Freitag, 20. August 2010

Die Wette des Blaise Pascal

...Eine Hemmung des Denkstroms bei der Frage nach Gott ist jedenfalls nach der Meinung des großen Mathematikers Blaise Pascal mindestens ebenso lebensgefährlich wie die Hemmung des Blutstroms hinter dem Aneurysma. Denn bei der Frage nach Gott geht es um alles oder nichts. Wenn man so lebt, als gäbe es Gott - und in Wirklichkeit gibt es Gott nicht, dann hat man vielleicht einen gewissen Verlust an Lebensfreude zu beklagen, was mit einem egoistischeren Leben nicht passiert wäre. Wenn man aber leichtsinnigerweise so lebt, als gäbe es Gott nicht - und es gibt ihn in Wirklichkeit doch, dann würde man mit dem ewigen Nichts bestraft. Das ist die berühmte Wette Pascal.
Wenn die Dinge so liegen, sagt der geniale Mathematiker Pascal, dann würde er, selbst wenn er keine anderen Informationen über die Existenz Gottes hätte, aus Vernunftgründen mit dem ganzen Einsatz seines Lebens auf die Existenz Gottes wetten. Im Fall, dass Gott existiert, wäre der Gewinn unend­lich, im Falle er existierte nicht, der Verlust gering. Würde man jedoch darauf wetten, er existiere nicht, dann wäre im Falle, er existierte wirklich nicht, der Gewinn gering. Falls es ihn aber in Wirklichkeit doch gibt, wäre der Verlust der ewigen Glückselig­keit eine selbst verschuldete unendliche Katastrophe.
Die dreihundert Jahre alte Wette des Blaise Pascal überzeugt auch heute noch zweifelnde Menschen. Sie zeigt aber vor allem, wie einer der zweifellos intelligentesten Denker in der Geschich­te der Menschheit die Frage nach Gott für die wichtigste Frage des Lebens hielt, für eine Frage, der niemand wirklich dauer­haft ausweichen kann, für eine Frage auf Leben und Tod. Doch auf eine Frage, die eine wirkliche existenzielle Frage ist, kann es immer verschiedene Antworten geben. Und auf die Frage, ob Gott existiert oder ob Gott nicht existiert, hat es unterschied­liche ernstzunehmende Antworten gegeben, die atheistische und die gläubige.


Aus "Gott - eine kleine Geschichte des Größten" von Manfred Lütz

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