Samstag, 16. August 2008

Mit OP mehr Gewicht verlieren

Das DIMDI hat einen neuen HTA-Bericht zu operativen Verfahren bei Fettleibigkeit (Adipositas) veröffentlicht: Die sogenannte Adipositas-Chirurgie führt demnach zu einer stärkeren Gewichtsabnahme als herkömmliche Therapieformen. Die Autoren verglichen Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Vorgehensweisen bei Erwachsenen mit krankhaftem Übergewicht. Sie berücksichtigten sowohl restriktive Verfahren, die wie das Magenband die Nahrungsaufnahme einschränken, als auch malabsorptive Verfahren, die wie der Magenbypass zu einer verminderten Aufnahme von Nährstoffen führen.

Die Fettleibigkeit gilt mit ihren begleitenden medizinischen, psychologischen, sozialen und wirtschaftlichen Komplikationen als chronische Erkrankung und belastet die sozialen Sicherungssysteme aller Industrieländer erheblich. Betroffene besitzen einen Body Mass Index (BMI) von über 30 kg/qm. Liegt er über 40 kg/qm wird von krankhafter Fettleibigkeit gesprochen (bei schwerwiegenden Begleiterkrankungen bereits ab 35 kg/qm). Kosten für die Behandlung der Adipositas übernehmen die Krankenkassen in Deutschland gegenwärtig nur in gut begründeten Fällen.

Herkömmliche Behandlung

Konservative Behandlungen wie Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensmaßnahmen gelten als Grundlage jeder Therapie und sollen einen veränderten Lebensstil erreichen. Sie sind mühsam für die Patienten und sehr langfristig angelegt, die Abbruchraten entsprechend hoch. Deshalb ist es wichtig, realistische Ziele zu stecken: Bereits ein langfristig gehaltener Gewichtsverlust von 5 Prozent stellt einen Erfolg dar.

Adipositas-Chirurgie

Für chirurgische Maßnahmen finden die Autoren in den betrachteten Studien signifikant höhere Gewichtsverluste als für konservative Standardverfahren. Weitere Ergebnisse:

  • Malabsorptive Maßnahmen sind wirkungsvoller als rein restriktive Verfahren.
  • Mit dem Abnehmen gehen Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck zurück.
  • Langfristig scheinen operierte Patienten einen Überlebensvorteil zu besitzen.

Die Effekte seien jedoch nicht für einzelne Verfahren zu quantifizieren, so die Autoren.

Die Adipositas-Chirurgie sei darüber hinaus gemäß wirtschaftlichen Studien kosteneffektiv gegenüber konservativer oder keiner Behandlung, so der Bericht weiter. Zu ökonomischen Vorteilen einzelner Verfahren können jedoch ebenfalls keine abschließenden Aussagen getroffen werden.

Insgesamt liegen erst wenige gute Studien zur medizinischen und ökonomischen Beurteilung der Adipositas-Chirurgie vor. Zwar sehen die Autoren deren Wirksamkeit, Sicherheit und Kosteneffektivität kurz- und mittelfristig als gegeben an. Ihnen fehlen jedoch langfristige Bewertungen, die neben der Gewichtsabnahme auch Rückgang oder Wiederauftreten von Begleiterkrankungen sowie die Lebensqualität berücksichtigen. Für eine bessere ökonomische Beurteilung seien zusätzliche Studien vor dem Hintergrund des deutschen Gesundheitssystems notwendig.

Fazit

Kurz- und mittelfristige Erfolge durch bariatrische Maßnahmen sind anzunehmen, so die Autoren. Die Studienlage reiche jedoch noch nicht, um einzelne Operationsverfahren gegenüber anderen zu bevorzugen oder sie bestimmten Patientengruppen zuzuordnen. Sie regen weiter an, auf Grundlage der Ergebnisse die derzeit eher restriktiv gehandhabte Erstattungspraxis bariatrischer Verfahren zu prüfen.

Den ganzen Bericht gibt es hier

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