Mittwoch, 9. Dezember 2009

Die Wahrheit am Krankenbett

Als Student arbeitete ich jede freie Minute als Pflegehelfer auf einer chirurgischen Station. Zur täglichen Visite holten wir den Ordinarius, den „Alten“, wie wir ihn respektvoll nannten, pünktlich um 7 Uhr am Aufzug ab.
Es war die Zeit, als Patienten aus dem OP wiederkamen mit der Diagnose „Lebermetastasen, inoperabel“. Auf und zu. Der Alte erzählte seinen Patienten dann, sie hätten einen M. Boeck, der gut behandelbar sei. Als unser Anatomieprofessor als Patient kam und die Diagnose eines inoperablen, schleimbildenden Adenokarzinoms des Pankreas feststand, mussten wir bei der Visite vor dem Zimmer warten. „Ich spreche mit dem Patienten alleine.“ Als der Alte aus dem Zimmer kam, war er sehr ernst und nickte uns kurz zu.

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