Freitag, 30. November 2012

Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchspreis der Leibniz-Gemeinschaft!

Die Leibniz-Nachwuchspreise 2012 gehen an Anja Hanisch vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und an Claudia Dziallas vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

Dr. Anja Hanisch (29) wird in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften für ihre Dissertation „Die DDR im KSZE-Prozess, 1972-1985. Zwischen Ostabhängigkeit, Westabgrenzung und Ausreisebewegung“ ausgezeichnet. Darin behandelt sie das Spannungs- und Wechselverhältnis zwischen der DDR-Innen- und Außenpolitik im Zusammenhang mit dem KSZE-Prozess – und betritt damit in weiten Teilen wissenschaftliches Neuland.
In ihrer Untersuchung kann Hanisch u.a. zeigen, dass sich die DDR sowohl bei den Vertragsverhandlungen in Genf 1972 als auch während des KSZE-Folgetreffens in Madrid 1980 trotz abweichender Interessen politischen Zielen der Sowjetunion wie etwa der territorialen Anerkennung durch den Westen oder einer europäischen Abrüstungskonferenz bedingungslos unterordnen musste. Die widerwillig eingegangenen humanitären Zugeständnisse etwa auf dem Gebiet der Familienzusammenführung wurden somit auch zur entscheidenden Berufungsgrundlage für Ausreiseantragssteller. Die DDR-Führung sah somit in Folge der KSZE ihre Machtposition als gefährdet an und ergriff zum Teil drastische Repressionsmaßnahmen, um die Bürger zur Respektierung der Staatsmacht zu bewegen. Letztendlich führten die eingegangenen außenpolitischen Zugeständnisse zu einer Verminderung der innenpolitischen Handlungsspielräume. Hanisch legt dar, dass die Ausreisebewegung in der DDR durch die KSZE und nicht etwa durch die deutsch-deutsche Entspannung ihren entscheidenden Anstoß erhielt und zu einer Bewegung wurde, der der überforderte Staatsapparat nie wirklich Herr zu werden vermochte.
Anja Hanischs Doktorarbeit entstand von 2008 bis 2010 im Zuge des über das Leibniz-Wettbewerbsverfahren geförderten Kooperationsprojekts „Der KSZE-Prozess und seine Folgen“ des Instituts für Zeitgeschichte mit den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Paris IV. Prof. Dr. Hermann Wentker, Leiter der Berliner Abteilung des IfZ und Betreuer der Dissertation sieht in der Arbeit eine Untersuchung, die in außergewöhnlich kurzer Zeit auf hohem Niveau entstanden ist und die Forschung auf ihrem Gebiet wesentlich voranbringt.
Die Dissertation ist inzwischen im Oldenbourg Verlag als Buch erschienen (ISBN 978-3-486-70503-4).
Zurzeit sammelt Anja Hanisch praktische Erfahrungen im Bereich internationale Beziehungen – im Zuge eines sechsmonatigen Praktikums im Büro der Vereinten Nationen in Genf.
Kontakt: Dr. Anja Hanisch, anja.hanisch(at)gmx.net
Pressefotos der beiden Preisträgerinnen sind online verfügbar:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/presse/pressebilder/

Quelle: www.leibniz-gemeinschaft.de

Siehe auch http://schiwago.blogspot.de/2012/02/gratulation-zum-doktor-titel.html

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