Montag, 25. August 2008

Brief

Diese stehende Stille in den Straßen,
dieser träge Wind, der jetzt tief unten
in den welken Blättern hinzieht oder aufsteigt
zu den Farben der fremden Fahnen...
vielleicht der Wunsch, dir ein Wort zu sagen,
eh der Himmel sich wieder schließt
über einen anderen Tag, vielleicht die Trägheit
unser gemeinstes Übel...Das Leben
ist nicht in diesem furchtbaren, düsteren Schlagen
des Herzens, ist nicht Erbarmen, ist nur
ein Spiel des Blutes, wo der Tod
in Blüte steht. O meine süße Gazelle,
denk an jene leuchtende Geranie
auf der vom Maschinengewehr durchlöcherten Mauer.
Oder ist auch der Tod jetzt kein Trost mehr
für die Lebenden, der Tod aus Liebe?

Salvatore Quasimodo, Italien, Literaturnobelpreisträger1959

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