Der Heilige der Franken
Am 11. November 397 wurde der Bischof Martin von Tours beigesetzt, am 8. 11. war er gestorben. Martin war um 316 im heutigen Ungarn geboren. Als Sohn eines römischen Offiziers war er gesetzlich zum Militärdienst verpflichtet. Sein Name leitet sich vom lateinischen Kriegsgott Mars her. Die Begebenheit, an die bis heute das Martinsbrauchtum erinnert, ereignete sich 334 in Amiens. Es ist kalt. Martin ist 18 Jahre alt und noch kein Christ. Er begegnet einem Bettler am Stadttor und teilt spontan seinen Mantel mit ihm. In der Nacht danach erscheint ihm Christus im Traum und gibt sich als der Bettler zu erkennen, dem Martin den Mantel geschenkt hat. Martin läßt sich taufen, er wird Schüler des Bischofs Hilarius von Portiers, gründet ein Kloster und wird 10 Jahre später gegen seinen Willen zum Bischof von Tours gewählt. Die Legende erzählt, daß er sich in einem Gänsestall versteckt hatte, um sich dem Amt zu entziehen, jedoch von den Gänsen durch ihr Geschnatter verraten wurde. Als Bischof hält Martin das asketische Leben bei. Er pflanzt das Christentum ein, kämpft gegen keltische Kulte und fällt wie Bonifatius kultisch verehrte Bäume. Weil er Menschen heilt, werden ihm außergewöhnliche Kräfte zugeschrieben. Der Frankenkönig Chlodwig bestimmt Martin zum Nationalpatron der Franken. Da schon bald sein Leben von Sulpicius Severus beschrieben wird, wird er über die Grenzen des Frankenreiches hinaus bekannt. Martin werden viele Kirchen geweiht, allein in Frankreich über 3000, in Deutschland der Mainzer Dom, Groß St. Martin in Köln.
Der 11. November ist auch deshalb ein besonderer Tag, weil mit ihm die 40 Tage der vorweihnachtlichen Fastenzeit beginnen. Der Beginn des Karnevals ist daher weniger aus der Zahlenkombination 11.11. zu erklären als daß, dem Karneval vergleichbar, der Übergang zu einer Zeit des Fastens mit reichlich Essen und Ausgelassenheit gefeiert wird. Es muß ja das verzehrt werden, was dem Fastengebot unterliegt.
Mit dem Martinstag schließt das bäuerliche Jahr. In den Spinnstuben wurde das Licht angezündet, wo es bis zum 2. Februar, Mariä Lichtmeß, abends brennt. Der Martinstag war auch Termin für die Ablieferung der Pacht, daher der Spruch vom Martin als hartem Mann "für den, der nicht bezahlen kann." Die Martinsgans ist eine Form der Pachtzahlung. Da Gesinde entlassen und neues eingestellt wurde, ist die Gans auch ein Geschenk an ausscheidende Mägde und Knechte. Der erste Wein des Jahrgangs wird als Martinsminne getrunken.
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