Samstag, 22. Januar 2011

Da ist einer sehr zornig...

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Ziegler: Seit fünf Jahrhunderten herrscht die weiße Minderheit mit immer anderen Ausbeutungssystemen über den Planeten. Erst die Plünderungen und der Völkermord in Südamerika, was Marx die Primitivakkumulation des Kapitals genannt hat. Dann der trianguläre Verkehr: Sklaven von Afrika nach Amerika, Zucker nach Europa. Dann 150 Jahre lang Kolonialmassaker, und heute das schlimmste all dieser Systeme: die Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals. Die entfesselte Profitgier. Die totale Ausbeutung des Menschen. Die Zerstörung der Natur. Laut Weltbank haben die 500 größten multinationalen Konzerne im vergangenen Jahr 53,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrolliert. Das ist ein Reichtum, eine Macht, wie sie kein Kaiser, König oder Papst je hatte.
ZEIT: Wie erklären Sie sich, dass dieses System von kaum jemandem grundsätzlich infrage gestellt wird – nicht einmal jetzt, wo es beinahe kollabierte?
Ziegler: Ich glaube, dass diese neoliberale Wahnidee das Kollektivbewusstsein nachhaltig verwüstet hat. Die Tatsache, dass Kinder verhungern, erscheint in dieser Perspektive wie ein Naturgesetz. Genauso die Profitgier. Unfassbar, dass die UBS, die größte Schweizer Bank, ihren Angestellten 1,9 Milliarden Franken Boni austeilt, nachdem sie erst im Jahr zuvor vom Steuerzahler 61 Milliarden eingesackt hat.

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