Die Gesprächspartner räumen sich gegenseitig das Recht auf Selbstinterpretation ihres Glaubens ein. Man kann dann darüber streiten, ob diese Interpretation richtig ist, wissenschaftlichen Standards entspricht. Das schränkt dieses Recht nicht ein, sondern öffnet die Sache für das kritische Verstehen.
Differenzen müsen und dürfen in aller Klarheit benannt werden.
Der streitige Dialog wird angehalten, wenn eine Seite sich von der anderen verletzt fühlt.
Die alte Regel der Gruppendynamik gilt auch hier: Störungen haben Vorrang. Sie haben deshalb Vorrang, weil im Dialog seine Glaubensüberzeugungen - die man ja gegenseitig kennt - so weit öffnend zur Disposition stellt, dass man sogar vielleicht durch die Argumente des anderen sich zu einer Korrektur der eigenen Tradition genötigt fühlt.
Peter Steinacker
FAZ Samstag, 16. Mai 2009, Nr 113, Seite 33
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