Eine 50jährige Frau stellte sich in der Ambulanz mit Bauchschmerzen, Fieber und Blutungen aus der Vagina vor. Bei der körperlichen Untersuchung konnte man im Bereich des Nabels einen Tumor tasten, im oberen Anteil der Vagina zeigte sich eine Nekrose.
Von den Labordaten waren lediglich die Leukozyten mit 14600 auffällig. In der CT wurde eine große zystische Formation mit unterschiedlicher Dichte und dicker Wand im Bauch gefunden (Bild A, Pfeil). Die Feinnadel-Aspiration ergab keinen Hinweis auf Krebs oder auf eine parasitäre Infektion. Diagnostische Überlegungen schlossen eine infizierte Pseudozyste und eine mesenteriale oder Dermoidzyste mit ein. Eine Antibiotika-Therapie wurde begonnen und die Patientin erholte sich rasch.
Bei der explorativen Laparotomie fand sich dann ein Plastikbeutel mit 80 g Kokain, umgeben von Dünndarm-Mesenterium (B).
Die Patientin gab schließlich zu, daß sie den Plastikbeutel mit den Kokain-Päckchen vor drei Monaten in ihrer Vagina deponiert hatte.
Der Beutel muß durch die Vagina in den Bauchraum gewandert sein, wo er eingekapselt wurde.
"Mules" oder "Bodypackers" schmuggeln häufig illegale Drogen durch den Zoll, indem sie drogengefüllte Päckchen verschlucken. Der Chirurg ist teilweise gefragt, denn der Patient kann sterben, wenn eines der Päckchen aufgeht (habe ich in Frankfurt an der Uni-Klinik selber miterlebt).
van der Vlies and Busch NEM 357 (5): e6, August 2, 2007
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