Mittwoch, 10. Oktober 2012

Ansteckendes Pfeifen

Heute morgen mich plötzlich wieder mal
auf der Straße pfeifen gehört,
einfach so Johnny Griffin
"Wading in the Water",
doch kein schlechtes Zeichen.

Ob es länger reicht als für den Tag,
schwer zu sagen.
Immerhin, als ich merke, was los ist:
vorn - mein Mund - die Lippen
ohne jeden erkennbaren Anlaß von sich aus zugespitzt,
und auf einmal ist die ganze Brahmsallee am Pfiffeln:
Da muß ich doch was losgeflötet haben.

Nach einem Tal, so tief, so tief,
daß ich wirklich geglaubt hab,
hier wär kein Rauskommen mehr -
Und es hat mich sogar noch gejuckt,
vor meine Mitmenschen hinzutreten:
S t e r b l i c h e !
Wenn Sie bittemal meinem ausgetrockneten Zeigefinger
folgen wollen, objektiv, was sehn Sie?
Na, ich will es nicht gerade schwieriger machen,
als es ist:
D I E  G R U B E -

Plötzlich wie weg das alles auf einen einzigen,
jeden weiteren Zusatzerklärung
enthobenen Zug:

O Licht - o Schatten - und o
auch ihr anderen
unvermittelt zu Augen gehenden Mischphänomene,
wenn die Sonne wie angestochen
durch die wahllos zerlöcherten
Ahornblätter bricht! -
Und du tippst, eh es andere tun,
die abgewählteste Nummer deines Lebens ein:
A h !
G u t !
I n  O r d n u n g.
I n  z w e i  S t u n d e n ?
K ö n n e n  w i r  s o  m a c h e n !

Peter Rühmkopf
Frankfurter Anthologie
FAZ 8. September 2012 Nr 210 Z 4

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