Früher haben wir mit den Kindern drei Stunden bis zur Alm gebraucht - da gab es eine Zeit, wo wir die Kinder "scheuchten", später scheuchten sie uns...
Wir sind noch untrainiert und waren froh, auf der Kaserfeld-Alm anzukommen. Es gab frische Buttermilch, wir durften sie vorher kosten, denn nach Auskunft des jungen Senners ist die Buttermilch nicht immer gut...ich kann nur sagen - sie war vorzüglich, kleine, süßschmeckende Butterflocken waren auch noch drin!
Kaiserschmarrn auf der Alm - und der Mensch ist glücklich.
Bevor wir gehen, fragt uns ein junges Mädchen aus der Senner-Familie, ob zufälligerweise jemand von uns Arzt sei. Ich bejahe das und frage, was denn los sei.
"Ein Schaf ist gestürzt. Es hat einen offenen Oberschenkelbruch."
Mein Einwand, dass ich kein Tierarzt bin, bedeutet hier nichts. Also machen wir uns hinauf zu dem Schaf, das etwa 100 m höher als die Alm in einer Mulde liegt. Es ist ein weibliches Schaf, obwohl es Hörner hat - schön geschwungene Hörner. Es ist eine besondere Rasse, die es hier nicht gibt. Die Kinder haben es zu Weihnachten geschenkt bekommen.
Das Schaf liegt still und atmet schnell. Sein Kopf hat eine schwarze Zeichnung...
Die Wunde stinkt, der Oberschenkel ist gebrochen, das geschah schon wohl gestern viel weiter oben. Das Schaf hat es dann noch bis zur Alm geschafft. Es gibt in diesem Gebiet auch Bären, aber nach einem Bären-Angriff schaut die Wunde nicht aus.
Ich kann den Kindern keine Hoffnung geben, aber sie verstehen es, sie hatten es schon gewusst, wollten aber nocheinmal fragen, ob denn alle Hoffnung umsonst ist. Und die Menschen hier können mit dem Tod gelassen umgehen, sie haben das nicht verlernt.
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