Wer war der erste Schriftsteller? Die Antwort im Scherz: Odysseus, der Listenreiche. Schriftsteller sammeln fast alles, eigene Einfälle, Steine, Zettel und Zitate, Verben und Adjektive. Sie notieren, halten fest und listen auf. Für alle Fälle. Rudolf Borchardt sammelt Pflanzennamen, Felix Hartlaub Synonyma, Jean Paul Besucher, Mascha Kaléko Städte, Ernst Heimeran Geistesblitze und Kurt Tucholsky einfache ›schöne Stellen‹.
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach zeigt in einer Sonderausstellung, wie Schriftsteller arbeiten...
Auch ein kurzes Gedicht fällt selten vom Himmel. Das Archiv weiß von schweren Geburten, schiefen Bahnen und krummen Wegen. Die Berechnung hinterlässt deutlichere Spuren als die Inspiration, die Arbeit am Ausdruck widerlegt die Vorstellung von der Dichtung als Erlebnis. Mit Zetteln und Plänen, wilden Stapeln und penibler Buchhaltung wird die poetische Kreativität stimuliert und der Beziehungsreichtum der Buchstaben und Sätze untereinander vorangetrieben. Durch Bündeln und Weglassen, Verdichten und Verwerfen entstehen die höheren Ordnungen der Literatur.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen