...In der amerikanischen Antidoping-Politik ist beileibe keine Linie zu erkennen. Ehemalige Spitzenpolitiker haben sich einst mit Anabolika aufgeblasen, in professionellen wie beliebten Sportarten scheint die Einnahme von leistungssteigernden Mitteln geduldet zu werden. Andererseits verlangen Schulleiter das Einverständnis von Eltern für Dopingtests bei deren Kindern. Damit die Brut im Volleyball-Team mitspielen darf.
Die Hardliner sind Armstrong zum Verhängnis geworden. Davon scheint es in Deutschland, gemessen an den Erklärungen und Schlagworten nicht weniger zu geben als in Übersee. Wenn doch ständig von der „Null-Toleranz-Politik“ die Rede ist. Aber was passiert, wenn die Indizien auf massive Dopingfälle hindeuten? Die Mühlen der sportjuristischen Bürokratie springen an, Antidoping-Kommissionen tagen, bevor sie nach Jahren hinter Unschuldsvermutungen abtauchen, weil keine positiven Proben vorliegen. Es geht auch anders. Das ist die Nachricht der Usada. Die als eisern beschriebenen Schweigekartelle können eben doch gesprengt, die Zusammenhänge offenbart und die Schreibtischtäter entlarvt werden.
Was man dazu braucht? Den politischen Willen und die Bereitschaft, Geld in ein schlagkräftiges, unabhängiges Fahndungssystem zu stecken. Davon spricht man in Deutschland seit zehn Jahren. Aber es passiert nichts. Im Gegenteil. Der Wille ist nicht da. Und deshalb fehlen die Ergebnisse. Vielleicht ist das sogar gewollt.
Quelle: FAZ
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