Dienstag, 29. Dezember 2009

Wie ticken die Afghanen?

Die US-Militärs haben inzwischen erkannt, dass die afghanische Gesellschaft ein kaum durchdringbarer Dschungel ist - mit ihren über fünfzig ethnischen Gruppen, Tausenden von Stämmen, religiösen Gruppen, mystischen Bruderschaften, mafiosen Netzwerken, Dorf-Gemeinschaften und Nomadenlagern, mit den Gefolgschaften politischer Akteure, den Milizen von Kriegsherren, Räuberbanden und städtischen Nachbarschaften, dazu Heiratsallianzen, Berufsgilden, international vernetzten Handels- und Bazarstrukturen. In solch einem Dschungel geht auch der schneidigste Rambo mit Hightech-Gerät schnell verloren. Dort helfen keine Aufklärungsdrohnen, GPS-Systeme oder Fernerkundungstornados - sondern vielleicht nur der Ethnologe, der allein mit Notizblock und Kugelschreiber bewaffnet ins "Feld" zieht und Methoden entwickelt hat, solche sozialen Dickichte zu durchdringen.

Bernt Glatzer (Ethnologe; vor kurzem verstorben) im Interview der Berliner Zeitung 12. April 2008; Mehr

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