Freitag, 3. August 2007

MEN-1 Syndrom - Diagnostik

Phänotypisch sind die Zellen Neuroendokriner Tumoren (NET) des Gastroentero-pankreatischen Systems (GEP) dem System der disseminierten neuroendokrinen Zellen zuzuordnen, die aus Feyerters "Helle Zellen" und Pears "APUD (amine precursor uptake and decarboxylation)-Zellen" hervorgegangen sind. Die Bezeichnung "neuroendokrin" geht auf die phänotypische Verwandtschaft mit neuralen Zellen bezüglich der Expression von bestimmten Markerproteinen wie Synaptophysin, Neuronspezifische Enolase (NSE) und Chromogranin-A zurück. Obwohl es noch eine Anzahl weiterer mehr oder weniger generelle Marker für neuroendokrine Zellen gibt, hat sich in der praktischen pathohistologischen Diagnostik die Kombination von Synaptophysin und Chromogranin A so bewährt, dass der Einsatz weiterer genereller Marker nicht erforderlich ist.
Spezifische Marker der normalen sowie der neoplastischen Neuroendokrinen Zellen sind die Hormone und biogenen Amine, die im GEP-System vorkommen. Gegenwärtig sind mindestens 12 verschiedene endokrine Zelltypen bekannt. Eigenartigerweise werden trotz dieser Hormonvielfalt aus unbekannten Gründen nur etwas weniger als die Hälfte der bekannten Hormone in den verschiedenen GEP-NET exprimiert.

Die Biopsie dient der Diagnose des NET und seiner differentialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber anderen Tumorentitäten, wie etwa gegenüber Adenokarzinomen, gastrointestinalen Stromatumoren oder einem Leiomyom. Da die gastrointestinalen NET sehr häufig ein submuköses Wachstum aufweisen und mit der Biopsie oft nur der Rand des Tumors getroffen wird, ist eine Aufarbeitung des Präparates in Stufen hilfreich.Bei histologischem Verdacht auf das Vorliegen eines NET wird empfohlen, die neuroendokrinen Marker Chromogranin A und Synaptophysin im Tandem einzusetzen. Sollte CD 56 eingesetzt werden, so ist zu bedenken, dass dieser Marker auch zum Teil nicht-neuroendokrine Tumoren färbt.Weiterhin ist die Feststellung der Proliferationsaktivität anhand der Marker Ki-67 oder MIB-1 notwendig.Die Biopsatdiagnostik kann ergänzt werden durch den immunhistochemischen Nachweis von Hormonen oder biogenen Aminen. Dies ermöglicht die Zuordnung zu einer für die Prognose relevanten spezifischen Tumorentität der WHO Klassifikation. Die Durchführung dieser Untersuchungen setzt Kenntnisse darüber voraus, welche Tumorphänotypen in welcher Lokalisation des Gastrointestinaltrakts in welcher Häufigkeit auftreten. Beispielsweise findet man im Duodenum hauptsächlich Gastrin-, Serotinin- oder Somatostatinbildende Tumoren.
Für die Kommunikation zwischen Kliniker und Pathologen ist zu berücksichtigen, dass die Präsenz eines Hormons bzw. biogenen Amins in einem definierten NET nicht mit den Serumhormonwerten und mit dem Auftreten einer klinisch relevanten endokrinologischen Symptomatik korreliert sein muss. Dieser Unterschied, der in der Praxis häufig zu Missverständnissen führen kann, ist von prognostischer Relevanz.
Bei der Befundung von Operationspräparaten werden folgende Tumoreigenschaften berücksichtigt:
Größe
Invasionsstufe
Angioinvasion
Metastasierung
Proliferation (Mitosen und Proliferationsindex)
immunhistochemische Phänotypisierung
Für die Beurteilung des Nodalstatus sollten mindestens zehn Lymphknoten präpariert und histologisch untersucht werden.Zur prognostischen Einschätzung müssen klinische Befunde hinzugezogen werden, wie unter anderem
endokrinologische Symptomatik
klinische Chemie
hereditärer Hintergrund
Bildgebung

Quelle: PLANET Novartis Oncology

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