Gratulation an Prof. Stefan Post und seinen geschäftsführenden Oberarzt Prof Schwarzbach - Ihr heutiger Kongreß zum Thema "Klinische Pfade" war einfach gut!
Auch wenn ich zugebe, dass ich klinischen Pfaden sehr skeptisch gegenüber eingestellt bin - ich weiß jetzt, warum dieses Instrument gut ist.
Woher rührt meine Skepsis? Ich mache das beispielhaft am DRG-System fest - wir haben es alle in den Kliniken umgesetzt, am Anfang fast begeistert, konnte man doch endlich zeigen, welche Arbeit man leistete - so die Hoffnung. Mittlerweile ist dieses DRG-System in einer Weise pervertiert, dass man eigentlich nur noch sprachlos ist. Eine ganze Industrie bringt uns mittlerweile bei, wie man mit den Neuentwicklungen des DRG-Systems up-to-date bleiben kann - überspitzt formuliert könnte man sagen: wir bräuchten nichts Anderes mehr tun, als DRG-Fortbildungsseminare zu besuchen. Und ich habe noch nicht die groteske Überwachungsmaschinerie MDK erwähnt...
Folgt jetzt noch auf diesem Weg das System der "Klinischen Pfade"?
Was versteht man darunter? Wie ein Referent am Nachmittag sagte, können darunter auch Checklisten, aber auch EDV-integrierte Patientenkurven verstanden werden. Sprechen wir von Checklisten, dann arbeiten wir schon immer nach Pfaden, die natürlich in unseren Köpfen präsent sind - ein Abbild dessen, was wir im Laufe der Zeit von "älteren", erfahrenen Kollegen gelernt haben.
Sprechen wir von "EDV-integrierten" Patientenkurven mit hinterlegten Pfaden, so ist das neu - um das zu implentieren, sind eine Menge "Ressourcen" notwendig. Wenn das Ergebnis der Implementierung aber nur ist, dass eine Verweildauerreduktion erreicht wurde und mehr nicht, wie eine Referentin der Charité vortrug, dann muß ich konstatieren: dazu braucht man keine Pfade! Die Verweildauerreduktion kann man viel einfacher erreichen!
Stichwort "Prozessmanagement" - Ein Referent meinte (bedauernd), dass wir mit der Implementierung dieses Werkzeuges 10-15 Jahre der Industrie hinterherhinken...Da möchte ich ausrufen: "Gott sei Dank"! Ich glaube, der Referent wird auch nicht verstehen, wenn ich feststelle "Ein Krankenhaus ist keine Fabrik!"
In diesem Zusammenhang zitiere ich Heiner Geissler, der erst kürzlich in einem Interview sagte "Wir müssen der totalen Ökonomisierung unserer Gesellschaft entgegenwirken!"
Warum sind nun "Klinische Pfade" trotz aller Kritik zu begrüßen?
Wie Prof. Schwenk eindrucksvoll zeigen konnte, werden klinisch relevante neue Therapien entweder gar nicht oder erst nach sehr langer Zeit in die Klinik übernommen. Hier liegt mE eindeutig die Chance von Klinischen Pfaden, denn jeder muß sich aktuell mit den neuesten Forschungsergebnissen beschäftigen, sie aktuell in Pfade eingliedern oder begründen, warum er das nicht macht!
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