen wird, haben typischerweise drei Symptome: Eine exudative Pharyngitis, Lymphknotenvergrößerungen und eine Milzvergrößerung. Eine Milzruptur aufgrund der Milzinfarkte ist eine mögliche Komplikation. Der Monospot-Test detektiert heterophile Antikörper, die in 90 Prozent der Patienten mit akuter infektöser Mononukleose vorkommen, aber der Nachweis kann drei Wochen dauern.
Bei älteren Personen ist die Infektion mit dem Epstein-Barr Virus oft mit Erhöhungen der Leberwerte vergesellschaftet. Im vorliegenden Fall könnte die Infektion von einer neuen Partnerin in den letzten 10 Monaten übertragen worden sein. Die Leberwerte normalisierten sich in den nächsten Monaten und der Patient erholte sich vollständig.

Karen M. Kim, M.D. Tufts University School of Medicine Boston, MA 02111
Richard I. Kopelman, M.D. Tufts–New England Medical Center Boston, MA 02111
NEJM Vol 353:1421-1422, September 29, 2005, Number 13

Sonntag, 19. August 2007

Medizinisches Rätsel - Bauchschmerzen

Ein40jähriger Mann, bis vor kurzem gesund, stellte sich in der Sprechstunde vor und klagte über Schmerzen im linken oberen Quadranten des Bauches. Diese Schmerzen bestanden seit vier Tagen, begleitet von Fieber, Schwäche, Schwitzen und Heißerkeit. Bei der körperlichen Untersuchung konnten eine exudative Pharyngitis, ein vergrößerter Lymphknoten links zervikal dorsal und ein geringer Druckschmerz im linken Oberbauch ohne Hepatosplenomegalie festgestellt werden.
Das CT des Abdomens wird oben gezeigt. Welche Diagnose stellen Sie?

Kim K.M., Kopelman R.I. NEJM 2005;353:508, August 4, 2005

Samstag, 18. August 2007

Zenker'sches Divertikel

Ein 68-jähriger alter Mann wurde wegen zunehmender Schluckbeschwerden und Aufstoßen überwiesen. Mittlerweile konnte er nicht mehr essen oder trinken ohne gleichzeitig husten und spucken zu müssen. Er hatte eine Schilddrüsenhormonmedikation. Die Untersuchung zeigte eine Unterernährung und Myxödeme. Die Blutuntersuchungen bestätigten eine Schilddrüsenunterfunktion. Eine Barium-Röntgenkontrastaufnahme zeigte ein großes Zenker'sches Divertikel (Abbildung A). Der Patient erhielt eine enterale Ernährung und die Schilddrüsenhormontherapie erfolgte über eine Magensonde.

Nach Optimierung des Ernährungs- und Schilddrüsenstatus wurde eine endoskopische Divertikulotomie vorgenommen. Beim Einführen des Divertikuloskops, um die Gewebebrücke zwischen Ösophagus und Divertikel einzustellen, wurde eine Schilddrüsenhormontablette entdeckt, die im Divertikel steckte (Abbildung B). Die Operation und der postoperative Verlauf waren unauffällig. Der Patient befand sich danach in einer normalen Schilddrüsenstoffwechsellage und konnte ohne Probleme schlucken.


S. Alam Hannan, Ghassan Alusi. NEJM Vol 34:e24, June 8, Number 23

Freitag, 17. August 2007

Schiwago's Webalben

Schiwago's Webalben sind hier einsehbar.
Folgende Webalben sind vorhanden

  • Marathon
  • Madrid und Toledo
  • Dr Strnad
  • 1. Fürstliches Gartenfest
  • BVB-Werder Bremen
  • Berlin Examensfeier
  • Bodensee Bootstour
  • Jedermann
  • Wallfahrt
  • Workshop MIC
  • Abi 2007
  • Wartburg
  • MRT des Sexualaktes
  • Spessartwanderung
  • Ganz entspannt
  • Neuer Chefarzt PD Dr. Dominik Faust
  • Neuromonitoring
  • Villa Rothschild
  • Forellenhof
  • Schoppenhof
  • En Hauffe Leut
  • Gartenfest
  • Auf der Terasse
  • Beachsoccer
  • schiwago's BLOG
  • Afghanistan
  • Westfalenstadion/Westfalenpark
  • Ulten

Cappuccino

Im OP-Aufenthaltsraum gibt es eine high-tech-Kaffeemaschine...macht echten Cappuccino mit heißer, aufgeschäumter Milch, leider ist die Milch mittendrin alle...Norman holt aus dem Schrank eine neue Milchtüte, er fragt Regina, die gerade hereinkommt, ob sie eine Schere hat, um die Tüte aufzuschneiden...
Regina lacht: "Klar... dass ich eben den Urinbeutel eines Patienten damit aufgeschnitten habe, stört den Professor sicher nicht..."
Wieso sollte mich das stören? Früher haben die Bader den Urin geschmeckt, um dem Leiden ihrer Patienten auf die Spur zu kommen...
Der Cappuccino hat tatsächlich exzellent geschmeckt! Dank der Schere von Regina!

Donnerstag, 16. August 2007

Deutsche Akademie für Fußballkultur...

Kultur und Fußball - geht doch! Wenigstens gibt es eine Akademie, die das nahelegt...

Die Königsklasse des deutschen Fußballs...

Hier findet man alles um die Stimmung aus den Kurven der großen Stadien. Fußballfans geben hier ihre Lieder aus der Kurve zum Besten. Für Borussia Dortmund sind sage und schreibe 116 Gesänge downloadbar...www.fangesaenge.de

Mittwoch, 15. August 2007

Der Simplicissimus - digitalisiert

Der Simplicissimus ist die bis heute prominenteste deutsche politisch-satirische Wochenschrift. Ihr Name steht für die antiklerikale, antifeudale und fundamentaldemokratische Auseinandersetzung mit der Innen- und Außenpolitik des Kaiserreichs und der Weimarer Republik ebenso wie für pointierte Mentalitätskritik am deutschen Normalbürger, dem „Michel“. Für literarische, historische und soziologische Fragestellungen im Kontext der beiden Weltkriege bietet die Zeitschrift ein unersetzliches Quellenmaterial. International hat sie als zeitgeschichtliches Zeugnis Gewicht wie kaum ein anderes deutsches Periodikum.

Begründet am 1.4.1896 durch Albert Langen, wird die Zeitschrift bald ein unersetzliches Forum für die künstlerische und literarische Avantgarde ihrer Zeit. Es ist ein Glück für Langen und das gesamte Unternehmen, daß er Thomas Theodor Heine als ständigen Mitarbeiter gewinnen kann, der bis dahin als Dackelzeichner bei den "Fliegenden Blättern" engagiert war und sich nun binnen Kurzem zu einem der führenden Karikaturisten Europas entwickelt. Unter den ständigen Mitarbeitern finden sich bald die besten Zeichner Münchens, die dem Blatt meist bis zuletzt die Treue halten, dabei gut verdienen und sich einen Namen machen:

Karl Arnold, Josef Benedikt Engl, Olaf Gulbransson, Ernst Heilemann, Thomas Theodor Heine, Bruno Paul, Ferdinand von Reznicek, Wilhelm Schulz, Eduard Thöny, Rudolf Wilke, später Erich Schilling, Kurt Heiligenstaedt, Karl Sturtzkopf. Ihre Namen stehen für die künstlerische Qualität der Zeitschrift ebenso wie die zahllosen „freien“ Beiträger, die manchmal erst in späteren Jahren zu Berühmtheit kamen: unter vielen anderen sind zu nennen Ernst Barlach, Lovis Corinth, Paul Hegenbarth, Heinrich Kley, Käthe Kollwitz, Alfred Kubin, Walter Trier, A. Paul Weber, Heinrich Zille.

Nicht weniger prominent ist die Reihe der Hauptschriftleiter und Redakteure, zu denen Korfiz Holm, Reinhold Geheeb, Hans Erich Blaich, Walter Foitzik, Julius Linnekogel, Fritz Schweynert und über lange Jahre auch Ludwig Thoma zählt.

Ursprünglich als kulturell-literarisch orientiertes Periodikum konzipiert, war der Simplicissimus zudem Forum für alle wichtigen Literaten seiner Epoche: Frank Wedekind, die Gebrüder Mann, Rainer Maria Rilke, Robert Walser, Otto Julius Bierbaum, Jakob Wassermann, Richard Dehmel, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Gustav Meyrink und viele mehr sind mit dem Namen der Zeitschrift durch Erstveröffentlichungen untrennbar verbunden. Das Verzeichnis der Beiträger (â hier ) liest sich als Liste der prominentesten Kulturschaffenden dieser Zeit.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs sieht die Redaktion sich in einem tiefen Zwiespalt: sie glaubt dem Vaterland „positive“ Haltung schuldig zu sein und unterzieht den Simplicissimus einer Verwandlung zu patriotischer Parteigängerschaft mit chauvinistischer Einfärbung (wie dies wohl bei vielen Zeitschriften in jener Zeit der Fall war). In der Weimarer Republik aber versucht die Zeitschrift zu ihrer alten Qualität und Aufgabe zurückzufinden, was ihr durchaus gelingt, bis sie 1933 von den Nationalsozialisten „gleichgeschaltet“ wird. In der Karikatur herrscht nun die denunziatorische Verzerrung des politisch Unliebsamen, später des Kriegsgegners, vor. Aufbegehren gegen die Kultur- und Geistesferne des braunen Systems gibt es nur vereinzelt und verschlüsselt. Der Simplicissimus verdämmert schließlich: er stirbt im September 1944 an Papiermangel, nicht durch Gegner.

Der vom Jahr 1946 datierende Neuversuch unter dem Titel Der Simpl (mit einem Teil der alten Mitarbeiter) wird 1950 wegen mangelnder Resonanz wieder abgebrochen. Von 1954 bis 1967 (12 Jahrgänge) lebt der Simplicissimus unter Olaf Iversen wieder auf – in Gestaltung und Inhalt dem Vorbild nachempfunden, doch zeigt sich gerade durch die gewollte formale Nähe zum Vorbild, wie anders und ungleich komplizierter nun die gesellschaftlichen Machtverhältnisse geworden sind. Alle weiteren, nach dem Jahr 1970 gestarteten Unternehmungen, den alten Zeitschriftenmantel mit modernen Inhalten zu beleben, können wohl als bedeutungslos gelten.

Zum digitalisierten Simplicissimus geht es hier.

Das Ende der Freiheit oder

"Wieviel Demokratie verträgt der Mensch?"
Von Fareed Zakaria, FAZ Buch
...eine Zusammenfassung...

Wir leben im Zeitalter der Demokratie. Kein anderer Trend hat die Welt im letzten Jahrhundert so geprägt wie der Siegeszug des Mehrheitsprinzips. Noch um 1900 wies kein Land das zentrale Merkmal auf, an dem wir die Demokratie heute festmachen: die Besetzung politischer Ämter durch Wahlen, bei denen alle volljährigen Bürger ihre Stimme abgeben können. Mittlerweile erfüllen 119 Länder, das entspricht 62 Prozent der Völkergemeinschaft, dieses Kriterium. Was als politische Praxis einiger weniger Nordatlantikanrainer begann, hat sich als Norm der Staatsführung rund um den Globus durchgesetzt. Die Monarchie ist ein Anachronismus, Faschismus und Kommunismus haben sich für immer diskreditiert, der islamische Gottesstaat stößt allenfalls bei einer fanatisierten Minderheit auf Gegenliebe. Der überwältigenden Mehrheit der Menschen gilt einzig die Demokratie als Quelle politischer Legitimität.
Doch wie jede große Umwälzung hat die Demokratie ihre Kehrseite – auch wenn kaum jemand darüber spricht. Wer das wagt, setzt sich unweigerlich dem Vorwurf aus, von gestern zu sein. So kommt es, dass wir niemals innehalten, um über unsere Epoche nachzudenken. Aus Furcht vor Brandmarkung als Demokratiefeinde wagen wir nicht zu analysieren, welche Probleme die immer weiter reichende Demokratisierung der Welt nach sich zieht. Stillschweigend gehen wir davon aus, dass das Mehrheitsprinzip ausschließlich Gutes bewirken könne. Werden wir mit sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Missständen konfrontiert, machen wir bald diesen, bald jenen Umstand dafür verantwortlich, übersehen Zusammenhänge, wollen uns nicht auf verbindliche Antworten festlegen lassen. Dadurch wird die überfällige Debatte über den dramatischen Umbruch, der sich im Zentrum unseres politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Lebens abspielt, konsequent vermieden.
„Angenommen, es werden freie und gleiche Wahlen abgehalten", so der US-Diplomat Richard Holbrooke über das Jugoslawien der neunziger Jahre, „und die Sieger sind Rassisten, Faschisten und Separatisten. Genau das ist das Dilemma." Über ihren historischen Kontext hinaus trifft diese Aussage auf die aktuelle weltpolitische Situation zu. Beispiel islamische Länder: In diesen oft repressiven Gesellschaften herrscht aus unserer Sicht akuter Demokratisierungsbedarf. Was aber, wenn das Mehrheitsprinzip dort geradewegs in den Gottesstaat mündete? Derlei Bedenken sind durchaus gerechtfertigt. Überall auf unserem Planeten setzen sich demokratisch gewählte, wiedergewählte oder durch Volksentscheide gestürzte Regime über die verfassungsrechtlichen Schranken ihrer Macht ebenso regelmäßig hinweg wie über die Grundrechte ihrer Bürger. Diese alarmierende, von Peru bis Palästina, von Ghana bis Venezuela zu beobachtende Praxis lässt sich mit dem Begriff „unfreie Demokratie" fassen.
Sprechen wir im Westen von Demokratie, so denken wir stets das Attribut freiheitlich mit. Wir meinen damit ein politisches System, das sich nicht nur durch freie, gleiche Wahlen, sondern auch durch Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung sowie durch Grundrechte auszeichnet, die neben dem Eigentum unter anderem die Meinungs-, Versammlungs- und Glaubensfreiheit schützen. Solche konstitutionell verbrieften Rechte haben jedoch per se nichts mit Demokratie zu tun. Selbst im Abendland sind die beiden Prinzipien nicht immer Hand in Hand gegangen. Dass Hitler Reichskanzler wurde, war letztlich ein Ergebnis freier Wahlen. Erst während des vorigen halben Jahrhunderts sind Freiheit und Demokratie zumindest im Westen zur freiheitlichen Demokratie verschmolzen. In jüngster Zeit fallen diese beiden Hauptstränge unseres politischen Gefüges rund um den Globus wieder auseinander. Die Demokratie blüht, die Freiheit nicht.
Zunächst wäre zu klären, was wir unter Demokratie verstehen. Seit Herodot wird sie in erster Linie als Herrschaft des Volkes definiert; diese Begriffsbestimmung als ein Verfahren der Regierungsbildung hat sich in Forschung und Lehre weitgehend durchgesetzt. Warum das so ist, erklärt der amerikanische Politologe Samuel Huntington in seinem Buch The Third Wave:
„Allgemeine, freie und gleiche Wahlen sind der Kern, die conditio sine qua non der Demokratie. Aus Wahlen hervorgegangene Staatsführungen handeln oft ineffizient, korrupt, kurzsichtig, verantwortungslos, von Partikularinteressen getrieben – unfähig zu einer Politik, wie sie das Gemeinwohl erfordert. Eine Regierung, die solche Eigenschaften aufweist, mag unerwünscht sein; undemokratisch ist sie deswegen aber nicht. Demokratie ist eine Staatstugend unter vielen. Ihr Verhältnis zu anderen Vorzügen und Mängeln des Gemeinwesens lässt sich nur erfassen, wenn man sie scharf von diesen abgrenzt."
Huntingtons Definition stimmt mit unserem Alltagsverständnis überein. Ein Land gilt als demokratisch, sofern dort mehrere politische Parteien im freien Wettbewerb um die Wählergunst ringen. Erhöht sich die Teilhabe der Öffentlichkeit am politischen Leben, weil zum Beispiel die weibliche Bevölkerung das Wahlrecht erhält, so wird dies als Stärkung der Demokratie gewertet. Dass die Wahlen dem Anspruch genügen müssen, allgemein und gleich zu sein, setzt natürlich auch ein Minimum an Meinungs- und Versammlungsfreiheit voraus. Geht man aber über diese Grundforderungen hinaus, indem man das Prädikat demokratisch an die Garantie eines Katalogs sozialer, politischer, ökonomischer und religiöser Grundrechte knüpft, so verkommt der Terminus leicht zur Leerformel.
Hier stoßen wir unweigerlich auf einen anderen Begriff: Konstitutioneller Liberalismus. Er gründet auf dem in der westlichen Geschichte verwurzelten Bestreben, die Autonomie und Würde des Menschen vor politischen, kirchlichen, gesellschaftlichen und sonstigen Zwängen zu schützen. Der Begriff schweißt zwei eng miteinander verwandte Ideen zusammen: den Liberalismus als im 19. Jahrhundert begründete philosophische Denkschule, die den Freiraum des Individuums verficht; und den Konstitutionalismus, der den Rechtsstaat ins Zentrum der Politik rückt. Der konstitutionelle Liberalismus entstand in Westeuropa und den USA zum Zweck der Verteidigung des Rechts auf Unversehrtheit und Eigentum sowie der Glaubens- und Redefreiheit. Dazu fordert er eine Kontrolle der Amtsgewalt, Rechtsgleichheit, unabhängige Gerichte und die Trennung der Kirche vom Staat. In nahezu allen seinen Varianten postuliert der Verfassungsliberalismus naturgegebene, unveräußerliche Rechte, zu deren Wahrung sich der Staat dem Gesetz zu unterwerfen habe, das seine Machtfülle eingrenzt.
Die Frage: „Ist die Macht so breit gestreut wie möglich?" ist mittlerweile zum Demokratiedogma erhoben worden. Der US-Kongress etwa war früher als geschlossenes, hierarchisches Gremium dem Druck der öffentlichen Meinung ein Stück weit enthoben. Heute werden Transparenz und Offenheit gegenüber den Interessen der Wähler erwartet, und der Kongress richtet sich danach. Er ist dadurch ansprechbarer geworden, demokratischer – und leistet schlechtere Arbeit.
Ähnlich überdemokratisiert wirken die Parteien; zur bloßen Politkulisse verkommen, nehmen sie ihre historische Funktion als Selektions- und Schiedsinstanzen der gesellschaftlichen Willensbildung nicht mehr wahr. Angesichts der Dominanz der Meinungsumfragen und internen Vorausscheidungen dienen die Parteien nur noch als Vehikel des Zeitgeschmacks – ob dieser nun neoliberal, konservativ oder sonst wie daherkommt. Gewandelt hat sich auch die Rolle der beruflichen Eliten, allen voran die der Juristen, die einst eine verantwortungsbewusste, ihren Städten und Gemeinden verpflichtete Amtsaristokratie stellten. Als Sklaven eines ichbezogenen Professionalismus haben sie sich mittlerweile um dieses Ansehen gebracht, ihr öffentliches Engagement aufgegeben. Einen ähnlichen Weg sind Ärzte, Buchprüfer und Bankiers gegangen. Die einstigen Leitfiguren der Demokratie haben sich überlebt.
Ihren Platz nimmt die Demoskopie ein. Künftige Historiker werden unsere nimmermüde Jagd nach dem Zeitgeist mit ungläubigem Erstaunen analysieren. Kaum zu fassen, wie viel Zeit, Geld und Energie die Politik, die Unternehmen und die Medien darauf verwenden, die Meinung der Öffentlichkeit zu jedem erdenklichen Thema von der Sozialversicherung über das Leben nach dem Tode bis zum Erfrischungsgetränk zu ergründen. Geht es darum, vor dem Massengeschmack auf die Knie zu fallen, will jeder der erste sein. Als postmoderne Wahrsager interpretieren die Demoskopen die Befragungsergebnisse mit demselben Ernst, mit dem ihre Vorgänger in den Innereien der Opfertiere lasen. Wie der Blick auf die Eingeweide des Federviehs liefern leider auch Umfragen gelegentlich mehrdeutige Befunde; das Volk ist ja ohnehin für seinen Wankelmut bekannt. Schlägt die Stimmung um, stürzen alle wie die Lemminge dem neuen Trend hinterher.
Doch aus der Sicht des Volkes stimmt auch etwas nicht. Die Amerikaner sind vom eigenen politischen System weniger überzeugt denn je – und stehen damit keineswegs alleine da. In den meisten westlichen Ländern erreicht der Politikverdruss historische Höchstmarken. Wie weit dieses Unbehagen bereits gediehen ist, zeigt die jüngste Welle populistischer Unmutsäußerungen gegen das Establishment in allen Staaten Europas. Die zunehmende Unzufriedenheit mit dem System kommt ungelegen. Akute Krisensymptome wie Terrorismus, demographische Verschiebungen, Migration und Zivilisationskonflikte setzen die westlichen Demokratien unter Druck. Die Politiker müssen ihre Mitbürger vor neuen Gefahren schützen, den Wohlfahrtsstaat sanieren und die Einwanderung erleichtern, ohne einen Kampf der Kulturen zu provozieren. Wahrlich keine einfache Aufgabe. Doch gerade jetzt zeigt das politische System überall Verschleißerscheinungen: Dauerwahlkampf und Anbiederung an die Masse, Spendenaffären, Klientelpolitik und Lobbyismus haben vor allem in Amerika die Politik diskreditiert und werden mit erschreckend niedriger Wahlbeteiligung quittiert. Trotzdem orientiert sich die Welt nach wie vor am westlichen Demokratiemodell, denn viele glauben und beurteilen die unaufhaltsame Demokratisierung aller gesellschaftlichen Sphären als uneingeschränkt positiv. Der Zusammenbruch der alten Strukturen, die Öffnung der Systeme, die Einbindung aller in die Verantwortung sollen die Freiheit und das Glück des Einzelnen stetig mehren.
Als letzter Schrei in Sachen Demokratisierung gelten Volksentscheide. Kalifornien hat dabei die Nase vorn; andere Ländern schließen sich dem Trend an. Wer wollte der Forderung nach mehr Demokratie auch widersprechen?
Was aber, wenn die Freiheit nicht allein aus dem Chaos entstünde, sondern ebenso sehr aus einem Mindestmaß an Ordnung; nicht aus einer ungefilterten, plebiszitären, sondern aus einer regulierten, repräsentativen Demokratie? Was, wenn wir, wie fast überall im Leben, so auch hier der Anleitung und Einschränkung bedürfen? Und was schließlich, wenn wir unserer Freiheit nur dort sicher wären, wo diese Schranken besonders robust sind? Dieser Denkansatz bildet immerhin die Grundlage der modernen, freiheitlichen Demokratie, die im Westen seit jeher auf eine gemischte Staatsform im Sinne Aristoteles’ hinausläuft. Es gibt zwar eine gewählte Regierung, aber eben auch eine Verfassung und Gesetze, eine unabhängige Justiz, politische Parteien, Kirchen, Unternehmen, private Vereine und Berufsverbände. Weil die Souveränität vom Volk ausgeht, ist das Mehrheitsprinzip ein wesentlicher Bestandteil des Systems, das sich jedoch insgesamt sehr komplex gestaltet und durchaus nicht in allen seinen Zweigen Abstimmungen vorsieht. Die Funktion vieler solcher undemokratischen Institutionen besteht ja gerade darin, die Affekte der Menge zu zügeln, das Individuum zu erziehen, die Demokratie zu lenken und dadurch die Freiheit zu sichern. Wenn frischgebackene Juristen an der Harvard-Universität ihr Abschlusszeugnis überreicht bekommen, erinnert man sie an die Bedeutung der Gesetze als „weise Schranken, die uns zu freien Menschen machen"
These: Dieses Buch versteht sich seinerseits als Aufruf zur Mäßigung, zur Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Demokratie und Freiheit. Es ist kein Plädoyer gegen das Mehrheitsprinzip, wagt aber die These, dass man es damit, wie mit allen guten Dingen, auch übertreiben kann.
Beispiele:
Wir erinnern uns: Ausgerechnet in Athen, der anerkannten Hochburg der griechischen Demokratie, verhängt das Volk im vierten vorchristlichen Jahrhundert per Abstimmung über seinen größten Philosophen die Todesstrafe, weil ihm dessen Lehre missfällt. Die Hinrichtung des Sokrates mag demokratisch gewesen sein. Liberal war sie nicht.
Die griechischen Wurzeln des westlichen Freiheitsideals werden generell überbetont, sein altrömisches Erbe dafür vernachlässigt. Wenn Herodot die Hellenen als freies Volk beschreibt, meint er damit, dass sie nicht unter Besatzung oder Fremdherrschaft leben – ein Zustand, den wir heute eher in die Begriffe nationale Unabhängigkeit oder Selbstbestimmung fassen. In diesem Sinne ist auch Nordkorea ein freies Land. Den Römern war indessen ein anderer Freiheitsaspekt wichtiger: die Gleichheit vor dem Gesetz. Dieses Ideal kommt dem der Moderne schon viel näher, wie denn auch unser Wort liberal auf das lateinische liberalis (frei, großzügig) zurückgeht. Während die Griechen die Welt mit Philosophie, Literatur, Lyrik und bildender Kunst beschenkten, haben uns die Römer die Anfänge des Konstitutionalismus und des Rechtsstaates hinterlassen. Mit ihrer Dreiteilung der Staatsgewalt, der Beamtenwahl auf Zeit und der Rechtsgleichheit ist die römische Republik das Staatsmodell schlechthin, an dem sich insbesondere die amerikanischen Staatsgründer orientierten. Bis auf den heutigen Tag bestehen politischen Institutionen und Termini der Römer im Westen fort: Senat, Republik, Konstitution, Präfektur. Die westliche Gesetzgebung ist so stark vom römischen System geprägt, dass Juristen bis ins 20. Jahrhundert hinein solide Lateinkenntnisse benötigten.
Nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, zeichnet sich die Weimarer Republik durch ein ausgeklügeltes parlamentarisches System, Pressefreiheit sowie allgemeine, gleiche Wahlen aus. Dieses Systems bedient sich die NSDAP, um sich zu organisieren und auch in kleineren Städten Fuß zu fassen. Die Staatsorgane büßen im krisengeschüttelten Deutschland der zwanziger und dreißiger Jahre zusehends ihre Autorität ein; eine immer verzweifeltere soziale Realität scheint die Versprechen des Liberalismus und Konstitutionalismus Lügen zu strafen. Von Wirtschaftskrise und Hyperinflation gebeutelt, klammert sich die Masse ebenso wie die Mittelschicht an das von Hitler verkörperte Bild des energischen Führers, der dem Land wieder auf die Beine hilft. Je aggressiver der verhinderte Kunstmaler agitiert, desto populärer wird er. Daher zieht der amerikanische Politologe Jack Snyder in seiner penibel recherchierten Studie zum Werdegang der Demokratie das Fazit: „Am Ende der Weimarer Republik triumphiert der rassistisch-totalitäre Nationalismus nicht etwa trotz, sondern gerade wegen der Demokratisierung"
Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie:
Am einfachsten lässt sich die politische Widerstandskraft junger Demokratien aus deren materiellem Erfolg herleiten, genauer: aus dem Pro-Kopf-Einkommen. Der amerikanische Soziologe Seymour Martin Lipset bringt diese Wechselwirkung 1959 auf die Faustformel: „Je reicher ein Land, desto eher wird sich dort die Demokratie behaupten" Lipset zufolge steigt mit der Wirtschaftskraft einer Gesellschaft deren Fähigkeit, eine freiheitlich-demokratische Ordnung aufrechtzuerhalten. Seine These ruft sowohl Anhänger als auch Kritiker auf den Plan, die jeweils fleißig Daten sammeln, Regressionsanalysen durchführen und Annahmen abklopfen. Dass nach vierzig Jahren Forschung vereinzelte Einschränkungen und Vorbehalte gegenüber Lipsets Aussage fortbestehen, ändert nichts an deren prinzipieller Gültigkeit.
Schlussfolgerung: Die Errichtung einer demokratischen Staatsform müsste gelingen, sofern sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf auf wenigstens 3.000 Dollar beläuft. Diese Größenordnung bestätigt sich selbst dann, wenn man sie auf historische Fälle anwendet.
Wohlstand macht allerdings nur die Völker frei, die ihn sich erarbeiteten. Mancher Staat ist im letzten halben Jahrhundert zu Reichtum gekommen und dennoch autokratisch geblieben – darunter Nigeria, Venezuela sowie die Scheichtümer am Persischen Golf. Die Einkünfte aus der Erdölförderung bewirken dort deswegen keinen politischen Fortschritt, weil diese Länder gegenüber Europa und Asien wirtschaftlich enorm im Rückstand liegen. Sie haben sich nicht nach kapitalistischem Muster von der Agrar- über die Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft entwickelt, sondern lediglich mit dem Erlös ihrer scheinbar unerschöpflichen Bodenschätze die Attribute der Moderne – Prachtbauten, Krankenhäuser, Villen, Autos – aus dem Ausland bestellt. Die Bevölkerung blieb im wesentlichen so, wie sie war: ungeschliffen und schlecht ausgebildet. Die primitive Gesellschaftsordnung besteht fort. Um Spitäler, Schulen und Sender zu betreiben, muss die öffentliche Hand neben Wissen auch Fachpersonal aus Übersee importieren. Die lokale Geschäftswelt hängt am staatlichen Tropf.
Zur Verdeutlichung ein paar Zahlen: Ungeachtet des hohen Pro-Kopf-Einkommens können nur 62 Prozent der erwachsenen Saudi-Araber lesen und schreiben, von den Frauen sogar nur die Hälfte; in Kuwait, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten trifft diese immerhin auf drei Viertel aller Erwachsenen zu. Die Philippinen und Thailand dagegen, die einen signifikanten Anteil der ungelernten Arbeitskräfte der Golfsstaaten stellen, sind zu gut 95 % alphabetisiert – und bilden in Ostasien damit beinahe das Schlusslicht. Sollte ein aufgeklärtes oder zumindest der Schrift kundiges Volk tatsächlich eine Voraussetzung für Demokratie und Mitbestimmung sein, so hätten die arabischen Ölförderländer nach Jahrzehnten des Überflusses noch immer einiges nachzuholen.
Warum ist unverdienter Reichtum so problematisch? Weil er das Entstehen politischer Institutionen, moderner Gesetze sowie einer kompetenten Verwaltung verzögert. Nüchtern betrachtet, ist jede Regierung darauf aus, ihre Macht und ihren finanziellen Spielraum zu maximieren. Dazu bleibt ihr in einem ressourcenarmen Land nichts anderes übrig, als die Gesellschaft zu Wohlstand kommen zu lassen und einen Teil davon durch Steuern abzuschöpfen. So gesehen, war Asien mit seiner Armut gesegnet, weil seine Autokraten sich deshalb ordnungspolitisch mächtig ins Zeug legen mussten, um das Volkseinkommen zu steigern und so die Staatskasse zu füllen. Regime, die von Bodenschätzen zehren, haben es zu leicht, sind bloße Treuhänder des Staatsvermögens. Sie schlagen aus Erz- oder Ölreichtum Kapital, ohne sich der weit anspruchsvolleren Aufgabe stellen zu müssen, einen rechtlichen und institutionellen Rahmen zu schaffen, in dem die Konjunktur brumme (siehe Nigeria, Venezuela, Saudi-Arabien).
Verweilen wir noch etwas in der islamischen Welt. Bei aller Pracht der wechselnden Schauplätze bleibt es stets dasselbe Ritual: Ein hoher US-Diplomat betritt einen der Paläste im Kairoer Vorort Heliopolis, aus denen Staatspräsident Hosni Mubarak über Ägypten herrscht. Behutsam leitet der Amerikaner zum Thema Menschenrechte über, spricht sich für einen sanfteren Kurs gegenüber der ägyptischen Opposition aus, für mehr Pressefreiheit und gegen die Inhaftierung Intellektueller. Mubarak wird ungemütlich und schnauzt: „Wenn ich darauf eingehe, fällt Ägypten in die Hände der Islamisten. Wollen Sie das?" Worauf das Gespräch auf den Stand des Friedensprozesses zurückschwenkt.
Seit Jahren finden zwischen Amerikanern und Arabern solche Unterredungen statt. Von US-Präsitdent Bush bedrängt, den im Juli 2001 in Camp David ausgehandelten Friedensplan zuzustimmen, soll Palästinenserchef Jassir Arafat sinngemäß geantwortet haben: „Falls ich mich darauf einlasse, ist morgen die Hamas an der Macht"
Prinz Bandar Bin Sultan, der gewandteste Sprecher des saudischen Königshauses, wehrt diplomatischen Druck seitens der USA regelmäßig mit dem Hinweis ab, die wahrscheinliche Alternative zum derzeitigen System sei nicht etwa eine Demokratie im Sinne Jeffersons, sondern ein Gottesstaat nach Art der Taliban.
Das Schlimmste daran ist, dass vermutlich alle drei recht haben. Die Regime des Nahen Ostens mögen selbstherrlich sein, korrupt und unfähig; sie sind dabei aber immer noch liberaler, toleranter und pluralistischer als das, was aller Voraussicht nach an ihre Stelle treten würde. Freie Wahlen würden in vielen arabischen Staaten Politiker begünstigen, die in ihren Ansichten einem Osama Bin Laden näher stehen als beispielsweise dem weltoffenen König Abdullah von Jordanien. Als der Emir von Kuwait 1999 das Frauenwahlrecht einführen wollte, brauchte das demokratisch gewählte, von Islamisten dominierte Parlament das Vorhaben zu Fall. Beinahe bescheiden nimmt sich daneben die Initiative des saudischen Kronprinzen Abdallah aus, den Frauen das Autofahren zu gestatten (infolge des jetzigen Verbots arbeiten in Saudi-Arabien eine halbe Million Einwanderer aus Indien, den Philippinen und anderen Ländern als Chauffeure). Doch angesichts der vom religiös-konversativen Lager mobilisierten Proteste musste auch der Prinz schließlich nachgeben.
Nicht die muslimische Kultur gibt Anlass zur Sorge, sondern der Nahe Osten. In grellen Farben präsentiert sich dem Reisenden dort das gesamte Spektrum der Fehlentwicklungen, die man heute mit dem Reizwort Islam assoziiert. Iran, Ägypten, Syrien, Irak, Westjordanland, Gazastreifen, Golfstaaten: Diktaturen verschiedener Couleur allenthalben, von freiheitlich-demokratischer Ordnung keine Spur.

Wie steht es nun um unsere Demokratie?
Anfang der neunziger Jahre ist der Kalte Krieg zugunsten des Westens entschieden, die Kommunisten danken ab, an den Sozialismus glaubt niemand mehr. Amerika dominiert politisch, ökonomisch, militärisch, kulturell. Eigentlich Grund genug für die Nation, sich ein klein wenig zu freuen. Dennoch sieht das der Durchschnittsamerikaner anders. Allen Erfolgen zum Trotz glaubt er, es sei etwas faul im Staate, speziell am politischen System. Das Volk hat das Vertrauen in die Demokratie verloren; und im internationalen Vergleich zeigt sich, dass diese Sorge rund um den Globus geteilt wird. Die jahrzehntelange Inflation der Demokratie hat die USA womöglich härter getroffen als andere westliche Staaten. Gegründet als Republik, die zwischen dem Votum der Mehrheit und den Rechten der Minderheit – mithin zwischen Demokratie und Freiheit – zu vermitteln suchte, erliegt Amerika zunehmend einem naiven Populismus, in dem Offenheit und Beliebtheit als höchster Ausdruck politischer Legitimität gelten. Aus dieser Ideologie heraus werden im Namen des Volkes bewährte Institutionen demontiert, traditionelle Autoritäten in Frage gestellt und Einzelinteressen dem Gemeinwohl übergeordnet. Das amerikanische System ist aus dem Lot geraten; es ist demokratischer als früher, aber weniger frei.
Was also hat den Niedergang dieses Systems eingeläutet? Den entscheidenden Hinweis liefert der Zeitpunkt des Umschwungs. Warum geht das Vertrauen des Volkes auf seine Vertreter gerade seit Mitte der sechziger Jahre zurück? Eine Tendenz, die damals einsetzte und bis heute anhält, ist die forcierte Demokratisierung. Auch wenn es sich abenteuerlich anhört, von einer Demokratisierung der Demokratie zu sprechen, trifft diese Formulierung den Sachverhalt am besten: Seit den Sechzigern haben sich die staatstragenden Institutionen – Parteien, Parlamente, Behörden, ja sogar die Gerichte – dem Bürger und dessen Wünschen bewusst immer weiter geöffnet, sind sowohl strukturell als auch von ihrem Selbstverständnis her demokratischer geworden. So paradox es klingt, scheint gerade diese Öffnung den Ansehensverlust der betreffenden Staatsorgane zu bedingen.
Von der Warte des Durchschnittsamerikaners stellt sich das Problem freilich genau umgekehrt dar; er hat das Gefühl, seine Ansichten zählten sowieso nicht. Das stimmt insofern, als in Washington heute die Anwälte organisierter Sonderinteressen den Ton angeben. Allerdings wird oft übersehen, dass dies eine zwangsläufige Konsequenz der Öffnung der letzten dreißig Jahre ist: Je zugänglicher das politische System, desto leichter wird es vom Geld, von Lobbyisten und Fanatikern unterwandert. Was sich in Washington geändert hat, ist nicht, dass sich die Politik vom Bürger abschottet, sondern dass sie kaum noch etwas anderes tun, als Volkes Stimme zu lauschen.
Das einzig Beruhigende an diesem peinlichen Zirkus ist, dass sich die Politik mit ihrem Schmusekurs die Sympathie des Bürgers wider Erwarten immer mehr verscherzt. Den wohlgemeinten Rat eines Parlamentskollegen, den Briten ob der Not des Zweiten Weltkriegs stärker „sein Ohr zu neigen" soll Winston Churchill mit der Feststellung beantwortet haben, die Nation werde kaum zu einem Premierminister aufblicken, den sie in einer solchen Haltung antreffe. Seit drei Jahrzehnten ertragen die Amerikaner die Katzbuckelei ihrer Repräsentanten – und haben sie gründlich satt. Vielleicht spüren sie, dass das nicht der Sinn der Demokratie sein kann.
In seinem 1956 veröffentlichten Buch Zivilcourage lobt John Kennedy, damals noch Senator von Massachussetts, die Prinzipientreue, mit der frühere Staatsmänner unpopuläre Positionen verteidigten. Kennedy möchte seine Funktion nicht darauf reduziert wissen, die Befindlichkeit seiner Wähler zu spiegeln:
Es ist fast unmöglich, eine so enge Auffassung von der Rolle eines Senators der Vereinigten Staaten zu akzeptieren, derzufolge ich von der Bevölkerung des Staates Massachussetts nur zu dem Zweck nach Washington entsandt worden wäre, um dort als Seismograph die Veränderungen in der öffentlichen Meinung zu verzeichnen. Die Wähler haben uns auserkoren, weil sie Vertrauen in Urteilskraft besitzen und in unsere Fähigkeit, diese Urteilskraft in einer Stellung auszuüben, die uns in den Stand setzt, zu bestimmen, was ihren Interessen als Teil des nationalen Ganzen am besten dient. Das bedeutet, dass wir zuweilen die Meinung der Wähler lenken, unterrichten und korrigieren müssen und sie manchmal sogar nicht beachten dürfen.
Ob sich Kennedy stets an die eigenen Lehren hielte, bleibt dahingestellt. Das Buch jedenfalls fand ein begeistertes Echo, gewann den Pulitzer-Preis und verkaufte sich reißend. Heute wird man den achtbaren Standpunkt des jungen Senators mit wehmütigem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen.
Was wir heute vielfach beobachten, lässt sich unter dem Begriff direkte Demokratie zusammenfassen. Am besten lässt sich dies am Beispiel Kaliforniens untersuchen. Als traditionsreiches Versuchsgelände für das Regieren per Volksentscheid ist der „Goldene Staat" nicht nur der Prototyp einer zeitgenössischen Basisdemokratie, sondern auch ein Vorbote künftiger Entwicklungen. Kalifornien hat mehr Einwohner als jeder andere Bundesstaat der USA; seine Wirtschaft ruht auf den drei Säulen Agrarindustrie, New Economy und Rüstung. Die Bevölkerung zeichnet sich durch ethnische, kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt aus. Vor allem aber ist Kalifornien nationaler, oft auch globaler Trendsetter in Sachen Technik, Konsum, Mode, Freizeit und Unterhaltung. Hier trieb der Automobilkult seine ersten und üppigsten Blüten, wuchern die Vorstädte, gehen die Leute zum Sport als in die Kirche, erfand man die Pizza mit Ziegenkäse. Die materiellen und ideologischen Kräfte, die viele glauben machen, die Zukunft gehöre der direkten Demokratie – darunter der Niedergang der Parteien, die Telearbeit, der technische Fortschritt, das Internet – sind nirgends so dominant wie entlang der Südwestküste. Außer der Schweiz, die sich eher als Kuriosum denn als Schrittmacher präsentiert, ist Kalifornien die direkteste Demokratie der Welt. Sollte dies tatsächlich das System von morgen sein, dann sehen wir einer Zukunft entgegen, die nicht funktioniert.
Ehre, wem Ehre gebührt. In den Fünfzigern und frühen Sechzigern gilt Kalifornien als einer der am besten verwalteten Staaten der USA. Die Nummer eins: das blühende, berückende Kalifornien", titelt Newsweek 1962; die Kollegen von Time kontern mit „Kalifornien": ein Staat unter Strom". Grund zur Hochstimmung gibt es allemal. Die Konjunktur brummt, und trotz zurückhaltender Besteuerung verfügt die öffentliche Hand über Mittel im Überfluss, die sie in den Straßenbau, in Bewässerungssysteme, eine tüchtige Polizei, aber auch in großzügige Freizeit- und Grünanlagen investiert. Die größte Errungenschaft des Bundesstaates ist sein erstklassiges Bildungsangebot vom Kindergarten bis zur renommierten, in mehreren Städten niedergelassenen University of California. Während die Intellektuellen aus dem alten, verregneten die wonnige Zufriedenheit der Kalifornier (für Woody Allen lauter „glückselige Trottel") kaum ertragen, erscheint der prosperierende, kompetent regierte Sonnenstaat dem Rest der Welt als Verkörperung des amerikanischen Traums.
Und heute? Im Frühjahr 2001 wird Kalifornien von Stromausfällen und Versorgungsengpässen lahmgelegt, wie der Autor sie nicht einmal während seiner Kindheit in Indien erlebt hat.
Auch wenn Plebiszite die Richtung vorgeben, braucht man politisches Fachpersonal, um sie umzusetzen. Genau das verhindern die vielen Volksbegehren, indem sie der Politik Verantwortung übertragen, aber keine Macht gönnen – ein Phänomen, das sich keineswegs auf Kalifornien beschränkt.
So fordern die Wähler meist Steuersenkungen bei gleichzeitiger Verbesserung der Bürgerdienste. Man muss schon hexen können, um beides unter einen Hut zu bekommen. Der Dauerbeschuss mit Sonderwünschen aus dem Volk erzeugt einen Wildwuchs an Gesetzen, die einander oft widersprechen – ohne die Aussprachen, Anhörungen und Beratungen, die das parlamentarische Verfahren auszeichnen. Nach dem Motto „Friss oder stirb" bieten die Volksbegehren kaum Gelegenheit zur Differenzierung oder Anpassung an die Realität.
So bleibt festzuhalten:
Die Deregulierung der Demokratie ist zu weit gegangen. Wegen seiner Schwerfälligkeit erfüllt das politische System derzeit weder seine Aufgabe noch genießt es den Respekt der Regierten. Obwohl es niemand offen anzusprechen wagt, spürt im Grunde jeder, dass mit der zeitgenössischen Demokratie etwas nicht stimmt. In allen seit längerem demokratischen Staaten erreicht der Politikverdruss historische Höchstmarken.
Ungeachtet der Existenz Hunderter nicht gewählter Expertenkreise, von denen sich demokratische Regierungen beraten lassen, beziehen viele zeitgenössische Staatstheoretiker radikale Positionen, sprechen sich für eine möglichst ungefilterte Basisdemokratie aus. Blind gegenüber den Sachzwängen, die solche Gremien erforderlich machen, und ohne zu berücksichtigen, dass deren Mitglieder gewählten Amtsträgern zuarbeiten, stimmen die Politosophen in die Straßenproteste gegen das Schreckgespenst einer Weltregierung ein. Im Brustton der Überzeugung singen sie das Loblied auf das Volk und fordern ein Maximum an direkter Mitsprache – außer an ihren Universitäten, an denen nach wie vor das Feudalystem herrscht. Infolgedessen klaffen Theorie und Praxis immer weiter auseinander.
Die Politik trifft jedoch insofern eine Mitschuld an der Legitimationskrise, als sie komplizierte Materien gerne bei nicht gewählten Gremien ablädt, um sich später mit Scheinattacken auf letztere beim Wahlvolk einzuschmeicheln. Von den positiven Begleiterscheinungen eines niedrigen Haushaltdefizits sind Europas Regierungen äußerst angetan, doch wenn sie den Wählern die damit verbundenen Ausgabenkürzungen beibringen müssen, schieben sie die Verantwortung auf die Bürokraten in Brüssel. Kein Wunder, dass die Bürger die Weisungsbefugnis der Union zunehmend in Frage stellen.
Nach Ansicht der amerikanischen Verfassungsväter verspricht die delegierte Demokratie eine bessere Politik, weil sie die Staatsgeschäfte in die Hände erfahrener Personen legt, die sich dafür interessieren und dem Volk Rechenschaft ablegen müssen. Madison schätzt an ihr, dass sie allzu subjektive Interessen und beschränkte Horizonte relativiert. Genau das ist heute die Krux. Während überall sonst das Delegieren und Differenzieren auf dem Vormarsch ist, schwimmt die politische Klasse gegen den Strom. Stellte man sich in der Wirtschaft auf den Standpunkt, mit der Leitung eines Konzerns könne man jeden betrauen, da es auf Sachkompetenz nicht ankomme, würde man zu Recht ausgelacht. Vertritt man solchen Unsinn in der Politik, gilt man als weise. Obwohl wir schon mit der Steuererklärung, dem Abfassen unseres Testaments und der Bedienung des Videorekorders heillos überfordert sind, bilden wir uns ein, wir taugten zum Gesetzgeber.
Der moderne Staat muss außergewöhnliche Belastungen meistern (Terrorabwehr, Globalisierung, Überalterung) und obendrein sein politisches System sanieren. Demokratische Entscheidungprozesse müssen gestrafft, der Konstitutionalismus gegenüber dem Mehrheitsprinzip gestärkt, ramponierte Institutionen revitalisiert werden. Am schwierigsten wird es, die Mächtigen dazu zu bringen, sich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen, mit gutem Beispiel voranzugehen und nicht nur juristisch, sondern auch moralisch einwandfreies Verhalten vorzuleben. Fehlt dieser innere Zusammenhalt, verkommt die Demokratie zur leeren Hülle, die der Gesellschaft gleichermaßen unangemessen wie gefährlich ist, weil sie die Freiheit erstickt und Andersdenkende ausgrenzt, statt sie zu integrieren.
Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Demokratie. Dass dies nicht als Ruf nach einem starken Mann oder Diktator gemeint ist, versteht sich von selbst. Wohl aber sollten wir herausfinden, warum manche gesellschaftlichen Institutionen (Zentralbanken, Verfassungsgerichte) so viel besser arbeiten als andere, speziell die Parlamente.

Dienstag, 14. August 2007

Pomadig...

Thomas Doll bezeichnete das Spiel seiner Mannschaft als "pomadig"...

Für alle, die mit diesem Wort nichts Richtiges anfangen können, die Erklärung des Dornseiff's:

wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist • verspätet • allmählich · gemächlich · gemütlich langsam · pomadig · rückständig · säumig · spät · unpünktlich · unzuverlässig • sich verspäten · auf sich warten lassen · aufgehalten werden · sich aufhalten · ausbleiben · sich besinnen · nachhinken · noch ausstehen · säumen · verweilen · verziehen · sich verzögern · zaudern · sich Zeit lassen · sich Zeit nehmen · zögern • hinausschieben · aufschieben · hinhalten · stunden · verlängern · verschieben · verschleppen · vertagen · vertrösten · zurückstellen • sich zurückhalten

Jetzt hat es auch der Allerletzte verstanden...

Montag, 13. August 2007

Die Perseiden-Sternschnuppen...

Hat sie jemand schon gesehen? Seit dem 20. Juli funkelt der berühmte Sommer-Sternschnuppen-Schauer der Perseiden. Er ist wohl der schönste Meteoritenstrom. Zu seinem Maximum am 12. und 13. August blitzen hundert bis dreihundert Schnuppen pro Stunde auf. Mit rund 60 Kilometern pro Sekunde sind die Perseiden sehr schnelle Schnuppen. Bis zum 24. August sausen sie noch über den Himmel. Ihr Radiant, von dem die Sternschnuppen auszuströmen scheinen, liegt im Sternbild Perseus - von ihm haben sie ihren Namen...

Soviel Wünsche kann man gar nicht haben...

Schauriges Spiel...

...Kommentar des ksta zum Spiel des 1. FC Köln in Hamburg...

Schaurig? Hat es geregnet in Hamburg?

Ich glaube, ich bin hier falsch...

Wie "üblich" gehe ich erst mal in den falschen OP-Saal...
Als ich die Unfallchirurgen sehe, meine ich nur: "Da bin ich wohl falsch..."
Daraufhin OP-Pfleger David: "Ganz kann man das so wohl nicht sagen..."
Womit er Recht hat!

BVB Nachlese...

Frau Trapp war ganz niedergeschlagen...und dann steht das Derby auf Schalke vor der Tür...so wie die Schalker in Stuttgart gespielt haben, ist es ganz klar, daß der BVB verlieren wird...
In der Frühbesprechung wurde "ganz dezent" das Ergebnis angesprochen...Im Laufe des Tages begegne ich OA Kaminsky, gehen wortlos aneinander vorbei, bleiben dann stehen, drehen uns um, geben uns die Hand...Trauerarbeit...seine Lilien haben verloren, meine Borussen haben verloren...

Sonntag, 12. August 2007

Bundesliga...

Eintracht Frankfurt - Hertha BSC 1 : 0 Amanatidis macht den Unterschied!
Kickers - Paderborn 2 : 0 Guter Start...
BVB - Duisburg 1 : 3 Ich kann es nicht glauben! Das war eine Zebra-Stampede...Wenn ich morgen mit Frau Trapp telefoniere, kann ich wenigstens sagen, dass ich nicht im Stadion war... (sie meint nämlich, immer, wenn ich im Stadion bin, verliert der BVB...) "Können die nicht ordentlich Fußball spielen, die bekommen doch soviel Geld..." meint meine "Kleine"

Fußball ist geistig anspruchsvoller als Schach!

Es ist nun wissenschaftlich fundiert... Hans-Peter Thier, Direktor des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschungen in Tübingen zeigt sich fasziniert von den Leistungen eines Fußballergehirns: "Zusammenspiel von zielgerichteten, motorischen Fähigkeiten, guter Orientierung im Raum und der Fähigkeit, im entscheidenden Moment das richtige zu tun".

Und das gilt keineswegs nur für die Spieler, sondern auch für Zuschauer. Denn: in den wenigen Sekunden, die ein Spieler für das Zurechtlegen des Balls vor einer Ecke benötigt, von der Couch aufzuspringen, zum Kühlschrank zu spurten, eine Flasche Bier herauszunehmen und im Zurücklaufen zu öffnen und genau rechtzeitig wieder auf der Couch zu sitzen - wie sonst sollte man das nennen als eben: "Zusammenspiel von zielgerichteten, motorischen Fähigkeiten, guter Orientierung im Raum und der Fähigkeit, im entscheidenden Moment das richtige zu tun"?

Anaesthesists get new guidelines for morbidly obese patients

Toby Reynolds
BMJ
The rising number of morbidly obese people in the UK population has prompted anaesthetists to write new guidelines for managing these higher risk patients, emphasising the need for training and suitable equipment.
In England nearly 3% of women and 1% of men are morbidly obese (with a body mass index (BMI) of >40), and well over a fifth of the population are obese (BMI >30), government figures show.
The new guidelines, issued by the Association of Anaesthetists of Great Britain and Ireland, say that each hospital should have a named consultant anaesthetist responsible for making sure that staff and facilities are appropriately prepared for the perioperative management of morbidly obese patients. Each operating theatre should also have a member of staff with this responsibility.
"Many clinicians are aware of an increasing number of morbidly obese patients. It really is becoming significantly more common," said Alastair Chambers, consultant anaesthetist at Aberdeen Royal Infirmary, who led the committee that wrote the guidelines.
"We do know that these patients suffer a higher incidence of anaesthetic complications, but we don't have hard data to quantify this. It is timely to set these guidelines in place to minimise the chances of these complications," Professor Chambers said.
The guidelines say that every major hospital is likely to encounter patients weighing more than 150 kg and that some of these patients will present in emergencies.
Morbidly obese patients have a greater risk of developing deep vein thrombosis, wound infection, and respiratory complications. They are also more likely to need intensive care after an operation.
In such patients intubation is often more difficult, low oxygen saturation during general anaesthesia is more common, and regional anaesthesia is harder where landmarks are obscured.
The guidelines say that all trained anaesthetists should know how to manage such patients.
"They need to be familiar with the equipment and the risks that these patients present. Formally recording a patient's weight and height is a good start," said Professor Chambers.
Clinicians need to make sure they know the weight tolerances of operating theatre beds, when flat and when tilted, he said.
"Calculating the dose of drugs that you should give these patients is not always straightforward," he added.
He pointed out that staff were also at risk, highlighting back pain as a potential consequence of unsafe lifting. The guidelines say that mandatory courses on manual handling should cover morbidly obese patients.
Each hospital should have at least one theatre and several critical care beds prepared for morbidly obese patients and should develop clear guidance for staff in out of hours emergencies.
Hospitals should also make sure they have sufficient supplies of larger gowns, tourniquets, and blood pressure cuffs.
The guidelines are available at http://www.aagbi.org/.


BMJ 2007;335:275 (11 August), doi:10.1136/bmj.39300.400266.DB

Management der Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft

Szenario
In der Familie von Frau SC, 29 Jahre alt, gibt es Schilddrüsenerkrankungen. Neun Monate nach ihrer ersten Geburt 1999, wurden positive TPO-Antikörper und ein Serum-TSH von 3.1 mU/L gefunden. Eine Behandlung wurde nicht eingeleitet, aber Frau SC wurde darauf hingewiesen, ihre Schilddrüsenfunktion regelmäßig überprüfen zu lassen, ein Rat, den sie nicht befolgte.
Zwei Jahre später, in der sechsten Schwangerschaftswoche, wurde bei ihr eine autoimmun-bedingte Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert: Serum TSH 150 mU/L, freies Thyroxin 2.6 pmol/i (normal 10-26), TPO-Antikörper 990 U/ml (normal <60).

Eine subklinische (milde) Unterfunktion (definiert als TSH 4-10 mU/l) ist mit einem schlechterem Outcome der Schwangerschaft assoziiert. Obwohl die Effektivität der Behandlung der subklinischen Unterfunktion von Frauen in der Schwangerschaft nicht bewiesen ist, wird die Therapie mit Thyroxin empfohlen, da der potentielle Nutzen das potentielle Risiko bei weitem übersteigt.

Welche Fragen sind offen?

Wir wissen nicht, wie niedrig das mütterliche freie Serum-Thyroxin sein muß, bevor die normale fötale Entwicklung beeinträchtigt ist. Die relative Bedeutung der frühen versus der späten Unterfunktion im Verlauf der Schwangerschaft ist auch unklar.
Darüberhinaus kann die mütterliche Schilddrüsen-Unterfunktion während der Schwangerschaft unerkannt bleiben (und wird aus diesem Grund nicht therapiert), manchmal wird die Unterfunktion sogar Monate nach der Geburt immer noch nicht diagnostiziert.


BMJ 2007;335:300-302 (11 August), doi:10.1136/bmj.39189.513935.BE
Practice
Pregnancy plus
Unresolved questions in managing hypothyroidism during pregnancy
Daniel Glinoer, Marcos Abalovich

Samstag, 11. August 2007

Büchertisch

  1. Heiliger Krieg am Hindukusch von A Raschid, Droemer
  2. Die heiligen Kühe und die Wölfe des Wandels von E Schlehuber, Gabal
  3. Das Pinguin Prinzip von J Kotter, Droemer
  4. Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft. Die Kraft der Intuition von B Kast, S. Fischer
  5. Scharfe Stellen von Katinka und Fritz Eycken, Zweitausendeins
  6. Fußball unser von Ch Zaschke, E Augustin, Ph v Keise, Süddeutsche Zeitung
  7. Lucy mit c. Mit Lichtgeschwindigkeit ins Jenseits von M Niemz, Books on Demand
  8. Moral Minds. How Nature Designed Our Universal Sense of Right and Wrong von M Hauser, Harper Collins
  9. Patient Kind von A Gofferje, A Sentker, Trias
  10. In einem stillen Land. Fotografien 1965-1989 von Roger Melis, Lehmstadt-Verlag

Kalte Hände...

...dafür aber Feuer im Herzen...
Matthias ruft mich an, er hat eine Patientin, bei der er den Verdacht auf eine Appendizitis hat. Ich mache mich auf den Weg und gehe in's Fachärztezentrum hinüber.
Bevor ich den Bauch der Patientin untersuche, sage ich noch, daß meine Hände etwas kalt sind...
Meint sie: "Kalte Hände, dafür aber Feuer im Herzen!"
Da konnte ich nur noch sagen: "Da ist sicher was dran!"
Wir mußten beide lachen...

Nicht explodierte Munition - ein ernstes Problem in Afghanistan

Unexploded munitions are a serious problem in Afghanistan
High profile campaigns have successfully highlighted the dangers of landmines, but data from Afghanistan show unexploded ordnance continues to harm a greater number of people, particularly children.
When researchers analysed 5471 incidents of individuals injured or killed by these devices between 2002 and 2006, they found that 2749 (50.3%) were caused by unexploded ordnance and 2314 (42.3%) by landmines. An unknown device caused the rest. The proportion of deaths and injuries caused by unexploded ordnance rose from 48.4% in 2002 to 58.8% in 2006

JAMA 2007;298:516-8

Spiel mit Licht und Schatten

Die High-Dynamic-Range-Technik (HDR) produziert hyperreale Bilder aus unterschiedlich belichteten Fotos. Aus den Bilderserien, die mit Stativ aufgenommen werden, sucht sich der Computer die korrekt belichteten Partien zusammen. Hinterher werden die Kontraste in den verschiedenen Bildbereichen wieder rausgearbeitet. Das Ergebnis: Häusersilhouetten bekommen Heiligenscheine vor dunklem Himmel, Wolken schillern in Bonbonfarben, und im Schatten lauern mystische Auren.

Zur digitalen Fotokunst und optischen Täuschungen geht es hier.

Freitag, 10. August 2007

Borussia Dortmund - Spieltermine

12.8.07 17:00 BVB : MSV Duisburg

18.8.07 15:30 Schalke : BVB

25.8.07 15:30 BVB : Cottbus

01.9.07 15:30 Rostock : BVB

14.9.07 20:30 BVB : Bremen

Für die Heimspiele am 12.8. und 25.8. kann ich meine beiden Dauerkarten für die Südtribüne kostenlos zur Verfügung stellen; wer hat Lust, am 14.9. mit mir das Heimspiel zu besuchen?

Nachtgebet für Fußball-Manager...

"First rule of leadership - everything what's going wrong is your fault!"

Darauf kommen aber die wenigsten, die meisten nicht mal dann, wenn sie rausgeschmissen werden (ich glaube, auch beim zweiten Mal nicht...)

Caput medusae

Ein 47jähriger Mann stellte sich mit einer seit sieben Jahren bekannten kompensierten Leberzirrhose auf Grund einer chronischen Hepatitis B zur routinemäßigen Kontrolle vor. Bei der körperlichen Untersuchung fand man eine harte Leber, eine gering vergrößerte Milz und auf dem Bauch leicht geschlängelte Venen, vor allem um den Nabel. Der Zustand des Patienten war seit Jahren stabil, aber in der letzten Zeit wurden die venösen Erweiterungen allmählich deutlicher, besonders um den Nabel.

Diese venöse Dilatationen sind Ausdruck einer portalen Hypertension mit einem rückwärtigen Blutfluß von der linken Pfortader über das Ligamentum falciforme und dann zu den Venen der Bauchwand in derNabelregion.

Yang P and Chen D, NEnglJMed 2005; 353:e19

Zum Auftakt der Bundesliga

Der Klassiker Deutschland-Holland
Am 18. November 1998

00:00
Deutschland in Weiß
Holland in Rot
Rasen in Grün
Weißwein im Blick.

10:00
Holland besticht
Möller versiebt
Bierhoff verzieht
Weißwein verlockt.

20:00
Reiziger trifft
Stand null zu eins
Holland erfreut
Weißwein entkorkt.

30:00
Basler vergeigt
Möller verspielt
Bierhoff verfehlt
Weißwein verschönt.

40:00
Holland entzückt
Deutschland enttäuscht
Chance vertan
Weißwein tut not.

50:00
Rehmer kommt rein
Marschall staubt ab
Stand eins zu eins.
Weißwein auf ex.

60:00
Spielzeit verrint
Deutschland versagt
Unmut nimmt zu
Weißwein nimmt ab.

70:00
Möller sieht Gelb
Basler geht raus
Zickler kommt rein
Weißwein muß sein.

80:00
Seedorf versucht
Marschall verflucht
Spielfluß verflacht
Weißwein versiegt.

90:00
Möller baut ab
Schiri pfeift ab
Ribbeck wägt ab
Trinker winkt ab:

Weißspiel!

Rober Gernhardt

Donnerstag, 9. August 2007

BVB

ZEIT-Mitarbeiter erklären, was ihr Lieblingsverein in der beginnenden Bundesligasaison zu bieten hat ...

Jedes Jahr ein Kind, bis es elf Borussen sind! (ist das nicht schön? Da helfen wir doch alle gerne mit...) Wir bauen noch auf und um, zur Salatschüssel wird's diesmal nicht ganz reichen. Noch nicht. Aber wir wollen wieder "Meisterverhinderer der Herzen" werden. Wie letztes Jahr, als wir erst den Bayern die Lederhosen auszogen und dann Gasprom 04 vor dem unverdienten Titel bewahrten.

Bartholomäus Grill

Do legts di nieda...

Da wird über den Kinderschwund in Deutschland gejammert...eine hessische Stadt stemmt sich erfolgreich diesem Trend entgegen!
Sage und schreibe 15 Geburten von Freitag Abend bis Montag in der Früh verzeichnete die Geburtshilfe in der Asklepios Klinik Langen!
Was war eigentlich los vor 9 Monaten? Die Fußball-Weltmeisterschaft war zu Ende...

Nettes Erlebnis

Ich bin auf dem Weg in den OP und komme am Röntgen vorbei, dort sitzt eine ältere Dame in einem Rollstuhl - gottergeben aber heiteren Gemüts..sie warte eben, bis sie von der Station abgeholt wird...na dann - ich nehme den Rollstuhl mit der netten Patientin und mache mich auf dem Weg zum Fahrstuhl. Unterwegs treffe ich einen netten Pfleger aus der Ambulanz, fragt mich, ob ich sowieso auf dem Weg zur Station sei. Als ich das verneine, nimmt er mir einfach meine nette Patientin weg und bringt sie selber auf die Station.
Später treffe ich ihn wieder, meint lachend: "Auf der Station haben sich alle gefreut..."
Kleine Freundlichkeiten erleichtern das Zusammenleben...
Ich bedanke mich dafür!

"Ich habe viel Zeit"

Heute war ich bei der In house-Prüfung des MDK's mit am Tisch...
Der MDK-Kollege hat die Ruhe weg: "Ich habe viel Zeit..." Und wenn ich nicht der Ärztliche Direktor wäre, würde er es auch ablehnen, dass ich bei der Besprechung der internistischen Patienten mit dabei bin...
Wahrhaftig - eine Prüfung...für meine Selbstdisziplin...die ich aber wahrscheinlich zum Erstaunen aller bestanden habe!

Geld schießt Tore

Die Bundesliga-Clubs haben investiert wie noch nie, frei nach dem Motto: "Geld schießt Tore!" Und Uli Hoeneß tönt: Wir werden so weit vorn stehen, daß die anderen ein Fernglas brauchen...
Die Clubs schwimmen im Geld...mal sehen, wann das Kartenhaus zusammenbricht...manche haben ihre Lektion ja schon gelernt...

Willst du jammern...

...oder willst du etwas verändern?
Gestern hatte ich mit unserem Kliniksseelsorger Herrn Pfarrer Lehrbach ein längeres, sehr gutes Gespräch...
es ging letztlich um die Ethik in der Medizin - wie können wir unseren Blick schärfen, für die Patienten...wie können wir, unter dem Diktat der Ökonomisierung der Medizin, noch den Menschen erkennen...
Jammern allein hilft nicht, wir wollen etwas verändern, und da wollen wir vorangehen!

Mittwoch, 8. August 2007

Sprache

Fußball ermöglicht auf ungeahnte Weise, seinen sprachlichen Horizont zu erweitern...

Da war "mein" BVB auf der Intensivstation...Pardon, nein, er war nicht auf der Intensivstation, sondern im Vorraum der Pathologie...wie er da wieder ins Leben zurückgekehrt ist, hat schon etwas mit Mystik zu tun...

Fußballspieler werden als "Deppen" bezeichnet...

Nette Metapher - im Stern gefunden:

"In stürmischen Zeiten kommt es nicht darauf an, woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt."
Es knarzt gewaltig beim FC. Nachdem die Winde während der Sommerpause dank personeller Umstrukturierungen und einer ordentlichen Vorbereitung abgeflaut waren, knarzt es jetzt wieder gewaltig in der Takelage. Das frühe Pokal-Aus ist wie ein Kaventsmann vor den Bug geprallt, und am Freitag, zum Liga-Start, schippert man zu den "Freibeutern der Liga" in St. Pauli, die gerade Kölns rheinischen Rivalen Bayer Leverkusen versenkt haben. Es scheint so weiterzugehen wie in der vergangenen Spielzeit, als der Zweitliga-Krösus so erbärmlich absoff wie das berühmte Schatzschiff Sussex 1694 vor Gibraltar.

Ja, die Schiffahrt hat es schon in sich...

Lehrlingsausbildung Herat -Afghanistan

Fachlehrer der August-Bebel-Schule Offenbach (Berufsschule) haben für eine Lehrlingsausbildung in Herat/Afghanistan folgendenen Vorschlag erarbeitet:
Wasser/ Elektrotechnik sowie Zweiradtechnik, Schwerpunkt Fahrradtechnik
Grundlage für alle genannten Berufsfelder ist eine fundierte Grundausabildung im Bereich der Metallbearbeitung, evt. projektbezogen Hierzu gehören:


Arbeiten mit handgeführten Werkzeugen
Arbeiten mit handgeführten Elektrowerkzeugen
Arbeiten mit einfachen Metallbearbeitungsmaschinen
Montieren von Bauteilen und Baugruppen
Oberfächenbehandlung, Korrosionsschutz, Arbeitssicherheit, Umweltschutz

zu allen genannten Punkten gehören jeweils fundierte Grundlagen der Fachtheorie (z.Bsp. Kenntnisse und Auswahl von Halbzeugen, Werkstoffen und Werkzeugen)

Zu 1.: - Bereitstellung von Material- Messen, Prüfen, Anreißen- Sägen, Feilen, Meißeln- Bohren, Senken, Gewindeschneiden- Blechbearbeitung
Zu 2.: - Bohrmaschine- Schleifmaschine- Elektrosägen (Stichsäge, ...)- Gewindeschneidemaschinen- Rohrbiegemaschinen
Zu. 3.: - Hebelschere- Abkantbank- Drehmaschine- Tisch- bzw. Ständerbohrmaschine- Hobelmaschine - Fräsmaschine- Bandsäge- Schweißgeräte (Elektro/Autogen)
Zu. 4.: - Montagewerkzeuge (Gabelschlüssel, Ringschlüssel, Zangen, Schaubendreher, Schraubzwinge, Hebzeuge, Flaschenzug, ......)- Verbindungstechniken Þ Schrauben/Schweißen/Nieten/Kleben/Löten/...- Montagtechniken Þ Befestigungstechniken z.Bsp. Dübeln- Handhabung von Leitern, Gerüsten und Hilfsmitteln (Keile, Montag-estützen, .....)
Zu. 5.: - Pinsel und andere Beschichtungswerkzeuge, Farben, Lacke- Reinigungsmittel, Lösungsmittel- Persönliche Schutzausrichtung (Augen, Mund, Nase, Ohren, Hand)- Arbeits- und Gesundheitsschutz für Dritte, Umgebung und Umwelt


Patrik Hassler, Dieter Weber, Georg Wiederhold 07.05.2007

Dienstag, 7. August 2007

1187

Saladin erobert Jerusalem - und: er verbietet seinen Soldaten, die Christen zu töten...
Ein Jahrhundert zuvor haben die Kreuzritter Jerusalem erobert und alle Muslime abgeschlachtet...
Und Richard Löwenherz ist schon unterwegs, Jerusalem zurückzuerobern...
Hat sich seitdem viel verändert?

Die Cochrane Collaboration

Die Cochrane Collaboration (CC) ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin orientiert. Das zentrale Ziel ist die Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem. Dieses Ziel wird vor allem durch die Erstellung, Aktualisierung und Verbreitung systematischer Übersichtsarbeiten ("systematic reviews") auf der Basis von kontrollierten klinischen Studien erreicht. Die Cochrane Collaboration wurde 1993 gegründet und ist nach dem britischen Epidemiologen Sir Archibald Leman Cochrane benannt.
Das wichtigste Produkt der Collaboration ist die Datenbank systematischer Übersichtsarbeiten (Cochrane Database of Systematic Reviews), welche vierteljährlich als Teil der Cochrane Library publiziert wird.
Die Erstellung und Aktualisierung systematischer Übersichtsarbeiten (die Hauptaufgabe der CC) fällt in die Verantwortung der z.Zt. 50 international besetzten Cochrane Review Groups (CRG). Die Mitglieder dieser Gruppen - Forscher, Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Ärzte, Patienten u.a. - haben ein gemeinsames Interesse daran, verlässliche und aktuelle Erkenntnisse zusammenzufassen, die relevant sind im Hinblick auf Prävention, Behandlung und Rehabilitation bestimmter Gesundheitsprobleme oder Problemgebiete. Editorial Teams (Redaktionsteams) der CRGs koordinieren die Erstellung und Aktualisierung der Reviews und achten darauf, dass alle Arbeiten nach den hohen Qualitätsstandards der Cochrane Collaboration durchgeführt werden.Die Aktivitäten der Collaboration werden von einer demokratisch gewählten Steering Group geleitet und von den Mitarbeitern der weltweit vertretenen Cochrane Entitäten (Centres, Review Groups, Methods Groups, Fields/Networks) unterstützt

Deutsche Zusammenfassungen in laienverständlicher Sprache gibt es hier.

Der BVB-Präsident

Dr Rauball ist neuer Liga-Präsident...Herzlichen Glückwunsch! Einstimmig gewählt...dabei war ja im Vorfeld einer gegen ihn, hat sich wohl eines Besseren besonnen..
Wie der "kleine Doktor" das nur macht, drei fulltime-Jobs (Anwalt, BVB-Präsident, Liga-Präsident) unter einen Hut zu bekommen? Ich sage nur: die "neuen Alten" kommen!
Glück auf, Dr. Rauball!

Montag, 6. August 2007

Warum ist Fußball so schön?

Weil fast alles möglich ist...ein Zweitliga-Krösus verliert gegen Amateure...ein Drittligist zwingt die Bayern in die Verlängerung...

Und weil es so schön ist, noch eine wunderbare Metapher, gefunden beim ksta...

Zu den spannendsten Momenten im Schiffsbau gehört seit jeher der Stapellauf, jener Augenblick, in dem das in langer Arbeit konstruierte Vehikel mit Schwung ins Wasser rutscht und eine erste große Welle macht. Dabei gibt es immer wieder Probleme: Mal löst man die Verankerung - und das Schiff rutscht gar nicht erst los. Manchmal gleitet es aber auch planmäßig ins Wasser - und versinkt im selben Augenblick.
Die Profi-Mannschaft des 1. FC Köln ist am Sonntag nach einer Konstruktionsphase von mehr als 50 Tagen mit allerhand Brimborium zu Wasser gelassen worden, für einen Moment sehr schön geschwommen - und gleich darauf schnell gesunken.

Was Kaffee alles so kann...

Ich trinke am Tag sicher eine Kanne Kaffee - wenn es reicht...
Leberkrebs bekomme ich jetzt wahrscheinlich nicht, wenn man einer statistischen Analyse glauben kann - wer mehr als zwei Tassen Kaffee trinkt, kann das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken um 43% senken...wenn das kein Grund ist, Kaffee zu trinken!

Coffee Consumption and Risk of Liver Cancer: A Meta-Analysis
Susanna C. Larsson and Alicja Wolk
Gastroenterology Vol 132, Issue 5, May 2007, pages 1740-1745

Sonntag, 5. August 2007

Fallobst...

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze..."elitäre Arroganz" kommt eben vor dem Fall...oder so ähnlich geht das Sprichwort...und das Fallobst? War kein Fallobst sondern ganz frisches Obst...

Alle 30 Minuten stirbt eine Frau an Komplikationen der Schwangerschaft


Afghanistan hat weltweit die höchste Müttersterblichkeitsrate...

Ein unruhiges Land...


Hapkido - 2. Dan

Meine "kleine" Tochter in Aktion...
Nachträglich - Herzlichen Glückwunsch zum 2. Dan!

Samstag, 4. August 2007

Wir lesen vor

Eine Initiative von DIE ZEIT und STIFTUNG LESEN

Kinder brauchen Märchen und Geschichten - sie brauchen aber auch Eltern, GEschwister und Freunde, die ihnen diese erzählen. Zeigen Sie als Vorleser den "Kleinen", dass Lesen begeistern kann, denn die Lust am Lesen entsteht beim Zuhören.
Unter http://www.wirlesenvor.de/ können Sie sich bis zum 15. Oktober anmelden, und dort finden Sie Informationen ud Tipps für die Organisation Ihrer Vorleseaktion.

Elke Heidenreich: Nicht nur für Kinder ist es wunderbar, vorgelesen zu bekommen. Auch erwachsene Freunde und Partner können in Geschichten eintauchen, indem einer vorliest und einer hört zu. Aber für Kinder ist es geradezu unverzichtbar. Der erste Kontakt mit Literatur, mit anderen Leben, die ersten Spaziergänge der Phantasie…Nichts war schöner in meiner Kindheit, als wenn sich meine Mutter an mein Bett setzte und anfing: „Es war einmal…“ Berauben Sie sich und Ihre Kinder nicht dieser glücklichen Momente, die das ganze Leben prägen.
ZEIT Kinder-Edition

Fallobst

Neulich habe ich eine neue Metapher gelernt: "Fallobst"...
Gemeint ist, wenn eine Fußballmannschaft gegen eine "unter"-klassige Mannschaft spielt, also zB eine aus der 2. Liga gegen eine aus der Bezirksliga und natürlich "erwartungsgemäß" 10:1 gewinnt...die Mannschaft aus der Bezirksliga ist gemeint, wenn dann von "Fallobst" die Rede ist.

Dann schaun mer mal...im jetzt beginnenden DFB-Pokal gibt es eine Menge "Fallobst", manchmal geht aber die Rechnung nicht auf und mit Erstaunen nimmt man wahr, dass das Fallobst gar kein Fallobst ist...

Freitag, 3. August 2007

MEN-1 Syndrom - Diagnostik

Phänotypisch sind die Zellen Neuroendokriner Tumoren (NET) des Gastroentero-pankreatischen Systems (GEP) dem System der disseminierten neuroendokrinen Zellen zuzuordnen, die aus Feyerters "Helle Zellen" und Pears "APUD (amine precursor uptake and decarboxylation)-Zellen" hervorgegangen sind. Die Bezeichnung "neuroendokrin" geht auf die phänotypische Verwandtschaft mit neuralen Zellen bezüglich der Expression von bestimmten Markerproteinen wie Synaptophysin, Neuronspezifische Enolase (NSE) und Chromogranin-A zurück. Obwohl es noch eine Anzahl weiterer mehr oder weniger generelle Marker für neuroendokrine Zellen gibt, hat sich in der praktischen pathohistologischen Diagnostik die Kombination von Synaptophysin und Chromogranin A so bewährt, dass der Einsatz weiterer genereller Marker nicht erforderlich ist.
Spezifische Marker der normalen sowie der neoplastischen Neuroendokrinen Zellen sind die Hormone und biogenen Amine, die im GEP-System vorkommen. Gegenwärtig sind mindestens 12 verschiedene endokrine Zelltypen bekannt. Eigenartigerweise werden trotz dieser Hormonvielfalt aus unbekannten Gründen nur etwas weniger als die Hälfte der bekannten Hormone in den verschiedenen GEP-NET exprimiert.

Die Biopsie dient der Diagnose des NET und seiner differentialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber anderen Tumorentitäten, wie etwa gegenüber Adenokarzinomen, gastrointestinalen Stromatumoren oder einem Leiomyom. Da die gastrointestinalen NET sehr häufig ein submuköses Wachstum aufweisen und mit der Biopsie oft nur der Rand des Tumors getroffen wird, ist eine Aufarbeitung des Präparates in Stufen hilfreich.Bei histologischem Verdacht auf das Vorliegen eines NET wird empfohlen, die neuroendokrinen Marker Chromogranin A und Synaptophysin im Tandem einzusetzen. Sollte CD 56 eingesetzt werden, so ist zu bedenken, dass dieser Marker auch zum Teil nicht-neuroendokrine Tumoren färbt.Weiterhin ist die Feststellung der Proliferationsaktivität anhand der Marker Ki-67 oder MIB-1 notwendig.Die Biopsatdiagnostik kann ergänzt werden durch den immunhistochemischen Nachweis von Hormonen oder biogenen Aminen. Dies ermöglicht die Zuordnung zu einer für die Prognose relevanten spezifischen Tumorentität der WHO Klassifikation. Die Durchführung dieser Untersuchungen setzt Kenntnisse darüber voraus, welche Tumorphänotypen in welcher Lokalisation des Gastrointestinaltrakts in welcher Häufigkeit auftreten. Beispielsweise findet man im Duodenum hauptsächlich Gastrin-, Serotinin- oder Somatostatinbildende Tumoren.
Für die Kommunikation zwischen Kliniker und Pathologen ist zu berücksichtigen, dass die Präsenz eines Hormons bzw. biogenen Amins in einem definierten NET nicht mit den Serumhormonwerten und mit dem Auftreten einer klinisch relevanten endokrinologischen Symptomatik korreliert sein muss. Dieser Unterschied, der in der Praxis häufig zu Missverständnissen führen kann, ist von prognostischer Relevanz.
Bei der Befundung von Operationspräparaten werden folgende Tumoreigenschaften berücksichtigt:
Größe
Invasionsstufe
Angioinvasion
Metastasierung
Proliferation (Mitosen und Proliferationsindex)
immunhistochemische Phänotypisierung
Für die Beurteilung des Nodalstatus sollten mindestens zehn Lymphknoten präpariert und histologisch untersucht werden.Zur prognostischen Einschätzung müssen klinische Befunde hinzugezogen werden, wie unter anderem
endokrinologische Symptomatik
klinische Chemie
hereditärer Hintergrund
Bildgebung

Quelle: PLANET Novartis Oncology

Donnerstag, 2. August 2007

Zyste im Bauch?

Eine 50jährige Frau stellte sich in der Ambulanz mit Bauchschmerzen, Fieber und Blutungen aus der Vagina vor. Bei der körperlichen Untersuchung konnte man im Bereich des Nabels einen Tumor tasten, im oberen Anteil der Vagina zeigte sich eine Nekrose.
Von den Labordaten waren lediglich die Leukozyten mit 14600 auffällig. In der CT wurde eine große zystische Formation mit unterschiedlicher Dichte und dicker Wand im Bauch gefunden (Bild A, Pfeil). Die Feinnadel-Aspiration ergab keinen Hinweis auf Krebs oder auf eine parasitäre Infektion. Diagnostische Überlegungen schlossen eine infizierte Pseudozyste und eine mesenteriale oder Dermoidzyste mit ein. Eine Antibiotika-Therapie wurde begonnen und die Patientin erholte sich rasch.
Bei der explorativen Laparotomie fand sich dann ein Plastikbeutel mit 80 g Kokain, umgeben von Dünndarm-Mesenterium (B).
Die Patientin gab schließlich zu, daß sie den Plastikbeutel mit den Kokain-Päckchen vor drei Monaten in ihrer Vagina deponiert hatte.
Der Beutel muß durch die Vagina in den Bauchraum gewandert sein, wo er eingekapselt wurde.
"Mules" oder "Bodypackers" schmuggeln häufig illegale Drogen durch den Zoll, indem sie drogengefüllte Päckchen verschlucken. Der Chirurg ist teilweise gefragt, denn der Patient kann sterben, wenn eines der Päckchen aufgeht (habe ich in Frankfurt an der Uni-Klinik selber miterlebt).

van der Vlies and Busch NEM 357 (5): e6, August 2, 2007

Wann machts wieder Spaß?

Antwort: Wenn man "Tag und Nacht" gearbeitet hat, um eine neue Mannschaft zusammenzuschustern...dann "identifiziert" man sich wieder mit der Mannschaft...Pardon - vielleicht doch nur mit der halben Mannschaft, denn die andere Hälfte hält zum Abschluß des Trainingslager ein Saufgelage bis weit nach Mitternacht ab...so, wie sich das eben gehört für Profis, die für ihr Geld hart schuften mußten...und der Manager schickt den Buben dafür was? Tatsächlich - Abmahnungen! Disziplin muß eben sein...oder: Saufgelage passen nicht in das Weltbild eines Klosterschülers...auch ein Kasperletheater!

Feine Ironie - Die gute Seele...

Freundschaftsspiel 1. FC Köln - Bayern München; so war's vereinbart als Teil der Ablöse für Podolski...die Domstädter schlagen die Bayern mit 3:1...und feiern den Sieg schon als Aufstieg, obwohl die Bayern mit ihrer B-Mannschaft angetreten sind...der Kölner Stadtanzeiger hat dazu mit feiner Ironie einen Kommentar verfaßt, wie ihn vielleicht nur Kölner abliefern können (aber nur Kölner, die durchblicken!):

Vom Gastspiel des FC Bayern München in Köln haben sich - und darin lag wohl der Grund für manches Missverständnis - viele Leute in erster Linie eine Art spannendes Fußball-Spiel versprochen. Das ist, vier Tage vor dem ersten Pflichtspiel, natürlich ein Annahme-Irrtum.
Das Team des FC Bayern, das für Fußball zuständig ist, schaut in Köln erst wieder vorbei, wenn es die Liga-Zugehörigkeit oder ein günstiges Los im DFB-Pokal verlangen. Ansonsten verfahren die Münchner mit ihrem Kader so, wie es große Zirkusse, Show-Truppen oder die Harlem Globetrotters tun: für jeden Anlass eine eigene Abteilung. Bei den Bayern gibt es das Aufgebot für große Aufgaben - das kommt dann in der Champions League zum Zuge; es gibt die Alltags-Combo, die für das Schwarzbrot in der Bundesliga zuständig ist, und es gibt ein Team im Dress des FC Bayern, das ohne weitere Ambition für volle Stadien und hübsch anzusehende Gaudi sorgt. Im Übrigen gibt es Mischformen, die jedem Gegner genau das bescheren, was er gerade braucht: Das eine Team zeigt dann im Liga-Pokal den Konkurrenten Werder Bremen, VfB Stuttgart und Schalke 04 die Grenzen auf, das andere Team verliert gegen Zweitligisten wie Borussia Mönchengladbach und den 1. FC Köln und gibt diesen Klubs somit Hoffnung und das Gefühl dazuzugehören. Das ist nett.
Man muss sich den FC Bayern als eine Art gute Seele des deutschen Fußballs vorstellen.

Mittwoch, 1. August 2007

Achim Greser und Heribert Lenz - in der Zeichnerwerkstatt


Heute gibt es ein großes Interview in der FAZ mit den Karikaturisten...beide zeichnen in Aschaffenburg...

Wurde Andy Möller in Aschaffenburg als Frankfurter willkommen geheisen?
Greser: Mittlerweile hat er sich schon den Nimbus eines Heilsbringers erworben.
Ein neuer Christoph Daum?
Greser: Nee. Möller ist charakterlich anders disponiert...
...Die Bayern macht man systematisch als den Gangsterverein schlechthin schlecht, die Bremer werden systematisch als das Gegenmodell in den Fußballolymp gehoben, Das kann's
nicht sein.
Lenz: Das ist wie im Kasperletheater. Uli Hoeneß ist das Krokodil.
Und der Kasper ist Klaus Allofs?
Greser: Der Kasper ist Franz Beckenbauer.

VAC-Therapie

Wundversorgung ist keine Maßnahme im luftleeren Raum.
Die lange als Ideal gepriesene Vakuumtherapie eignet sich selten als Dauerlösung: Neue Empfehlungen mahnen zur Vorsicht und schließen Transplantation von Haut ein

Wie eine Wunde richtig zu versorgen ist, damit sie sich schnell und komplikationslos schließt, ist eine bis heute ungelöste Frage. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse stammen aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend. In ihnen wird empfohlen, Wunden mit in Öl und Honig getränkten Leinentüchern zu bedecken. Einige tausend Jahre später wird immer noch an der perfekten Strategie gefeilt.Eine Zeitlang sah es so aus, als könnte der Vakuumverband dabei zum wichtigsten Hilfsmittel werden. Das Konzept scheint geradezu perfekt: Die Wunde wird luftdicht verschlossen und das Sekret über einen Schwamm abgeleitet. Den nötigen Unterdruck liefert eine Vakuumpumpe. Wie mit einem Staubsauger werden die Keime abgesaugt, und die, die dabei nicht entfernt werden, gehen in dem sauerstofffreien Milieu zugrunde. Die luftdichte Abdeckung schützt die Wunde zudem vor Keimen aus der Umwelt. Außerdem liefert der Unterdruck einen wichtigen Impuls für die Bildung neuen Gewebes und den Rückgang der Entzündung. Inzwischen weiß man, dass der Vakuumverband zwar vieles davon leistet, aber auch klare Grenzen hat. Er führt nicht zwangsläufig zu einer keimfreien Wunde und zu einer schnelleren Heilung, sondern er kann bei langfristiger Anwendung auch Schäden erzeugen. Gisbert Holle vom St.-Markus-Krankenhaus in Frankfurt und Günter Germann von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Ludwigshafen haben deshalb neue Empfehlungen für die Verwendung der Vakuumtherapie erarbeitet ("Der Unfallchirurg", Bd. 110, S. 289 und Bd. 110, S. 490).Nach Ansicht der beiden Chirurgen gehört das Verfahren in die Frühphase der Wundversorgung. Es ist keine Dauerlösung für schlecht heilende Wunden. Das hat mit einer Nebenwirkung zu tun, deren Bedeutung zunächst unterschätzt wurde. Das Vakuum setzt die Zellen einem Dehnungsreiz aus. Daraufhin bilden sie nicht nur sogenanntes Granulationsgewebe, mit dem der Defekt aufgefüllt wird, sondern auch eine derbe Narbenplatte auf dem Grund der Wunde. Kommt diese Platte in der Nähe flexibler Strukturen wie Sehnen oder Muskeln zu liegen, nimmt deren Beweglichkeit ab. Das kann so weit gehen, dass diese anatomischen Strukturen regelrecht eingemauert werden. Holle meint, dass er immer wieder Patienten behandele, die nach einer wochenlangen Vakuumtherapie die betroffenen Gliedmaßen wegen der Narbenplatte nicht mehr bewegen könnten. Diese Einbußen ließen sich auch nicht mehr beheben. Die Vakuumtherapie sei deshalb kein Ersatz für das Abdecken der Wunde mit einem Haut- oder Muskellappen. Das saubere Einnähen eines Transplantats liefere nach wie vor das beste funktionale und kosmetische Ergebnis.Holle und Germann plädieren deshalb für ein stufenweises Vorgehen, bei dem die Vakuumtherapie nur ein erster Schritt ist. Es ist für akute und chronische Wunden gleichermaßen geeignet. Begonnen wird mit dem Ausschneiden des Areals. Dadurch wird totes Material entfernt und die Wunde wieder in einen aktiven Zustand versetzt. Danach sollte der Bereich für ein paar Tage mit einem Vakuumverband abgedeckt werden. Bildet sich in dieser Zeit Granulationsgewebe, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass der Wundgrund in der Lage ist, die Heilung voranzutreiben. Nur wenn dieser Nachweis erbracht worden ist, ist die Transplantation eines Hautlappens sinnvoll. Für Holle ist die Demonstration dieser Regenerationsfähigkeit deshalb eine der wichtigsten Aufgaben, die der Verband zu leisten hat. Danach sollte die Wunde wieder ausgeschnitten und mit einem Transplantat bedeckt werden. Die Ansicht, auf diese Deckung verzichten zu können, wenn der Vakuumverband lange genug aufrechterhalten wird, halten Holle und Germann für eine grobe Fehleinschätzung.Nimmt man die einzelnen Wirkungen der Therapie genauer unter die Lupe, wie das die beiden Chirurgen getan haben, zeigt sich, dass die Bildung des Granulationsgewebes der wichtigste Effekt ist. Der Abtransport des Sekrets und die luftdichte Abdeckung sind weniger wichtig als ursprünglich angenommen. Die bessere Durchblutung und der Rückgang der Keimzahl gehen vermutlich auf die Bildung des Granulationsgewebes zurück. Dieses Gewebe besteht vor allem aus Gefäßwucherungen. Dadurch werden mehr Blut, Abwehrzellen und Botenstoffe in das Wundgebiet transportiert. Allerdings sind diese Effekte nicht von langer Dauer.Bleibt der Vakuumverband länger angeschlossen, kann die Durchblutung wieder abnehmen und die Keimzahl steigen. Es gibt offensichtlich genug Erreger, die sich in dem luftarmen Milieu - luftdicht ist es selten - wohl fühlen. Auch das zeigt, dass die Vakuumtherapie nicht für den Dauereinsatz geeignet ist. Einzige Ausnahme sind einige chronische Wunden am Fuß, die auf Diabetes zurückzuführen sind. Bei diesen Patienten kann die Heilung wegen der Grunderkrankung so beeinträchtigt sein, dass man es kaum riskieren kann, an anderer Stelle des Körpers einen Lappen zur Deckung der Wunde zu entnehmen. Schwierig ist die Wundversorgung auch bei Patienten, deren Zustand eine größere Operation nicht zulässt. In diesen Fällen muss versucht werden, den Defekt durch die Vakuumtherapie zu schließen. Das sollte aber nach Ansicht der Ärzte nicht die Regel, sondern nur die Ausnahme sein.

HILDEGARD KAULEN FAZ 1.8.2007

Mein BVB...

Dede bleibt: Borussia Dortmund ist nicht mehr auf jede Million angewiesen. Mit "Powerfußball" geht der BVB in die Offensive

In der Hochphase der fußballfreien Zeit haben die Kaffeesatzleser Konjunktur. Solange es an verlässlichen Koordinaten mangelt, gerät die Bundesliga zum Rätselspaß. Um der Lösung ein wenig näherzukommen, werden die Vereine im Sommer gebeten, eine Selbsteinschätzung abzugeben. Am Anfang steht die plumpe Frage, was am Ende wohl herauskommen mag. Viele Klubs mögen dieses Pausenspielchen nicht sonderlich und winden sich wortreich, wenn sie nach ihrem "Ziel" gefragt werden. Und manche spielen gar nicht erst mit, aus Sorge, sich neun Monate später für Selbstüberschätzung rechtfertigen zu müssen. Ein Paradebeispiel aus dieser Gruppe ist Borussia Dortmund.Vor einem Jahr noch hatte der Klub die Rückkehr auf die internationale Bühne als Ziel vorgegeben und war am Ende knapp dem Abstieg entronnen. Diesmal weigern sich die BVB-Verantwortlichen, bestimmte Tabellenplätze als Maßstab für den sportlichen Erfolg zu nennen. Statt sich auf heikle Zahlenspiele, auf Hoch- und Wahrscheinlichkeitsrechnungen einzulassen, liefern sie lieber eine Produktbeschreibung, die das Erlebnis fürs Erste über das Ergebnis stellt. "Powerfußball" heißt das Gütesiegel, mit dem Cheftrainer Thomas Doll die Mannschaftsleistung etikettiert sehen will.Der Begriff ist zwar ein wenig unschärfer als eine konkrete Platzzahl, versperrt aber dennoch den Fluchtweg ins Unverbindliche. Powerfußball verspricht dem treuen und zuletzt sehr leidensfähigen Publikum Unterhaltung auf einem viel höheren Niveau als in der vergangenen Saison - und letztlich auch mehr als den neunten oder den siebten Platz; das waren zuletzt die Ränge, auf die der Revierklub zurückgefallen ist. "Wir wollen unseren Fußball nicht mehr über Ballbesitz definieren, sondern über zügiges Spiel nach vorn", sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Das klingt vage und verschafft dem Trainer, dem Sportdirektor und der Mannschaft nach heftigen Turbulenzen für ein paar Wochen Ruhe, mehr nicht. Letztlich steht die sportliche Leitung genauso unter Druck wie überall, wo hohe Ansprüche Tradition besitzen. "Wenn wir intern diskutieren, haben wir natürlich schon unsere Vorstellungen", sagt Watzke. "Irgendwann müssen auch mal Resultate herauskommen." Und zwar solche, die den wirtschaftlichen Aufschwung des börsennotierten Klubs beflügeln, der vor zweieinhalb Jahren nur knapp die Insolvenz abzuwenden vermochte.Die hohen Dortmunder Ansprüche werden bei genauem Hinsehen nicht nur an Etiketten sichtbar, sondern letztlich auch an Zahlen. Jüngst lehnte der Revierverein ein Kaufangebot des AS Rom ab. Der italienische Spitzenklub, kurz zuvor noch gerngesehener Gegner bei einem Privatspiel, wollte den linken Verteidiger Dede abwerben, der bei den Westfalen bis 2011 unter Vertrag steht. Der Spieler wäre bereit gewesen zum Wechsel - kein Wunder bei einer Jahresgage von drei Millionen Euro netto. "Sie haben Dede ein Superangebot gemacht", sagt Watzke, "aber sie hätten auch uns ein Superangebot machen müssen." Diese Anforderung sah der Geschäftsführer bei der offerierten Ablöse von acht Millionen Euro als nicht erfüllt an. "Bei zwölf Millionen mit ein paar Prämien obendrauf wäre die Möglichkeit da gewesen, in ernsthafte Gespräche einzutreten. Dede ist einer unserer zentralen Spieler überhaupt. Wir sind nicht der Discountladen des AS Rom." Und sie sind nicht mehr auf jede Million angewiesen. "Vor einem Jahr hätten wir dieses Angebot wohl nicht abgelehnt", sagt Watzke. "Aber inzwischen haben wir einen Status erreicht, wo wir so etwas nicht mehr machen müssen."In solchen Personalentscheidungen äußern sich die wahren Ambitionen des BVB, so bald wie möglich wieder aufzuschließen zum Kreis der Besseren und Besten in der Liga. Und noch eine Kennzahl lässt auf die Ziele des Klubs schließen. Die Geschäftsführung hat nach eigenen Angaben insgesamt rund dreizehn Millionen Euro in neue Spieler wie den stürmenden Spielmacher Mladen Petric oder die Angreifer "Kuba" Blaszczykowski und Diego Klimowicz investiert und damit buchstäblich eine neue Offensive gestartet. 7,6 Millionen Euro entfallen auf Ablösezahlungen, mehr als beim sportlich zuletzt erfolgreicheren Nachbarn Schalke; der Rest fließt in die Steigerung des Gehaltsetats, heißt es. Nach bedrohlichen Situationen, erst wirtschaftlich, dann sportlich, will Dortmund auf beiden Feldern des Geschäfts wieder zu einer der ersten Adressen werden. Um diesen Anspruch zu formulieren, bedarf es keiner Platzangabe; die Personalpolitik spricht für sich, auch in weniger augenfälligen Abteilungen. Das Trainerteam sei wissenschaftlich und personell verstärkt worden, sagt Watzke.Die Kundschaft goutiert die neue Offensive, auch ohne konkretes Saisonziel im Sinne eines Tabellenplatzes. Der BVB hat 50 000 Dauerkarten verkauft, mehr als jeder andere Bundesligaklub - und das, obwohl die Dortmunder Fans von ihrer Mannschaft im vierten Jahr nacheinander keine Europapokalspiele geboten bekommen. Die riesige Südtribüne, auch als gelbe Wand bekannt, ist vollständig ausgebucht. Das Dortmunder Publikum geht den Weg mit. Ob die Mannschaft ihm folgen kann?RICHARD LEIPOLD FAZ vom 1.8.2007