Montag, 31. März 2008

Chancen I

Mehr Staat für mehr soziale Durchlässigkeit
Wie können wir allen eine faire Chance zum Aufstieg geben? Die Agenda 2010 fordert dazu mehr Flexibilität vom Bürgerund einen schlanken Staat. Doch das ist der falsche Weg, wie ein Blick ins Ausland zeigt / Von Gert G. Wagner
In einem Kommentar im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung wurde kürzlich festgestellt, dass nicht die wachsende ökonomische Ungleichheit ein Problem darstelle – sondern mangelnde Mobilität und damit mangelnde Flexibilität. Anlässlich des 5-Jahres-Jubiläums der „Agenda 2010“ sangen etliche Kommentatoren das Hohelied der Flexibilität: Nur sie könne weiteren wirtschaftlichen Aufschwung und vor allem mehr soziale Gerechtigkeit bringen.
Was ohne Zweifel stimmt: Eine moderne Gesellschaft sollte Gerechtigkeit nicht in erster Linie durch Almosen und soziale Dauersubventionen herzustellen versuchen. Zuerst sollte Teilhabegerechtigkeit kommen, und zwar durch Chancengleichheit bei der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt. Nur wenn das im Einzelfall schiefgegangen ist, sollte durch finanzielle Transfers geholfen werden (dann aber auch menschenwürdig, was freilich einfacher gesagt ist als getan).
Die Kernfrage ist also, wie Chancengleichheit und soziale Mobilität in Deutschland verbessert werden können. Ein Blick ins Ausland zeigt: Unbeschränkte Flexibilität, wie wir sie besonders gut in den USA beobachten können, führt keineswegs zum Erfolg. Kaum eine moderne westliche Gesellschaft ist sozial so undurchlässig wie die US-amerikanische. Internationale Vergleiche zeigen, dass die „Vom Tellerwäscher zum Millionär“Ideologie dort nur für Einzelfälle gilt. Die skandinavischen Staaten sind viel bessere Beispiele, ja Vorbilder. Diese Staaten sind allerdings stark reguliert – und die Steuern sind hoch, weil der Staat gute öffentliche Leistungen bietet.
Die Mittelschicht in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren deutlich geschrumpft, von 62 Prozent der Gesamtbevölkerung auf 54 Prozent. Die Zahlen des „Sozio-oekonomischen Panels“, einer Erhebung am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), zeigen dabei: Nicht der Anteil Gutverdienender ist drastisch gewachsen, es kam vielmehr zu einer Verfestigung von Armut und niedrigen Einkommen – und damit zu einem Abstieg der unteren Mittelschicht in dauerhaft prekäre Lebensverhältnisse.
Wie kann Chancengleichheit verbessert werden? Kurzfristig sicherlich durch das Fördern, das laut dem bekannten Hartz-IV-Schlagwort zum Fordern dazugehört. Erstaunlicherweise wird in der Agenda-Diskussion immer wieder vergessen, dass die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe eine ganz alte Forderung der Linken war. Und zwar genau deswegen, weil ein System aus einem Guss das Fördern von Langzeitarbeitslosen erleichtert. Es verhindert auch von vorneherein so weit wie möglich, dass Langzeitarbeitslosigkeit überhaupt entsteht (etwa durch gezielte Beratung von Menschen ohne jede allgemeine Berufsqualifikation). Die Linke hat sich freilich höhere Sozialtransfers vorgestellt. Über deren Höhe kann man allerdings nicht grundsätzlich streiten, sondern nur im Detail. Wenn das Fördern stimmt (und das tut es dank desUmbaus der Agentur für Arbeit zunehmend), dann ist ein Grundsatzstreit um die Höhe des ALG II unredlich. Vielmehr lohnt sich der Streit um die sonstige Gestaltung der chancenfördernden Politik.
Fordern und Fördern liefen in den ersten anderthalb Jahren der Agenda-Politik ziemlich ins Leere, weil die damalige Bundesregierung nichts tat, um den Aufschwung makroökonomisch zu unterstützen. Mit erstaunlicher wirtschaftspolitischer Naivität wurde zudem der Anstieg der Renten gebremst. Außerdem wurden mit der Riester-Rente Junge und Alte zum Sparen angehalten und damit insgesamt gründlich verunsichert. Die große Koalition hat dann eine vielgescholtene Reform-Pause eingelegt und damit den Aufschwung so gestützt, dass er nicht mal von der Mehrwertsteuererhöhung abgewürgt wurde. Damit können jetzt in der Tat erste Früchte der Agenda 2010 geerntet werden. Aber langfristig mehr Chancengleichheit ist damit beileibe noch nicht hergestellt. Und die Ausrichtung am angelsächsischen FlexibilitätsModell, welches bei der Agenda 2010 Pate stand, wird auch nicht zu mehr Chancengleichheit führen – sondern die Axt an den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft in Deutschland legen.
Ein Grund für die soziale Undurchlässigkeit in den USA ist das Schulsystem. Es wird so wenig reguliert und von der Regierung unterstützt (ist also sehr flexibel), dass nur vereinzelte staatliche und private Schulen gute Qualität bieten. Und wer nicht auf eine gute Schule ging, der hat – und sei er noch so schlau – keine Chance, auf eine gute Universität zu kommen, von den berühmten Elite-Universitäten ganz zu schweigen. Auch Großbritannien ist nicht besser. Deutschland liegt bislang im Mittelfeld der Aufstiegsmobilität (die übrigens natürlich auch bedeutet, dass weniger begabte und minder ehrgeizige Kinder aus gutsituierten Elternhäusern sozial absteigen müssen). Am durchlässigsten sind die skandinavischen Gesellschaften. Das zeigen raffinierte ökonomische Analysen ebenso wie das jüngst erschienene Buch „Eliten und Macht in Europa“ des Elite-Forschers Michael Hartmann.
Was macht Skandinavien sozial so durchlässig? ZumErsten gibt es keine Elite-Schulen und -Universitäten, in denen der Nachwuchs für Spitzenpositionen herangezogen wird. Das übelste Beispiel dafür ist Frankreich, wo fünf Grandes Ecoles nach wie vor den Nachwuchs kanalisieren. (Dazu sei angemerkt: Exzellente Forschungsuniversitäten, die es in den nordischen Ländern durchaus gibt, sind ganz etwas anderes als die höheren Fachschulen in Frankreich oder auch Spanien). Zum Zweiten werden in den skandinavischen Ländern hohe Steuern erhoben, um in der Ausbildung und der Weiterbildung gute Qualität zu bieten. Und im Falle von Arbeitslosigkeit stehen staatliche Unterstützungsprogramme bereit. Das Musterbeispiel ist Dänemark, wo es zwar kaum einen Kündigungsschutz gibt, dafür aber viel höheres Arbeitslosengeld als in Deutschland.
Zum Dritten – und das ist eine überraschende Einsicht, die Hartmanns Buch bietet – liegt es an der großen Bedeutung von Staats- und staatlich gelenkten Betrieben. Ihre Führungsetagen sind für soziale Aufsteiger viel offener als bei privatwirtschaftlichen Unternehmen, die ja noch überraschend oft in der Hand alter Familien sind.
Alles in allem: Nicht weniger, sondern mehr Staat, der klug organisiert ist, befördert Durchlässigkeit, Flexibilität und damit Teilhabegerechtigkeit.


Süddeutsche Zeitung 29./30. März Nr 74 Seite 26

Musik

  1. Mano Suave von Yasmin Levy (Nuzzcom)
  2. Christian Gerhaher singt Robert Schuhmann, Gerold Huber Klavier (RCA/SonyBMG)
  3. White Hinterland, Phylactory Factory. Dead Oceans 009 (Cargo)
  4. Panzerballett, Starke Stücke, ACT 9661. edel

Schilddrüsenüberfunktion und Schwangerschaft

Scenario

A 35 year old woman develops Graves’ hyperthyroidism (Basedow; the commonest cause of hyperthyroidism) four months after the birth of her second child. She receives treatment with antithyroid drugs for six months. In her third pregnancy she complains of palpitations, excessive sweating, and heat intolerance at 16 weeks’ gestation. Although she experienced these symptoms in previous pregnancies, the current symptoms are much worse.

She is found to be severely hyperthyroid, with raised concentrations of serum free thyroxine (51.7 pmol/l (normal range 9.8-23.1 pmol/l) and free triiodothyronine (19.9 pmol/l (3.5-6.5 pmol/l)) and with suppressed concentrations of thyrotrophin (thyroid stimulating hormone) (<0.02> treated with propylthiouracil, initially 150 mg three times daily, which is reduced eventually to 50 mg twice daily as she becomes euthyroid. Thyrotrophin receptor antibodies are measured at 30 weeks’ gestation and are negative. Propylthiouracil is continued throughout pregnancy and she breast feeds while taking the drug. The drug is stopped two months postpartum; thyroid function is normal three weeks later.

Weitere Informationen gibt es hier


Sonntag, 30. März 2008

Weisser Sonntag

Am Sonntag nach Ostern gehen Kinder im Grundschulalter zur Ersten heiligen Kommunion, sie empfangen das Abendmahl. Die Mädchen sind oft wie kleine Bräute gekleidet, die Jungen in einem neuen Anzug. Trotz der weißen Kleider der Mädchen stammt die Bezeichnung des Sonntags jedoch nicht von diesem, seit dem 16. Jahrhundert aufgekommenen Termin für die Erstkommunion, sondern weil in der frühen Kirche die an Ostern Getauften ihr weißes Gewand acht Tage später abgelegt haben.
Da am Sonntag nach Ostern das Evangelium vom zweifelnden Thomas vorgelesen wird, heißt dieser Tag auch Sonntag der Zweifler.

Und das Wetter passt heute auch! 23 Grad, ein leichter Wind geht, besser kann es gar nicht sein...
Ich erinnere mich noch ganz gut an meinen Weißen Sonntag, was war das für ein Fest, mein Vater hatte extra Bänke gezimmert, dass alle Eingeladenen Platz fanden. Die Köchin und die Küchenhilfe war schon ein Jahr vorher verpflichtet worden, ein wahrer Konkurrenzkampf brach jedesmal aus um die beste Köchin...und "austragen" durfte ich auch...nach einem festen Plan trug ich im ganzen Dorf Unmengen an Kuchen und Küchla (Krapfen) aus, letztere wurden natürlich auch von einer speziellen Expertin gebacken...der Erfolg (oder der Mißerfolg) der Köchin verbreitete sich im Dorf in Windeseile...

Everybody a Changemaker

Ashoka envisions a world where Everyone is a Changemaker: a world that responds quickly and effectively to social challenges, and where each individual has the freedom, confidence and societal support to address any social problem and drive change.




Im Niemandsland der Tabelle festgefroren...

Doll: "In den ersten 15 Minuten waren wir im Tiefschlaf..." und Bochum führte mit 2 : 0! Dann sind meine Borussen-Mannen tatsächlich aufgewacht und schaffen den Ausgleich...
Bochum legt wieder vor, kann den Vorsprung aber nicht halten - Endstand 3 : 3!
Naja, Schwamm drüber..."Nach Berlin!"

Gute Eltern schummeln nicht bei der Steuererklärung

Leitlinien für Eltern

1. Werte sind die Basis unseres Benehmens
2. Was leben Sie dem Kind vor?
3. Es gibt keinen Ersatz für Sie
4. Zeigen Sie mehr Ausdauer
5. Schätzen Sie andere Kulturen
&. Übernehmen Sie Verantwortung
7. Pflegen Sie Freundschaften

http://www.heartlines.org.za
http://www.soulcity.org.za

Quelle: BAMS Sonntag 30. März 2008

Wir, das Volk, von der Absicht geleitet, ...

...unseren Bund zu vervollkommnen, die Gerechtigkeit zu verwirklichen...

Der Anfang der Amerikanischen Verfassung, Philadelphia 1787

Büchertisch


  1. 1968. Bildspur eines Jahres von Gerd Koenen und Andres Veiel, Fackelträger
  2. Putsch! Zur Geschichte des amerikanischen Imperialismus von Stephen Kinzer, Eichborn
  3. Germany: Jekyll & Hyde. 1939 - Deutschland von innen betrachtet von Sebastian Haffner, Büchergilde
  4. Die Ehre des jüdischen Soldaten von Jacob Rosenthal, Campus Verlag
  5. Nachricht an alle von Michael Kumpfmüller, Kiepenheuer&Witsch
  6. Die Lebenslüge der Juristen. Warum Recht nicht gerecht ist von Rolf Lamprecht, DVA
  7. Das dunkle Schiff von Sherko Fatah, Verlag Jung und Jung
  8. Die Bücherdiebin von Markus Zusak, CBJ
  9. Welcome To Your Brain von Sandra Aamodt und Samuel Wang, CH Beck
  10. Predictably irrational von Uwe Jean Heuser, Campus
  11. Die Logik des Irrtums von Hanno Beck, FAZ
  12. Gödel, Escher, Bach von Douglas R. Hofstadter, Klett-Cotta
  13. Einführung in die mathematische Logik von Alfred Tarski, Vandenhoeck&Ruprecht
  14. Lob der Elite. Warum wir sie brauchen von Heike Schmoll, CH Beck
  15. A Community under Siege. The Jews of Breslau under Nazism von Abraham Ascher, Stanford University Press
  16. Die Entlarvung des Osterhasen von Erich Kästner, Gelesen von Michael Quast, Der Hörverlag
  17. Geist. Eine Einführung von John R. Searle, Suhrkamp
  18. Das Geheimnis gücklicher Kinder von Steve Biddulph, Heyne
  19. Insel Almanach auf das Jahr 2008: Zweihundert Jahre Goethes "Faust", Insel Verlag
  20. Eliten und Macht in Europa. Ein internationaler Vergleich von Michael Hartmann, Campus

Samstag, 29. März 2008

Der Weg des Kriegers ist das Sterben....




Verwegene Krieger, bizarre Rüstungen, anmutiger Schwertkampf und geheimnisvolle Geishas, all dies verbinden wir mit den Samurai. Aber auch kunstvolle Gedichte, meditative Teezeremonien, schwungvolle Schriftkunst und perfektes Ikebana, die Kunst des Blumensteckens, gehören untrennbar zu diesen japanischen Kriegern. Das Historische Museum der Pfalz Speyer widmet sich der Kultur und der wechselvollen Geschichte der Krieger des alten Japans, deren Aufstieg und Niedergang bis heute faszinieren.

Die da unten...

Die Reichen machen gerade viel von sich reden. Gut so, denn wie Reichtum funktioniert, entzieht sich gern den Blicken, die Wahrheit rollt dann großhubräumig an uns vorbei und verschwindet hinter Türen ohne Namensschild. Nun lernen wir dazu, jeden Morgen, mit Blick in die Zeitungen, wie reich es macht, Steuern vorzuenthalten, bis zu vier Milliarden Euro weggesteckt, Trick Liechtenstein, das ist etwa das Doppelte des Bildungsetats der Hansestadt Hamburg, in deren Schulen es einen Reparaturstau von zehn Jahren gibt.
Die Vorstände der deutschen Unternehmen sind 17,5 Prozent reicher geworden im letzten Jahr, auf der Basis von Jahresgehältern, die im zweistelligen Millionenbereich liegen können – geräuschlos, ohne einen einzigen ICE zu bestreiken. Die Aktionäre von Siemens macht es gerade reicher, dass 6800 Leute ihren Job verlieren, über solche Dinge wird nun also heftig geredet, ein interessanter Gesprächsstoff – der leider den Blick von einem Thema ablenkt, das sowieso am liebsten übersehen wird. Von der Armut. Der sich verschärfenden Armut in diesem Land, der nicht einzudämmenden Armut in Europa, den Inseln der Hoffnungslosigkeit in der Welt.
In Europa leben 19 Millionen Kinder in Armut. In Italien, Großbritannien, Spanien, um nur drei unserer liebsten Ferienländer zu nennen, ist etwa ist jedes 4. Kind von Armut betroffen. Armut bedeutet, mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens auskommen zu müssen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen unterstützt 73 Millionen hungernde Menschen in 78 Ländern, steigende Getreidepreise lassen die Zahl in diesen Tagen um Millionen steigen. »Die Hälfte aller Menschen lebt von zwei Dollar am Tag«, sagte der Ökonom Muhammad Yunus 2006 in Stockholm in seiner Dankesrede für die Verleihung des Friedensnobelpreises, die reichsten 50 Millionen dieser Erde reklamierten für sich ein Einkommen, das so hoch sei wie das der ärmsten drei Milliarden Menschen zusammen, sagte Yunus. Es gibt, so der Oxforder Ökonom Paul Collier, rund eine Milliarde Menschen, die keinerlei Aussichten haben auf eine Verbesserung ihrer Lage, die zum Wechsel des letzten Jahrhunderts schlechter war als 30 Jahre zuvor, sie sind abgehängt von den positiven Entwicklungen in China oder Indien, ihr Elend ausgeblendet von den Bildern des dort keimenden Wohlstands, ihre Lage so hoffnungslos wie die von Passagieren in einem Zug, der mit blockierter Bremse auf ein abschüssiges Gleis gerät. Armut, so der Soziologe Serge Paugam von der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris, auch Direktor am Centre National de la Recherche Scientifique, Armut werde gerne unsichtbar gemacht als angeblich nur marginales Problem, weil ihre Anerkennung infrage stellt, woran wir so gern glauben: die Macht des Marktes, die positive Kraft von Wachstum, den Fortschritt an sich. Yunus, Collier und Paugam haben jetzt sehr bemerkenswerte Bücher über die Armut vorgelegt.
Yunus, eines von neun Kindern einer Familie in Bangladesch, und Collier, Metzgersohn aus Yorkshire und Serge Paugam, der als Gymnasiallehrer in Laval begann, sie sind jeder auf ihre Weise überzeugende Beispiele hochentwickelten Humankapitals, ein Reichtum für unsere Wissensgesellschaft. Sie durchleuchten das Problem der Armut in sehr verschiedenen Regionen der Welt und aus verschiedenen Blickwinkeln, mit Unterschieden in Temperament, Methoden und Schlussfolgerungen. Paugam steckt erst auf 100 Seiten sein Feld ab, die Historie der Armut in Europa, er zeigt seine Instrumente, eine Typologie der Armut. Paugum unterscheidet Armut, die als Lebensstil in einer Gesellschaft integriert ist, von einer Armut, die marginalisiert wird. Er fragt, unter welchen Bedingungen Erfahrungen von Armut als disqualifizierend, demütigend durchschlagen. Armut ist, so betrachtet, kein Fakt, sondern ein Prozess von Zuschreibung, von angenommener Abwertung, aufgefangenen Nöten. Merkwürdig, dass am ärmsten Punkt Europas, auf Madeira, die Armut weniger empfunden wird. Wie kommt es, dass Arbeitslose in Dänemark zu über 40 Prozent allein leben, in Italien aber nur zu 1,4 Prozent, welche Folgen hat das, darüber räsoniert Paugam.
Collier führt seine Forschung als Abenteuer aus, wirft sich in das Gestrüpp von Widrigkeiten, die vor allem in Afrika eine Reihe von Staaten im Elend festhalten. Wie ein Zauberkünstler jongliert er Fakten und Zahlen und knallt die Ergebnisse seiner unerwarteten Fragestellungen aufs Blatt. Das Verhältnis von Armut zu Bürgerkrieg? Fatal. Geht das Pro-Kopf-Einkommen um die Hälfte zurück, steigt das Risiko eines Bürgerkriegs auf das Doppelte. Kosten? 64 Milliarden Dollar pro Krieg. Collier kommt, nicht ohne bissiges Vergnügen, zum Vorschlag, der Behebung von Armut diene unter anderem ein befriedender Militäreinsatz. Ohne Gewähr! Collier verweist auf enge Spielräume, Komplexität – und:Trotzdem müssen wir handeln! Sein Buch hat den Charme eines Films der schwarzen Serie und bekommt nun in Toronto den Lionel-Gelber-Preis als bestes Sachbuch des Jahres.
Muhammad Yunus ist der Visionär unter den Experten, ein Martin Luther King der Armutsforschung. Er habe einen Traum, verkündet Yunus, einen Traum von einer besseren Welt. Eine »unvollständige und fehlerhafte Vorstellung von der Gesellschaft und dem menschlichen Dasein«, sagt Yunus, habe uns in die Irre geführt – die Idee, dass die Menschen eindimensionale Wesen seien, nur durch Geld motiviert werden könnten und nur aus finanziellem Verdienst Befriedigung schöpften. Er glaubt an ein Wesen, unverbildet von der Gehirnwäsche des Konsumismus, das sich am wohlsten fühle, wenn es sich als sozial entfalten könnte. Homo Yunusiensis! Yunus trennte die Profitabschöpfung vom Unternehmen ab und verlagert sie zurück, als Reinvestition in den guten Zweck, dem dieses Sozialunternehmen dient – der Vergabe von noch mehr Mikrokrediten für die Armen. Dafür bekam er den Nobelpreis.

Die Schaltstelle für die Bekämpfung von Armut liegt im Kopf, in unserem
Das alles klingt sehr divergent, hat aber einen gemeinsamen Nenner. Die Schaltstelle für Wahrnehmung und Bekämpfung von Armut wird hier nicht primär im Kapitalfluss geortet, sondern im Kopf, in unserem. Als mentaler Knoten. Dazu also die Aufforderung, die Dinge quer zu durchforsten. Was die Lektüre dieser Bücher zu einem intellektuellen Abenteuer macht. Kein Gejammer über »die armen Armen« oder Abzocker, sondern ein Appell an den mündigen Bürger, der sich gefälligst informieren und seinen Einfluss auf die Politik geltend machen soll.
Serge Paugam zeigt im historischen Exkurs, wie Tocqueville, Marx und Georg Simmel Vorstellungen entwickelten, die Armut als inhärenten Bestandteil des Wirtschaftssystems erkannten. Das gilt bis heute, wenn Niedriglöhne in Dritte-Welt-Ländern Bedingung für die Auslagerung von Produktion sind, was hierzulande zu Lohndruck oder Freistellung führt. Paugam zeigt die Muster von Leugnung und Verdrängung durch Schuldzuweisungen an die Abgehängten, die denen als moralische Entlastung dienen, die noch am Wohlstand teilhaben dürfen. Armut diskreditiert das Staatswesen, als versagendes, und verwandelt eine Person in einem schmerzlichen Prozess neuer Selbstwahrnehmung. Ab wann, fragt Paugam, bekennt sich ein Mensch als arm? Und wieso ist nicht jeder, der arm ist, auch arm dran?

Armut kann auch ohne Leid erlebt werden, im Kreis der Familie
Je nach Milieu kann das eingeschränkte Leben als selbstverständlich erlebt werden, wie im Süden Europas, wo Arme oft in wirtschaftlich sehr schwachen Zonen leben, ohne Zukunft, aber oft solidarisch aufgefangen sind in Familie, Freundschaften oder der Erfahrung einer trotzdem sinnhaften Existenz. Sie werden vielleicht von staatlichen Hilfen nicht so individuell aufgefangen wie in Deutschland, aber erfahren auch nicht die Demütigung des behördlichen Blicks ins Private. Armut, so Paugam, erscheine auch deshalb oft als schwer zu mildern, weil Maßnahmen auf einer Wahrnehmung beruhten, welche ausblendeten, wie sich etwa für Arme Benachteiligungen verdichten – ungenügende Bildung, zerrissene Sozialnetze, fragile Gesundheit, mentale Not. So muss ein eindimensionales Angeboten wie Geld oder ein Job scheitern.

Die Armut also gibt es nicht, es handelt sich um heterogene Phänomene. Armut, schrieb schon Amartya Sen, auch Nobelpreisträger der Ökonomie, wirke je nach sozialer Rolle oder Geschlecht verschieden. Es ist etwas anderes, ob man arm an Einkommen ist oder an Verwirklichungschancen. Eine Frau mag in einer reichen Familie leben, aber kein Recht haben, das Geld in ihrem Sinne zu verwenden. Man kann in einem Land mit boomender Wirtschaft leben, in Indien etwa, aber ohne Chancen sein, weil sich der eigene Lebensbereich in einer mageren landwirtschaftlichen Zone abspielt, die vom Boom nie erreicht wird. Paul Collier isoliert auf der Ebene von Nationen äußere Bedingungen, die zur Armut verdammen. Kein Zugang zum Meer. Hohes Einkommen durch Rohstoffe wirkt destabilisierend. Die positiven Effekte von Bildung minimieren sich bei niedriger Bevölkerungszahl. Seine Vorschläge, als steile G8-Vorlage gedacht, mildert er durch jene bissige Komik, die Lektüre angelsächsischer Wissensbücher so erfreulich macht. Befriedende Truppenpräsenz bei gleichzeitiger massiver Anschubfinanzierung von Reformen, ähnlich wie damals beim Marshallplan! Eine Charta entwickeln für Transparenz der Ressourcenverwendung. Kurzzeitige Handelsprotektion der elendesten Länder Afrikas gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Das sei eine Verletzung nationaler Souveränität? So what? Von abgehängten Staaten gehe eine globale Destabilisierung aus. Und das Streben nach Glück, so Yunus, das Thomas Jefferson in die Verfassung der Vereinigten Staaten schrieb, sei schließlich universal zu denken.

Lebensstile müssen sich global angleichen. Was das wohl bedeutet!
Wie also geht es voran, mit solch radikalen Denkern im Rücken? Nun, es gibt gute und schlechte Nachrichten. »In Bangladesch sind bereits 80 Prozent der in Armut lebenden Menschen in den Genuss eines Mikrokredits gekommen«, sagte Yunus vor zwei Jahren in Stockholm. Es gibt eine flächendeckende Joghurtverteilung an Kinder, Bettler-Darlehen, Versicherungen gegen das Ableben der Familienkuh, Studentenförderung – das hat nichts daran geändert, dass Bangladesch auf der Liste der ärmsten Staaten noch immer weit oben steht. Es wäre hilfreich, hätte Yunus mitbedacht, was als Kritik gegen seine Mikrokredite vorgebracht wurde – etwa dass viele der Mikrokredite keine nachhaltige Entwicklung in Gang setzen, sondern nur handelsübliche Kredite ablösen und retour. Collier hat gute Beispiele für die desaströsen Effekte mangelnder militärischer Präsenz, Ruanda zum Beispiel. Aber es gibt nicht viele überzeugende Gegenbeispiele. Und wieso, Monsieur Paugam, rührt den mündigen Citoyen das Elend der Welt so wenig, solange es ihm gut geht?

Es wird gern gesagt, die Armut der Dritten Welt sei zu weit weg, um hier als Schreckensbild wirksam zu werden. Das klingt nach fauler Ausrede. Die armseligen Gehälter in Drittweltländern stehen hiesigen Konzernleitern klar vor Augen. Da ist Goa ganz nah. Oder Südamerika, von wo Getreide importiert wird, um Schlachtvieh in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen zu füttern, das eine Bevölkerung verputzt, in der jeder Fünfte übergewichtig ist, während im Heimatland des Getreides Menschen hungern.
So gesehen gibt es kein unschuldiges Steak. Wer billige T-Shirts kauft, enthält anderen Lohn vor. So viel Einsicht muss schon sein im humanismusgeschulten Europa. Man muss ja nicht einen Lebensstil pflegen, der leicht zu halbieren wäre, ohne viel an Komfort zu verlieren. Es gehe darum, einen global nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln, sagt Yunus. »Leben auf Kosten anderer als Lebensverlust wahrzunehmen: Diese Lektion steht noch aus«, so formulierte es neulich der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff in einem Interview. Radikal! Yunus spricht davon, dass sich Lebensstile global angleichen müssten. Was das bedeutet, darüber hat hier vermutlich kaum jemand angefangen nachzudenken.

»Vergessen wir nicht, dass wir nur ein Leben haben«, schreibt Yunus, er meint damit Menschenleben, die unter Armut verkrüppeln. Aber der Satz ließe sich natürlich auch auf uns beziehen, die wir nur dies eine Leben haben, um eine positive Spur zu hintelassen.

Paul Collier: Die unterste Milliarde
Warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann; aus dem Engl. von Rita Seuß und Martin Richter, 2008


Serge Paugam: Die elementaren Formen der Armut
Aus dem Franz. von Andreas Pfeuffe, Pfeuffer; Hamburger Edition, Hamburg 2008


Muhammad Yunus: Die Armut besiegen
Aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer; Hanser Verlag München 2008


DIE ZEIT - Ein Spezial zur Leipziger Buchmesse 2008; Artikel von Susanne Mayer

Der FC Bayern und Lidl


Offenbach Post Samstag 29. März 2008

Virtuelles Handgepäck für Weltenbummler

Der FAZ-Romanatlas erkundet die Welt von heute an mit den Augen der Literatur...

Interdisziplinäres Darmzentrum

Am Mittwoch, den 2. April, findet in unserer Klinik im Konferenzraum ab 15 Uhr eine kleine Feierstunde statt - Anlass: Die Zertifizierung als Darmzentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Viszeralchirurgie und die Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie.

Programm

Landrat Peter Walter Begrüßung
Prof. Dr Wolfgang Caspary Überreichung der Urkunde
Sighart Träger, ILCO Darmkrebs aus der Sicht des Patienten
PD Dr. Dominik Faust Darmkrebs ist heilbar!
Prof. Dr. Dr. Ernst Hanisch Vorstellung des Interdisziplinären Darmzentrums

Herzliche Einladung an Alle!

Bibelpark

Im Garten der Bibel - Der Park Neot Kedumim nahe Tel Aviv kennt die Antwort. Er sammelt Pflanzen aus dem Alten und Neuen Testament und hat so eine Ideallandschaft geschaffen.

http://www.n-k.org.il/public/english/index.htm

Freitag, 28. März 2008

Schnepfe im Kaminzimmer

Der Jagdhof heißt nicht umsonst Jagdhof - überall gibt es Jagdtrophäen zu bestaunen - im Kaminzimmer gibt es zB einen frech dreinschauenden Vogel...
"Ich glaube, das ist eine Schnepfe..."
"Woher willst du wissen, daß das eine Schnepfe ist?"
"Weil ich einmal Förster werden wollte und ich mich sehr für die Jagd interessiert habe..."
In diesem Moment kommt der Seniorchef vorbei.
"Darf ich Sie fragen - Ist das eine Schnepfe?" ich zeige dabei auf den frech ins Kaminzimmer blickenden Vogel.
"Jo, des is a Schnepfn, a Woldschnepfn."
Sein Blick geht verschmitzt in Richtung Küche...
"Es gibt nämlich no ondere Schnepfn..."

Beim Treppenbauer...

Der Treppenbauer Moosbauer ist ein Handwerker mit Leib und Seele...Die Hobelbank seines Urgroßvaters ist zum Schreibtisch geworden durch eine dicke aufgelegte Glasplatte, darunter liegt ein Gedicht - Das Hobellied


Das Hobellied

Da streiten sich die Leut herum
Oft um den Wert des Glücks,
Der eine heißt den andern dumm,
Am End weiß keiner nix.
Das ist der allerärmste Mann,
Der andre oft zu reich,
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt's beide gleich.

Die Jugend will halt stets mit Gewalt
In allem glücklich sein,
Doch wird man nur ein bissel alt,
Da gibt man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, o Grauß,
Das bringt mich nicht in Wut,
Da klopf' ich meinen Hobel aus
Und denk', du brummst mir gut.

Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
Und zupft mich:" Brüderl, kumm",
Da stell' ich mich im Anfang taub
Und schau' mich gar nicht um.
Doch sagt er: "Lieber Valentin,
Mach keine Umständ, geh!",
Da leg' ich meinen Hobel hin
Und sag' der Welt ade.

Beim HAIDL...

Der Senior hat dem Jungen zwei Ratschläge mit auf den Weg gegeben...
1. Bua, wennsd woas moachsd, donn moachs gscheid - a Glumb koast a a Göld...
2. Bua, wennsd an Bock gschossn hoasd, donn richts glei - der erschde Verdruss ist der kloansde...

Dem gibt es Nichts hinzuzufügen!

LIEBE MACHT TOT(D)

Shakespeare neu erleben - 3sat inszeniert den bedeutendsten Dramatiker der Weltliteratur. Zwei Wochen lang dreht sich alles um Liebe, Macht und Tod. Mit legendären Verfilmungen, preisgekrönten Theaterinszenierungen, Talkrunden und Dokumentationen.

"Die ganze Welt ist BühneUnd alle Frauen und Männer bloße Spieler.Sie treten auf und gehen wieder ab,Sein Leben lang spielt einer manche Rollen ..."(William Shakespeare: "Wie es euch gefällt", II, 7)

Mehr gibt es hier

Kino

  1. Tödliche Versprechen - Eastern Promises von David Cronenberg
  2. Three burials von Tommy Lee Jones
  3. Todeszug nach Yuma von James Mangold
  4. Pans Labyrinth von Guillermo del Toro
  5. Der Fuchs und das Mädchen von Luc Jacquet
  6. Dialog mit meinem Gärtner von Jean Beckers
  7. I'm not there von Todd Haynes
  8. Das jüngste Gewitter von Roy Anderssons
  9. There will be Blood von Paul Thomas Anderson
  10. Kirschblüten von Doris Dörrie

Donnerstag, 27. März 2008

Neue Ideen braucht die Welt...

The recent failure of another potential vaccine against human immunodeficiency virus (HIV) underscores the enormous challenges of tackling diseases whose heaviest burden falls on the developing world. A quarter of a century after the first report of AIDS, our knowledge about how an HIV vaccine might work is still distressingly limited. It seems clear that neither current dogma nor traditional thinking is likely to get us to the next step. Truly creative ideas will be required.
I must confess to having learned the hard way that embracing new thinking, as difficult as it may be, is crucial for the advancement of science and medicine. As a gastroenterologist, I was one of the many who believed as gospel truth that peptic ulcers were caused by gastric acid. When two scientists from Australia came along and argued that it was actually a bacterium, Helicobacter pylori, that produced ulcers, those of us in the "Acid Mafia" rejected their claims out of hand. But Robin Warren and Barry Marshall persisted. Marshall even drank a solution of H. pylori, became ill, took antibiotics, recovered, and wrote a paper about it, just to get others in the field to pay attention. You know the ending to this story — these scientists were proved right and went on to win a Nobel Prize in 2005.
New ideas should not have to battle so hard for oxygen. Unfortunately, they must often do so. Even if we recognize the need to embrace new thinking — because one never knows when a totally radical idea can help us tackle a problem from a completely different angle — it takes humility to let go of old concepts and familiar methods. We have seemed to lack such humility in the field of global health, where the projects related to diseases, such as HIV, malaria, and tuberculosis, that get the most funding tend to reflect consensus views, avoid controversy, and have a high probability of success, if "success" is defined as the production of a meaningful but limited increase in knowledge. As a result, we gamble that a relatively small number of ideas will solve the world's greatest global health challenges. That's not a bet we can afford to continue making for much longer.
Incremental innovation has its place, of course. Many important lifesaving advances have been made by taking one crucial step forward at a time. Consider the worldwide effort to eradicate polio, for example. In 1955, Jonas Salk's vaccine showed that we could induce protective immunity against poliovirus by injecting people with inactivated viral strains. Because his vaccine required injections, it wasn't well suited to use in developing countries, but Albert Sabin's oral polio vaccine took us a step further and allowed the first global eradication campaigns to begin. Both Salk's and Sabin's solutions, however, would have been impossible had it not been for a great leap — an essentially transformative idea — that had occurred centuries earlier in the mind of Edward Jenner, who observed that milkmaids who had been exposed to cowpox became immune to smallpox, a far more deadly disease.
How can we capture such transformative innovation in order to address the problems in global health? First, it is clear that innovation does not take place only in the United States or Western Europe. In the realm of information technology, for example, many of the most important recent advances have been made in India or China. Innovation comes from every discipline. If only the anointed experts are permitted to address a problem, their field becomes locked in unchallenged dogma. An engineer or a physicist could have brilliant insights into a difficult biomedical problem. Innovative ideas might exist in the minds of people who could never navigate their way through a grant application for the National Institutes of Health. Moreover, new ideas can be fleeting, and waiting a year for funding in order to test them can have a serious dampening effect. Innovation frequently arises from the lessons of repeated failure, so if we are not willing to take risks and fail often, we will miss many opportunities to capture novel approaches that can transform a field. Above all, unfortunately, peer review can kill truly novel ideas because they are, by definition, peerless.
To help promote a more adventurous approach to research, the Bill and Melinda Gates Foundation, where I am president of the Global Health Program, is willing to take risks as well. We are launching a $100 million initiative called Grand Challenges Explorations, which will supplement our current grant making by funding hundreds of innovative early-stage projects over the course of 5 years, investing $100,000 in each one. We want bold ideas — even seemingly wacky ones — that need just a little help to get tested. Proposals will require creative thinking but no preliminary data. The applications are only two pages long, and we'll make a funding decision within about 3 months after the May 30 submission deadline. We'll run each idea past two groups of reviewers — one composed of internal scientists, and another of partners and advisers with a history of identifying creative solutions to difficult problems. We expect many of these projects to fail, but we stand ready to put substantial funding behind those that succeed.
We will begin taking submissions on the Grand Challenges in Global Health Web site on March 31 for a first set of four ambitious challenges. We're seeking new ways to protect against infectious diseases, drugs and delivery systems that limit the emergence of resistance, new ways to prevent or cure HIV infection, and an understanding of the basis for latency in tuberculosis. We'll issue new challenges at least twice a year going forward. We hope to hear from researchers of every age, on every continent, and from disciplines that don't typically focus on global health or even biomedical research — for history has taught us that great ideas can come from anywhere.
Each year, 9.7 million children die before 5 years of age, 4 million of them within the first month of life and the vast majority of them in the poorest countries in the world. These numbers are staggering to contemplate, let alone comprehend. Most of these deaths can be averted with the application of existing tools, but in some cases only new ideas will provide practical and effective solutions. Through initiatives like Grand Challenges Explorations, we hope to breathe life into the best of these new ideas.

Tadataka Yamada, M.D.
NEJM Volume 358:1324-1325 March 27 2008 Number 13

Darmverschluß des Dünndarms



A 72-year-old woman presented with a 2-day history of abdominal pain associated with nausea and vomiting. Over the previous 10 years, she had had progressive Alzheimer's disease, requiring her to live in a long-term care facility. On physical examination, there were no abdominal scars or umbilical, inguinal, or femoral hernias. Laboratory tests revealed a normal white-cell count, and an abdominal radiologic examination was suggestive of a complete small-bowel obstruction (Panel A). Computed tomography showed small-bowel obstruction by an intraluminal mass (Panel B, arrow). This mass had a hyperdense periphery and an aerated core. During laparotomy, an enterotomy was performed and a plastic ball was found within the lumen. The ball was 4 cm in diameter and had a hard plastic layer and a soft core. Additional questioning did not reveal whether the ingestion had been voluntary or accidental or when it might have occurred. The patient had an uneventful recovery.
Fabrice Dedouit, M.D. Philippe Otal, M.D.
NEJM Volume 358:1381 March 27,2008 Number 13

Die Notwehr des Bürgers

Liechtensteiner Steueraffäre - Die Notwehr der Leistungsträger
Von Rainer Hank , FAS 23.3.2008

Von der Liechtensteiner Steueraffäre ist heute, gut einen Monat nach Klaus Zumwinkels Pranger, vor allem die öffentliche Empörung über die Gier der Reichen geblieben. Der Staat – mit Finanzminister Peer Steinbrück an der Spitze – wusste diese Stimmung geschickt zu nutzen zum eigenen Autoritätsgewinn: Steuerhinterziehung darf brutal verfolgt werden, gerne auch über die Grenzen hinweg und mit rechtsstaatlich fragwürdigen Methoden. Schon entsteht eine Diebesbranche, deren Geschäftszweck darin besteht, der deutschen Finanzverwaltung gestohlene Daten über Konten in der Schweiz und anderswo anzudienen.
Wer hierzulande auch nur leise Verständnis für die Steuerhinterzieher äußert, riskiert alsbald den Landesverstoß (oder den Staatsanwalt im Haus). Gut, dass wenigstens die Schweizer sich vor regierungsdeutscher Großmäuligkeit nicht wegducken. Als besonders mutig tut sich Konrad Hummler hervor, Gesellschafter des Bankhauses Wegelin & Co. in St. Gallen. In seinem neuesten Anlagekommentar (http://www.wegelin.ch/) bricht Hummler eine Lanze für die Legitimität der Steuerflucht unter den Bedingungen maroder westeuropäischer Sozialstaaten. Gewiss, Hummlers Bank – sie existiert seit 1741 und ist die älteste Privatbank der Schweiz – lebt vom Geld der Reichen (sicherlich auch der reichen Deutschen). Aber das Eigeninteresse entkräftet seine Argumente nicht.
„Ersparnisbildung außerhalb des Systems“
Und diese Argumente sind brillant. Wer den Staat nicht bloß als unangreifbar idealisiert, der wird nach der Gegenleistung fragen dürfen, die der Bürger für seine Steuern erhält. Wachsenden Budgets, die vor allem zur Finanzierung der Transfers an Arbeitslose, Rentner, Kinder oder Bauern verwandt werden, stehen schrumpfende und ineffiziente öffentliche Leistungen (Bildung, Energie, Verkehr) gegenüber. Dabei wachsen die expliziten und impliziten Transferversprechen an alle möglichen Anspruchsberechtigten ständig. Geschröpft werden die Leistungsträger der Gesellschaft und die künftigen Generationen.
Wo wird sich der Staat seinen wachsenden Finanzierungsbedarf künftig holen, wenn nicht abermals bei den Leistungsträgern? Ist es ganz abwegig, wenn diese Gruppe der Erfolgreichen deshalb über Wege nachdenkt, in Notwehr gegen den konfiskatorischen Zugriff des Staates ihr Eigentum zu schützen? Dass der Schutz des Privateigentums zu den Eckpfeilern der Rechtsstaatlichkeit zählt, muss offenbar eigens erwähnt werden in Zeiten, in denen von so vielen so gerne Enteignungträume („Eigentum verpflichtet!“ heißt der Tarnspruch) geträumt werden. „Ersparnisbildung außerhalb des Systems“ nennt der Schweizer Bankier Hummler die Steuerflucht, zwar nicht legal, aber legitim. Hummler befindet sich damit in bester Gesellschaft: Auch Wilhelm Röpke, einer der Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft, vertrat die Auffassung, Steuerflucht sei dann moralisch legitimiert, wenn sie die Antwort auf konfiskatorische Absichten des Staates sei. Hier zeigt sich, wohin wir kämen, wenn Steinbrücks Wünsche einer internationalen Egalisierung der Steuersätze wahr und alle Fluchtwege verstopft würden: Staaten könnten sich völlig ungeniert bei ihren Bürgern bedienen.
Es ist der geschichtsphilosophische Sinn des Schweizer Sonderwegs, für die Bürger anderer Staaten die fiskalpolitische Exitoption offenzuhalten. Man solle im April Frau Merkel bei ihrem Staatsbesuch in der Schweiz mit Respekt empfangen, schreibt Bankier Hummler, „aber auch mit dem Wissen, dass es sich um eine machtorientierte Verwalterin eines sozialstaatlichen und finanzpolitischen Desasters handelt“. Für einen solchen Empfang dürfen auch viele Deutsche dankbar sein.

Mittwoch, 26. März 2008

Der ultimative Beweis - Frauen- und Männerhirne ticken anders


"An was denkst du, wenn du das Bild siehst?"
Sie: "An Biene Maja..."
Er: " An den BVB..."

Gallensteine - wie man sie effektiv behandelt...

..wird im HR und 3sat gezeigt...

Do, 27.03.08, Hessen Fernsehen (Drittes Programm) 18:50 - 19:15h
Mo, 31.03.08, Hessen Fernsehen (Drittes Programm) 21:00 - 21:45h
Di, 01.04.08, 3Sat (da wird die Sendung vom Donnerstag wiederholt)06:30 - 07:00h

Sind wir die Terroristen?

Sind wir die Terroristen?Früher sagten Parteifreunde, er habe nicht alle Tassen im Schrank. Heute tut Jürgen Todenhöfer komplett verrückte Dinge: Er spricht die Wahrheit über den Irakkrieg aus
Vorbereitung eines Angriffskrieges. Jeder Schüler kennt diesen Anklagepunkt des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals. Jeder Fernsehzuschauer weiß, dass der Krieg gegen den Irak ein Angriffskrieg war. Dennoch gibt es kein Tribunal, keine Angeklagten, kein Verfahren.
Die Würde des Menschen ist unantastbar, weiß jeder. Dennoch ist es schon in der Berichterstattung ein Unterschied, ob ein Deutscher, ein Europäer, ein Amerikaner ums Leben kommt oder ein Araber - im letzten Fall erfahren wir nicht mal den Namen des Opfers. Schließlich ist der Mehrheit längst klar, was von den Argumenten für den Irakkrieg zu halten ist, der erschütternde Film "Leading to War", kostenlos einsehbar auf der gleichnamigen Website, kommt daher völlig ohne Kommentar aus. Der Krieg tobt ohne Berechtigung, aber nicht weniger heftig.
Seit fünf Jahren müssen wir mit diesen Diskrepanzen auskommen, und es gelingt ganz gut, die Abspaltung, die Hoffnung auf bessere Zeiten. Was ist aber, wenn solche psychischen Verarbeitungsmechanismen, auch die simple Faulheit, die Gewöhnung an die normative Kraft des Faktischen ausbleiben? Wird man dann verrückt? Ist es Wahnsinn oder Widerstand, wenn einer in drei großen Tageszeitungen, in der "New York Times", in "Al Quds" und in der F.A.Z., seitenweise Anzeigen kauft, um bekanntzumachen, was doch eigentlich jeder weiß? Ist es noch Engagement, wenn sich ein Privatmann mit Buch, Website, Kinotrailern und Plakatwerbung an die Weltöffentlichkeit wendet, oder ist das ein Spleen? Ist der ein Pionier einer Weltbürgergesellschaft oder schon in der Liga der Erleuchteten, der D-Mark-Partei-Gründer und Supervitaminprediger? Vermutlich beides.
Doch außer islamhassenden Internetbewohnern mit zu viel Tagesfreizeit die sich auf der Website "Politically Incorrect" austoben, dürfte es jedem vernunftbegabten Leser schwerfallen, Jürgen Todenhöfers Appell an unsere eigenen westlichen Werte zu ignorieren. Todenhöfers Buch "Warum tötest du, Zaid?" enthält drei Teile: Es erzählt die Geschichte einer klandestinen Reise Todenhöfers nach Ramadi; und die Geschichte von Zaid, der vom Studenten zum Kämpfer wurde, als er den Tod seiner Brüder mitansehen musste. Im Bildteil werden teils aktuelle, teils historische Fotos von der Grausamkeit westlicher Herrschaft in muslimischen Ländern präsentiert; schließlich formuliert Todenhöfer zehn Thesen zur Überwindung des muslimisch-christlichen Gegensatzes. Alles zusammen legt einen sehr unmodernen Schluss nahe: Wir, der Westen, wir sind nicht die Guten, waren es vielleicht nie.
Für solche Schlechtelaunebotschaften ist niemand mehr zuständig. Was mag ein Plakatwandleser als geistiges Umfeld des Autors vermuten? Klingt nach der Linken, nach Bernt Engelmann, dem mittleren Wolf Biermann oder Gerhard Zwerenz. Falsche Antwort.
In einer früheren Zeit stand Jürgen Todenhöfer in der anderen Ecke. Darum quittiert er die Aussage, man habe im Zeitungsarchiv spannende alte Artikel über ihn entdeckt, mit einem süßsauren "Archiv? Das ist aber gemein." Es ist nur zur Hälfte ein Witz. In seinen Jahren als entwicklungs- und rüstungskontrollpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre hat sich Todenhöfer einen Namen als Hardliner am rechten Rand gemacht. Er galt als Strauß-Mann in Bonn, er fand harsche Worte gegen die südafrikanische Befreiungsbewegung ANC und besuchte den chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Auch im Inneren hat er sich mit allen angelegt, die heute zu den Lieblingen der Nation zählen, mit Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher, Helmut Schmidt und Helmut Kohl.
Zur Zeit der sowjetischen Besatzung Afghanistans reiste er zweimal ins Land, trat in afghanischer Tracht auf und hielt im Bundestag die Spielzeugbomben hoch, mit denen die Rote Armee die Moral der Bevölkerung zu untergraben suchte. In einer Zeit, in der sich die Deutschen nach Entspannung sehnten, waren solche Auftritte höchstens noch bei den Fans des ZDF-Magazins von Gerhard Löwenthal beliebt; gestandene Ost-West-Politiker reagierten mit spottenden James-Bond-Vergleichen und veralberten seine Slogans: "der Geschmack von Freiheit und Abenteuer!". Ende der siebziger Jahre findet sich, natürlich anonym, folgende Einschätzung eines Fraktionskollegen in der Zeitung: "Der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank." Irgendwann musste er die Konsequenzen aus dem Dauerclinch mit Helmut Kohl ziehen und die Politik aufgeben.
Heute ist Jürgen Todenhöfer stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Medienhauses Burda. Er trägt lange weiße Haare, ein offenes Hemd und eine ovale Brille, ein sehr gepflegter ewiger Student. Es fällt schwer, diesen Mann mit der milden Stimme mit den Fotos von früher in Einklang zu bringen, auf denen er die wirren, dunklen Haare mit langen Koteletten trägt und mit einem etwas zu intensiven Blick ins Objektiv schaut. Er sagt, dass es stimme, das mit den fehlenden Tassen, damals. "Ich bin unfähig, mich in wesentlichen Fragen, also bei der Beteiligung an einem Krieg oder der Wiedervereinigung, der Mehrheitsmeinung anzuschließen. Damit kommt man in einer Partei nicht weit. Wenn Sie heute Helmut Kohl fragen, ob ich je Politiker gewesen bin, dann kriegt der einen Lachkrampf."
Der Bescheidenheitsgestus fällt Todenhöfer umso leichter, als die Weltgeschichte ihm in der wichtigsten Frage entgegenkam. Todenhöfer gehörte, so Peter Glotz in seinen Memoiren, "zur halben Handvoll Abgeordneter in Bonn, die auch in den achtziger Jahren noch an die deutsche Wiedervereinigung glaubten". Auch dann noch, als Kohl den Erich Honecker auf dem roten Teppich empfing und Strauß mit Milliardenkrediten die DDR-Wirtschaft flottmachte. Wenn man als Irrer angesehen wurde, weil man im Bundestag von einer deutsch-russischen Aussöhnung träumte, zu einer Zeit, da in Moskau noch die Kommunisten herrschten (während heute ehemalige Bundeskanzler bei russischen Firmen ihre Brötchen verdienen), scheut man den Vorwurf der Phantasterei nicht mehr.
Er hat, was viele besonders beunruhigt, für das neueste Projekt ein kleines Vermögen ausgegeben. Plakat-, Zeitungs- und Kinowerbung, auch der dreisprachige Internetauftritt: alles privat bezahlt. So viel war es dann gar nicht, sagt er, ungefähr die Größenordnung eines Sportwagens. Er hat es einfach nicht mehr ausgehalten, die Lügen, die falsche Rollenverteilung, dass sich der Westen immer noch als das Opfer sieht und die Muslime als die intrinsisch Aggressiven darstellt, wo es sich doch exakt umgekehrt verhält. In seinem Beruf ist Todenhöfer ein Mann der Zahlen: "Bin Ladin hat 5000 Menschen getötet, Bush mehrere hunderttausend."
Er hat es sich nicht leichtgemacht. Seine Kenntnis der Verhältnisse im Irak hat er nicht allein aus der Zeitungslektüre. Er hat über den ehemaligen Leiter des "Oil for Food"-Programms, Hans Graf von Sponeck, Kontakt zu irakischen Widerstandsgruppen aufgenommen. Er hat mit dem Roten Halbmond gesprochen und mit den Autoren der Lancet-Studie über die zivilen Opfer des Krieges. Er hat in Jordanien und Syrien mit Flüchtlingen gesprochen und war schließlich im vergangenen Jahr fünf Tage in Ramadi, als Arzt getarnt, eine lebensgefährliche Reise.
Dort traf Todenhöfer den Protagonisten des Buches: "Sie müssen ihn sich als einen jungen James Dean vorstellen, einen wütenden jungen Mann, der nicht eben drauf brennt, Fremden seine Geschichte zu erzählen." Er musste die Daten und Umstände ein wenig verfremden: Einer, der auf amerikanische Soldaten schießt, kriegt im Irak keine Lebensversicherung mehr. Besonderen Stolz entwickeln die Familie und die Freunde Zaids aus dem Umstand, dass er eine Bombe nicht gezündet hat, weil sich ein alter Mann in der Nähe des geplanten Anschlagsorts niedergelassen hatte. "Das", resümiert Todenhöfer, "ist für mich der entscheidende Punkt: Ablehnung von Gewalt gegen Zivilisten und die Bereitschaft zu Verhandlungen. Im irakischen Widerstand ist beides vorhanden."
Die Erfahrung, amerikanischen Bomben und Panzern ausgeliefert zu sein, kennt er, Jahrgang 1940 aus seiner Kindheit. Er entkam manchmal seiner Mutter und sammelte Granatsplitter auf, am besten solche, die noch warm waren. Die französische Besatzung erlebte die Familie als hart und bisweilen grausam. Und doch nahm Todenhöfer an den Versöhnungsoffensiven nach Westen teil. "Meine Vorurteile gegen die Franzosen dauerten exakt so lange, bis ich zu einem Schüleraustausch eingeladen wurde." Er heiratete eine Französin, ist Ehrenoberst der amerikanischen Armee und sogar Ehrengirlscout, die personifizierte Westbindung. Ihm Antiamerikanismus nachweisen zu wollen wäre sinnlos. Er hat die Telefonnummern einflussreicher Republikaner. Vor dem Irakkrieg hat er sie angerufen. "Sicher war es größenwahnsinnig und aussichtslos. Aber was wäre die Alternative gewesen? Nichts zu tun?" Er unterstützt auch eine israelisch-palästinensische Begegnungsstätte, damit sich beide Seiten einfach mal kennenlernen. "Diese Teenager schütteln nur den Kopf über die offizielle Politik. Versöhnung ist möglich. Sie wird kommen." Er empfiehlt eine Art KSZE für den Nahen Osten.
Gerade, als es staatstragend wird, hellt sich Todenhöfers Gesicht auf. "Wissen Sie, hier in Bayern haben wir einen Brauch: Alle vierzehn Tage erheben sich samstags fast sechzigtausend Menschen aller Religionen und verneigen sich vor einem Muslim." Kurzfristig erwägt man die Möglichkeit, dass der Mann doch viel verrückter ist, als man mit bloßem Auge erkennt. "Wie?" "Na vor Franck Ribéry", einem berühmten Fußballer.
Im Sommer 1979 erschien im "Spiegel" ein Porträt über Todenhöfer, der Autor war Jürgen Leinemann. Es war eine Vernichtung. Die Überschrift war ein Zitat aus einem alten Kindergedicht von Friedrich Güll: "Das Büblein stampfet und hacket." Und zwar, wie töricht, auf einer Eisfläche. Im Gedicht wird es dann ungemütlich - der Bub bricht ein und wird vom Vater versohlt. Leinemann nannte ihn den "Selbstentwickler". Es war gemein und doch treffender, als der Autor wissen konnte: Todenhöfer hat sich entwickelt, brechende Eisdecken beziehungsweise die fallende Mauer und ein Reinfall samt strafendem politischem Übervater spielten dabei eine große Rolle. Kein Schaden: Unser verpenntes Land verträgt noch mehr solcher Irrer. NILS MINKMAR
Jürgen Todenhöfer: "Warum tötest du, Zaid?" C. Bertelsmann 2008, 335 SeitenText: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.03.2008, Nr. 12 / Seite 29

Eine Liebe zu Polen...



Dienstag, 25. März 2008

Dietrich Bauer - "Gier ist die größte Immunschwäche unserer Gesellschaft!"


...oder "Wie kommt ein Kamel durch's Nadelöhr?"

Eine Handreichung für Reiche und solche, die es mit gutem Gewissen werden wollen, liefert die Deutsche Bibelgesellschaft in ihrer Reihe biblischer Taschenbücher. Dietrich Bauer, ehemals Vorstand der Evangelischen Kreditgenossenschaft in Kassel, führt darin auf lockere Weise zu Bibelstellen hin, die sich mit Geld und Wohlstand, mit Zukunftsvorsorge und Erbschaften, mit Spenden und mit Geldgier befassen...

Leading to war

This website, in conjunction with the 72-minute documentary film LEADING TO WAR, details how the Bush administration made its case to the American people for military action against Saddam Hussein’s regime, leading to the Iraq War which began in 2003.

Leading to war - See where the truth lies - How did the US government lead its people to war?

http://www.leadingtowar.com/

Tipps für Eltern

1. Nehmen Sie sich Zeit
2. Sie müssen Entscheidungen treffen
3. Weg vom Fernseher
4. Lesen Sie vor
5. Kinder brauchen Fürsorge von beiden Geschlechtern
6. Zeit zu zweit nehmen

Steve Biddulph
http://www.steve-biddulph.com/

Montag, 24. März 2008

Revisited - Gier frißt Hirn

"Es mag ja sein, dass uns kein besser funktionierendes Gesellschaftssystem gelingt als eines, das auf freier Marktwirtschaft aufbaut. Aber gerecht wird dieses nur, wenn und insoweit es gelingt, sozialethische Leitplanken zu installieren.
Das Streben nach Verzinsung von Kapital mag noch nicht unethisch sein, aber das Streben nach maximaler Verzinsung hat die Tendenz zu Unethischem. Alle großen monotheistischen Religionen verurteilen Wucherzinsen und fordern den Verzicht auf jenen Teil, der oberhalb von sehr hohen Zinsen erwirtschaftbar wäre. Sie tun dies, um wirtschaftliche Macht sozialverträglich zu halten. Ein analoges Streben nach Wucherrendite liegt im Verhalten von Unternehmensleitungen wie dem der Deutschen Bank und dem von Aktionären, die solches Streben fordern.
Den Artikel (Rüdiger Jungbluth "Eine Frage der Moral", ZEIT Nr 11) halte ich für brandgefährlich, weil er solchem Wucherstreben ein ethisches Mäntelchen verpasst. Er unterminiert die soziale Marktwirtschaft. Es geht nicht darum, Renditestreben zu verurteilen, denn dies ist ein wichtiger Teil einer Marktwirtschaft. Aber es geht darum, Wucher zu benennen, zu ächten - und zu unterbinden. Und angesichts der Globalisierung bedarf es hierzu international wirksamer Mechanismen."

Von Andreas Weller, Meckenheim, Leserbriefe DIE ZEIT Nr 13, 19. März 2008

Die Magie der Dinge


Tautropfen auf zarten Blütenblättern, Lichtreflexe auf gläsernen Trinkpokalen und kostbarem Silbergeschirr, kandiertes Zuckerwerk in blau-weißen chinesischen Porzellanschälchen, die feinen Härchen eines Pfirsichs, der fahle Ton eines Totenschädels – Stillleben faszinieren bis heute durch den nahsichtigen Blick auf nicht lebende, doch keineswegs leblose Gegenstände, die mit malerischer Finesse und subtilem Kolorit wiedergegeben werden. Doch war die Stilllebenmalerei alles andere als eine rein ästhetische Angelegenheit, als die sie der heutige Betrachter meist wahrnimmt.

Beides, den ästhetischen Genuss und den zeitgenössischen Bedeutungs- und Funktionszusammenhang, will die Ausstellung „Die Magie der Dinge. Stilllebenmalerei 1500–1800“ den Besuchern vermitteln.


20. März bis 17. August 2008
Städel

JEKI im Land der tausend Feuer

Die Idee ist faszinierend: Wenn das Ruhrgebiet 2010 die "Kulturhauptstadt Europas" wird, soll es dort 1.000 Grundschul-Orchester geben. Dahinter steht das Projekt "Jedem Kind ein Instrument" (JeKI).

Liebe Eltern, liebe Kinder!
In diesem Jahr starten über 7.300 Erstklässler im ganzen Ruhrgebiet mit dem Projekt "Jedem Kind ein Instrument". Schon im nächsten Jahr können mehr als doppelt soviele Erstklässler in das Programm einsteigen.
Mit seinem großen Angebot an Instrumenten weckt oder stärkt "Jedem Kind ein Instrument" das Interesse von Kindern für Musik. Bereits im ersten Jahr haben die I-Dötzchen Gelegenheit, Posaunen, Geigen und Gitarren aber auch Mandolinen oder eine Baglama gründlich unter die Lupe zu nehmen.
"Jedem Kind ein Instrument" ergänzt den Musikunterricht in den teilnehmenden Grundschulen. Die örtlichen Musikschulen aus 34 Kommunen des Ruhrgebiets sind durch ihr Engagement maßgeblich an der Umsetzung von "Jedem Kind ein Instrument" beteiligt und stellen den Eltern vor Ort Ansprechpartner für Fragen, Anregungen und Probleme zur Verfügung.
Eine Liste der beteiligten Musikschulen und deren Anschrift finden Sie auf der Seite >Projektpartner<.
Manfred Grunenberg
Projektleitender Direktor
Stiftung Jedem Kind ein Instrument

Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen, finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen GEmächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes-Banden,
Aus de, Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quietschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit' und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs GEfümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!


Monolog des Faust, Osterspaziergang
FAUST I, Vers 903-940

Sonntag, 23. März 2008

Ostern - Tod und Auferstehung

Unglaubliches glaubt man nicht. Beim ersten Zuhören meint man sich verhört zu haben. Und selbst beim zweiten Mal bleibt es noch unfassbar. Und doch wird es uns Christen, katholischen zumal, zugemutet. In der Osternacht wird uns die Auferstehung Christi nach dem Evangelisten des jeweiligen Lesejahres vorgetragen. Am Ostertag dann die Auferstehung Christi nach Johannes.Unerhörtes fordert Glauben: Der Gottessohn ersteht nach Leiden und Kreuz zum Leben in Gott. Zu einem Leben, das den Tod verkostet hat. Zu einem Leben, das das Kreuz zu Grabe getragen hat.
„Und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.“ (Röm 6,4b-5)
Ich bin getauft. Das heißt dann wohl: Ich bin eine Auferstehung wert.

Peter Münch III 2008

Karamelbonbons auf der Südtribüne...

Ostersamstag - und ich habe nichts Besseres zu tun, als nach Dortmund zu fahren! Wer sagt das?
Norbert hat Verständnis und fährt mit...über die Sauerlandlinie - Regen, Regen, Regen...aber dann! Der Himmel reißt auf und die Sonne kommt durch und plötzlich ist es auch Winter! Die welligen Hügel schneebedeckt - es gibt fast nichts Schöneres, als eine sonnenverwöhnte Schneelandschaft...
In der BVB-Geschäftsstelle hole ich noch ein Paket für Afghanistan ab - es regnet wieder, beim Strobel essen wir dann Bratwurst - was sonst? Ich rufe noch schnell Frau Trapp, meine Sekretärin im Knappschaftskrankenhaus an und wünsche ein frohes Osterfest.
"Was? Sie sind hier! Dann verlieren wir wieder!"
Im Block 14 ist noch nicht viel los - zur Einstimmung spielt Pommes Schwarz Gelb...hinter mir meint einer, ob die nicht aufhören könnten...
Langsam füllt sich das Stadion, ab 15 Uhr kommen dann die Spieler und stimmen sich ein...Der Stadionsprecher kommt auf das Pokalspiel zu sprechen "Berlin, Berlin! Wir fahren nach Berlin!" Die Freude darüber ist auf der ganzen Südtribüne mit Händen zu greifen. Endlich, nach 19 Jahren wieder ein Pokal-Endspiel!
Heute muß es einen Dreier geben, gegen die "Überraschungsmannschaft" KSC! Mit dem 13. Tabellenplatz kann natürlich niemand zufrieden sein!
Und dann geht es los - Nein, erstmal singen Bata und Eicke (!!) "Michaela"... Danach werden wir auf der Südtribüne von Bata noch als die besten Fans der Welt gelobt...Ein Fan meint nur "Der will nur seine CDs verkaufen..."
Merke: Fans lassen sich nicht für blöd verkaufen!
Vom Start an - Borussia machtvoll nach vorne, der KSC kommt gar nicht aus seiner Hälfte raus...und dann in der 25. Minute Petric mit einem wundervoll platzierten Freistoß ins linke untere Eck... Die Südtribüne hüpfte wieder!
Es regnet einen Nebelschleier aufs Stadion, milchigweiß im Stadionlicht..."Fuußbodenheiizuuug, Fuußbodenheiizuung!" singen zwei Mädels hinter mir...ich drehe mich um und lache..."Was haben wir uns hier schon für kalte Füße geholt!"
Norbert steht wie eine Eins, kein Wunder, hat auch lange Unterhosen an! Das erinnert mich daran, daß ich hier auch schon mal lange (fremde) Unterhosen an hatte...
Eine nette Dame links von mir bietet mir einen Karamelbonbon an...
Nach der Pause - dem KSC gelingt der Ausgleich...und der Borussensturmlauf läuft ins Leere! Ich habe die 100%igen Chancen gar nicht mehr mitgezählt...KSC-Keeper Miller wehrt mit Glanzparaden ab...und das Wörnstor in der Nachspielzeit wird nicht gegeben wegen Abseits...die Südtribüne tobt! Aber es war eine korrekte Entscheidung...Respekt vor dem Schiedsrichtergespann!
Ernüchterung - Norbert und ich gehen zum Parkplatz und fahren wieder gen Heimat in die einbrechende Dunkelheit hinein...

Samstag, 22. März 2008

BVB gegen Rassissmus


Rassismus hat viele Gesichter. In Deutschland geben die Zahlen politsch-rechts motivierter Straf- und Gewalttaten, die Zunahme rassistischer und fremdenfeindlicher Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft und Wahlerfolge rechtsextremer Parteien bei Kommunal- und Landtagswahlen Anlass zu großer Besorgnis. Vor diesem Hintergrund haben Interkultureller Rat und PRO ASYL Maßnahmen zur Überwindung der strukturellen Ausgrenzung von Flüchtlingen und Migranten angemahnt und entsprechende Erwartungen an die Politik formuliert. Die Forderungen verstehen sich als ein Beitrag zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus , die in diesem Jahr vom 10. bis 23. März stattfinden.

Freitag, 21. März 2008

Purim Sameach - Wir wünschen ein fröhliches Purim!

Purim feiert die Rettung des jüdischen Volkes vor dem Plan des persischen Politikers Haman, „alle Juden vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen an einem einzigen Tag zu vertilgen, zu erschlagen, zu vernichten und ihre Habe als Beute zu plündern.“ (Esther 3:13) Purim wird stets am 14. Adar gefeiert. Handelt es sich um ein Schaltjahr, wird Purim am 14. Tag des Monats Adar II gefeiert.


Weitere Informationen gibt des auf der website der Jüdischen Gemeinde Offenbach












Moishe Hundesohn: Der Purim Picasso by Daniel Haw

Karfreitag

Der Karfreitag (althochdeutsch „kara“ = Klage, Kummer, Trauer) ist im Zusammenhang mit Ostern für die Christen einer der höchsten Feiertage. An ihm gedenkt die Kirche des Todes Jesu und erwartet die Feier seiner Auferstehung. Nach ihrem Glauben litt und starb Jesus als Märtyrer seiner Predigt über Gott und nahm als „Gottesknecht im Kreuzestod freiwillig die Schuld aller Menschen auf sich. Durch Tod und Auferstehung Jesu werde allen Menschen erst Sündenvergebung und damit Errettung aus dem Tod und ewiges Leben ermöglicht. Gleichzeitig betont die katholische Theologie zunehmend die Konsequenz seiner Gottessohnschaft, deren Botschaft von der Zuwendung des Schöpfergottes zu den Menschen eben nicht an Gewalt und Tod ihre Grenzen findet.

In Andalusien wird während der Semana Santa, der Heiligen Woche vor Ostern, der mit Blumen geschmückte Christus durch die Strassen der Städte und Dörfer getragen, zusammen mit Maria Dolorosa, der «Schmerzensreichen» Jungfrau. Die mannshohen Holzskulpturen sind auf schwere Wagen oder Gestelle montiert. Ihre Träger quälen und schinden sich und holen sich einen blutigen Nacken. Die Geduld der Schauenden scheint grenzenlos zu sein. Kapuzenmänner, Menschen, die Fakeln tragen, sich Ketten an die nackten Füsse gebunden haben und Holzkreuze auf dem gebeugten Rücken schleppen und die Trommeln, die den Zug begleiten, als das erinnert an eine dunkle Zeit, an Inquisition und Folter. Jeder Stadtteil, jede Gemeinde möchte die prachtvollste Bühne vorführen und vor allem die schönste Madonna haben, die wie eine Königin geschmückt wird. Die jungen Männer der jeweiligen Bruderschaft tragen «ihren Christus» und «ihre Madonna» durch die Stadt wie zur jährlichen Erneuerung eines Bündnisses, das wie der Ritus einer Initiation den Schmerz verlangt, den Tod vor der Auferstehung, die Askese vor der Erlösung, den selbstbewussten Verzicht und die Hingabe an die Freude. Damit beginnt der Jahreszyklus immer wieder neu. Der Tod wird beschworen, man nimmt ihn geradezu auf sich, will seine Nähe spüren, um der Auferstehung und des neuen freudebringenden Lebens willen.

wikipedia.de

Donnerstag, 20. März 2008

In memoriam - Rainer Maria Seufert

Erfrischend, zupackend, geradlinig, gebildet - so habe ich meinen chirurgischen Lehrer Professor Dr. med Rainer Maria Seufert in Erinnerung - eben lese ich seine Sterbeanzeige in der FAZ - er ist am 10. März gestorben...diejenigen, die wissen, wie Chirurgen zusammen leben, werden verstehen, warum ich Tränen in den Augen habe...

Speumanes

Der Speumanes hat Glubschaugen, er stottert bei Aufregung, und er spuckt beim Schnellsprechen, er speut, daher der Name - und wo macht der das??
...In Köln...

...Einer sagt: "Es bangen derzeit einige um ihren Kopf." Und es sind prominente Köpfe. Sollte der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga wieder nicht gelingen, werden sie rollen. Denn ob sie Daum heißen, Overath oder Michael Meier (Manager), sie müssen sich fragen lassen, wo sie hin sind, die Millionen, die Spieler, die einmaligen Chancen. Jeder hält sich für erstklassig in diesem Klub. In Wahrheit aber sind es nur die Voraussetzungen. Und der Speumanes ist es selbstverständlich auch.

Dieses Szenario ist mir irgendwie bekannt...
Den ganzen Artikel gibt es hier.

Maulid / Mevlit, Geburt des Propheten Muhammad

Heute wird der Geburtstag des Propheten Muhammad gefeiert...

Der Islam im Internet...

Linktipps von SWR.de Der Islam im Internet...

Wenn die Glocken nach Rom fliegen - Gründonnerstag

Am Abend des Gründonnerstags beginnen die drei Tage, in denen Jesus seinen Lebensweg vollendet.
Am Abend vor seiner Kreuzigung hält Jesus im Zusammenhang mit dem jüdischen Passahfest das rituelle Mahl mit den 12 Aposteln, die für die 12 Stämme Israels stehen. Das Volk gedenkt am Paschafest der Befreiung aus Ägypten und des Durchzugs durch das Rote Meer.
Jesus hat Teile dieses rituellen Mahles, jedoch nicht den zentralen, den Verzehr des Lammes, aufgegriffen und mit einem neuen Sinn versehen.
Dieses Mahl ist als Eucharistiefeier (Katholiken und Orthodoxie) oder als Abendmahl der evangelischen Kirchen bis heute die zentrale Versammlung der Christen. Es wird auch an Werktagen, aber besonders am Sonntag zugleich als Gedächtnis an die Auferstehung Jesu gefeiert. Es ist nicht nur Rückblick, sondern es vergegenwärtigt die damaligen Geschehnisse. Zugleich greift es aus auf die Vollendung der Welt aus. Im Matthäusevangelium sagt Jesus: "Ich sage euch: "Von jetzt an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke im Reich meines Vaters." (Kap. 26, 28f). Mit dem Mahl wird ein neuer Bund gestiftet, es bewirkt die Vergebung der Sünden und wird so lange gefeiert, bis die Welt vollendet ist.

Die Glocken verstummen
Das Abschiedsmahl wird in den Abendstunden als feierliche Messe gefeiert. In Abhebung zum Bußcharakter der Fastenzeit und des kommenden Karfreitags wird der Gottesdienst feierlich gestaltet. Es wird das Gloria gesungen, dabei läuten die Glocken, die dann bis zur Osternacht schweigen sollen. Der Volksmund sagt, daß sie nach Rom fliegen. Es werden bis Ostern auch nicht mehr die Schellen benutzt, mit denen die Meßdiener bestimmte Augenblicke im Gottesdienst herausheben. Sie benutzen kleine Holzplatten, auf die ein Holzklöppel montiert ist, so daß damit die Schellen ersetzt werden. Um die Menschen zum Gottesdienst einzuladen, gehen die Meßdiener mit Ratschen durch den Ort.

www.kath.de

Mittwoch, 19. März 2008

Nach Berlin! Wenn die Südtribüne hüpft...

Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen - die Südtribüne hüpfte vor Freude...
Wir fahren nach Berlin!
Was soll ich sagen?
Der 3:0 Sieg gegen Jena wurde heute von meinen Mitarbeitern doch ziemlich relativiert...
"gegen den Letzten der 2. Liga und gegen 10 Mann!"
Wenn sie recht haben, haben sie recht...Aber so ist Fußball - ergebnisorientiert eben...der Freude tut das aber keinen Abbruch...was die WAZ online aber zum Besten gibt, kann nur noch Kopfschütteln hervorrufen - singt ein Loblied auf die "glorreichen" Zeiten zweier "Architekten"...

Bewegt euch und ihr werdet klüger...

Können wir unser Denken im Alter verbessern? Können wir unsere Erinnerung schulen? Können Gedanken das Gehirn umbauen? Was geschieht bei der Meditation im Kopf? Kann Erziehung das Hirn konstruieren? Können wir Kindern bei der Entwicklung ihres Denkapparats neurodidaktisch helfen? Macht Denken glücklich, und wenn ja, wie müsste man denken, um es zu werden?

Antworten gibt das FAZ-NET Spezial: Hirntraining

Koran ohne Schleier



Futter für kleine Leser

Es ist die einfachste Sache der Welt, das Lesen – zumindest, wenn man es gelernt und vor allen Dingen Spaß daran hat. Ohne uns dessen bewusst zu sein, wenden wir dieses Universalmittel im Alltag an: beim Einkaufen, im Internet, beim morgendlichen Zeitunglesen, im Straßenverkehr, in der Schule, beim SMS-Schreiben, beim Blättern in der Fernseh-Zeitschrift und beim Schmökern auf dem Sofa. Je früher das Lesen einen festen Platz in unserem Alltag hat, umso leichter finden wir Zugang zu der Welt des Wissens, der Kreativität und der Fantasie. Nachhaltig Kenntnisse und Fertigkeiten in diesen Bereichen zu entwickeln, spielt in der modernen Wissensgesellschaft eine immer wichtigere Rolle.
Das Lesen ist dafür eine wesentliche Schlüsselqualifikation.Das trifft bereits auf die Allerkleinsten zu. Die können natürlich noch nicht lesen – sollen sie auch gar nicht, das lernen sie später in der Schule – aber sie nehmen Bücher mit all ihren Sinnen wahr: sie fühlen, riechen, „schmecken“ und spielen mit Büchern – sie „be-greifen“ sie im wahrsten Sinn des Wortes!Aus diesem Grund startet im Sommer 2008 die größte, bundesweite Sprach- und Leseförderungsmaßnahme für Kleinkinder:
die Kampagne „Lesestart – Die Leseinitiative für Deutschland“. Vorbild für die Initiative sind Erfahrungen aus England und ein dreijähriges Modellprojekt des Freistaates Sachsen und der Stiftung Lesen.


http://www.lesestartdeutschland.de/

Dienstag, 18. März 2008

Mythos Leistungsgesellschaft - Wer arm geboren wird, stirbt auch arm...

"Je ärmer eine Person aufwächst, umso geringer sind auch ihre Chancen auf einen guten Bildungsabschluss", so der Soziologe Prof. Dr. Michael Hartmann von der TU Darmstadt. Im Interview erklärt er, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich noch weiter vertiefen wird, wenn es nicht gelingt, das Bildungssystem zu reformieren.
Prof. Dr. Michael Hartmann, Soziologe an der TU Darmstadt, Schwerpunkt Elitenforschung
ARD.de: Wer sind die Eliten in Deutschland?
Prof. Dr. Hartmann: Zu den Eliten zählen in Deutschland ca. 4.000 Personen, die aufgrund der von ihnen besetzten Positionen in der Lage sind, gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich zu beeinflussen - in erster Linie die Eigentümer und Topmanager großer Unternehmen, Spitzenpolitiker, hohe Beamte der Ministerialbürokratie und hohe Richter an den Bundesgerichten.
ARD.de:Was sind die Grundvoraussetzungen, um eine "Elite-Karriere" zu machen?
Prof. Dr. Hartmann: In den meisten Bereichen spielen neben einem Hochschulabschluss persönliche Merkmale die entscheidende Rolle, die vom Bürgertum geprägt werden. So sind - und das vor allem in der Wirtschaft - u.a. eine intime Kenntnis der bürgerlichen Codes und eine breite bildungsbürgerliche Allgemeinbildung ausschlaggebende Faktoren. Bürgerkinder sind dadurch erheblich im Vorteil. Letztlich ist ein hoher Bildungsabschluss nicht mehr als eine notwendige Voraussetzung. Ausschlaggebend ist der bürgerliche Habitus.

Foregiveness Project

The Forgiveness Project is a charitable organisation which explores forgiveness, reconciliation and conflict resolution through real-life human experience.
We use stories, and in particular our powerful exhibition The F Word, to open up a dialogue and promote understanding. Many of those whose voices are celebrated on this website, also share their stories in person. We work in prisons, schools, faith communities, and with any group who want to explore the nature of forgiveness whether in the wider political context or within their own lives. We welcome comment and experiences from visitors to this site.
Our aims:
Awareness – raise the debate by collecting and sharing personal stories (and images)
Education – encourage and empower people to explore the nature of forgiveness and alternatives to conflict and revenge
Inspiration – engage civil society, as well as

http://www.theforgivenessproject.com/project/about/

Montag, 17. März 2008

Kleeblätter und Geißböcke...

Die Kleeblätter "patzen"...und der Geißbock? Sucht jetzt Ostereier...

5. Tagung der Rhein-Main-AG Minimal Invasive Chirurgie

Bilder vom Donnerstag und Freitag hier...

Beratungsgeschäft

Der Philosoph Peter Sloterdijk hat eine kurze Mythologie des Beratungsgeschäftes geschrieben...

...Charakterlosigkeit wird hier zur Tugend...

...Nicht Prinzipientreue oder Geduld, sondern entschlossener Opportunismus und Bereitschaft zum überstürzten Handeln ist es, was von Beratern empfohlen werden kann...

Jürgen Kaube

FAS, 16. März 2008, Nr 11, Seite 76

Musik

  1. Nights of Alhambra von Loreena McKennitt
  2. Sinfonie No. 3 von Górecki
  3. Signature von Moya Brennan
  4. Klassik Lounge Werk 2 von DJ Jondal
  5. Kolsimcha, Noh. Just Records Babelsberg VOJ 3451
  6. The Emil Mangelsdorff Quartet, Blues Forever. L+R Records CDLR 714427 (Bellaphon)
  7. Du kannst mich an der Ecke rauslassen von Niels Frevert, Tapete Records

Sonntag, 16. März 2008

Palmsonntag

Der Palmsonntag ist der 6. Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, die in der lutherischen Kirche auch Stille Woche genannt wird, in der römisch-katholischen Tradition auch als Heilige oder Große Woche bezeichnet wird.

Die Palmen wurden vielerorten als heilige Bäume verehrt, so waren sie in Israel von alters her das Symbol für die Unabhängigkeit und Sinnbild für den siegreichen König , von daher für die Römer eine besondere Provokation. Der Esel wiederum war das Symbol des gewaltlosen Friedenskönigs und das Bekenntnis zur Bescheidenheit. Sie legten die Palmzweige und meist Tücher auf den Boden vor Jesus, so dass er mit seinem Esel darüberritt.

An diesem Sonntag wird in der römisch-katholischen Liturgie des Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht, als er auf einem Esel in die Stadt ritt und ihm mit Palmwedeln und dem Ruf „Hosanna dem Sohne Davids“ gehuldigt wurde.

wikipedia.de

Palmsonntag


Palmsonntag
Kätzchen ihr der Weide, wie aus grauer Seide, wie aus grauem Samt! O ihr Silberkätzchen, sagt mir doch, ihr Schätzchen, sagt, woher ihr stammt.
Wollen's gern dir sagen: Wir sind ausgeschlagen aus dem Weidenbaum, haben winterüber drin geschlafen, Lieber, in tieftiefem Traum.
In dem dürren Baume in tieftiefem Traume habt geschlafen ihr? In dem Holz, dem harten war, ihr weichen, zarten, euer Nachtquartier?
Mußt dich recht besinnen: Was da träumte drinnen, waren wir noch nicht, wie wir jetzt im Kleide blühn von Samt und Seide hell im Sonnenlicht.
Nur als wie Gedanken lagen wir im schlanken grauen Baumgeäst; unsichtbare Geister, die der Weltbaumeister dort verweilen läßt.
Kätzchen ihr der Weide, wie aus grauer Seide, wie aus grauem Samt! O ihr Silberkätzchen, ja, nun weiß, ihr Schätzchen, ich, woher ihr stammt.
Christian Morgenstern 1871-1914

Samstag, 15. März 2008

Ausflug in den Norden...

Schon wieder: Rauh-Wind im Norden...
HSV - BVB 1:0; zumindest der Ausgleich hätte in der zweiten Halbzeit drin sein müssen! Ich bin gespannt, was ich am Ostersamstag auf der Südtribüne zu sehen bekomme...

Männer!

"Wir werden mehr als 100 Prozent geben." Kevin Kurányi
41 Prozent aller Männer packen für zwei Urlaubswochen mindestens 50 Kleidungsstücke ein.
33 Prozent der Männer glauben, mit einer Rasur ihrer Großmutter eine Freude machen zu können.
23 Prozent der Männer zwischen 18 und 30 nutzen ihren Pkw als Liebesnest.
58 Prozent der Männer haben schon mal versucht, ihren Namen in den Schnee zu pinkeln. (28 Prozent davon konnten den Namen dann auch lesen)
54,4 Prozent der Männer wären gern intelligenter.
29 Prozent der Männer empfinden "Eins-sein mit sich selbst" als das größte Glück.

Süddeutsche Zeitung Magazin 14. März 2008 Nummer 11

...noch irgendwelche Unklarheiten?

Schalke trifft auf Barcelona


Offenbach Post Samstag 15. März 2008 Nr 64 Seite 14

Freitag, 14. März 2008

Das Frankfurter Städel wird Fotomuseum


Will McBride (*1931) "Hair”-Darsteller und Studiofreund, München, 1968 Gelatinesilber S/W, Barytpapier, 70,5 x 84,5 cm Foto: Rolf Lenz DZ BANK-Sammlung im Städel (Will McBride)

Die Sensation ist perfekt. Das Städel erweitert seine Sammlungen. Keine neuen Bilder, sondern 210 Fotografien von 76 Künstlern. Das ist ein gewaltiger Sprung in die Moderne. Bisher besaß das Museum nicht mehr als ein paar Handvoll Fotografien. Nun verfügt es über fast alles zwischen Avedon und Warhol, das gut und teuer ist. Also zum Beispiel Thomas Struth und Robert Mapplethorpe, Cindy Sherman und Nan Goldin, Gilbert & George und Hiroshi Sugimoto. Das Städel wird damit in Frankfurt am Main zur wichtigsten Adresse für Liebhaber der Fotokunst. Die Sammlung ist von so herausragender Attraktivität, dass sie Interessenten aus aller Welt in die Stadt locken wird.
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Eine mutige Frau!

Sie wollen ein anderes Deutschland
Auf der Islamkonferenz prallen gegensätzliche Positionen zu Demokratie, Islam und Moderne aufeinander. Necla Kelek verteidigt den säkularen Staat gegen die Islamverbände.

Lieber Herr Alboga, lieber Herr Köhler, lieber Herr Kizilkaya und lieber Herr Yilmaz vom "Koordinierungsrat der Muslime",
Ihre beständigen Angriffe auf uns, die säkularen Muslime, Ihre andauernde Negation unseres Muslimseins, Ihre unsägliche Taktiererei, Ihr auf nichts gründender Hochmut haben uns gezeigt, dass mit Ihnen kein Staat zu machen ist. Jedenfalls keiner, der unseren Vorstellungen von Demokratie und Säkularität entspricht. Wir haben Ihnen und Ihren Verbänden viel zu lange die Deutungshoheit überlassen, was muslimisches Leben in Deutschland ist.Ich spreche hier als Unabhängige, als säkulare Muslimin, aber ich weiß, dass viele Menschen, in diesem Plenum und anderswo, derselben oder ähnlicher Meinung sind. Ich erlaube mir deshalb, einige Feststellungen im Plural zu treffen.
Die Vertreter des "Koordinierungsrates der Muslime" (KRM) haben während der letzten anderthalb Jahre nichts Substantielles zur Debatte über unser Verfassungs- oder Werteverhältnis beigetragen. Kein Islamgelehrter dieser Seite trat auf, um sein Verständnis von Islam und Demokratie darzulegen. Es war ernüchternd, feststellen zu müssen, dass der organisierte Islam in Deutschland offenbar nicht in der Lage oder willens ist, solche Fragen zu erörtern, sondern immer nur bekundete, was der Islam alles nicht ist. Es macht den Eindruck, dass die Verbandsfunktionäre diese Islamkonferenz als einen Ort ansehen, wo sie einen Vertrag über das ungestörte religiöse Leben der Muslime und ihre staatliche Anerkennung aushandeln können. Aber wir sind in dieser Konferenz zum Glück nicht auf einem Basar, auf dem die Bundesrepublik und ihre Werteordnung zur Debatte stehen.
Ich möchte hier, stellvertretend für die nichtorganisierten Muslime in diesem Land, sagen, dass wir es Ihnen nicht länger überlassen, in der Öffentlichkeit zu vertreten, wie und was der Islam in diesem Land sein kann. Mit Ihnen, das ist die Konsequenz der letzten dreißig Sitzungen der Arbeitsgruppen, scheint es keinen Konsens geben zu können. Sie wollen offenbar ein anderes Deutschland als wir.Für uns ist Deutschland das Land, das unseren Kindern zur Heimat geworden ist und in dem wir friedlich und in Freiheit leben. Dieses Bekenntnis zu Deutschland beruht auch darauf, dass dieses Land uns allen gestattet und ermöglicht hat, aus freien Stücken und ohne Bevormundung zu werden, was wir sind: Volkswirte, Ärzte, Schriftsteller, Lehrer, Professoren, Politiker, Ingenieure, Unternehmer, Facharbeiter - und dies alles ohne Integrationskurse und Sprachhilfe. Allein, weil wir zeigen durften, was in uns Gastarbeiter- und Migrantenkindern steckt: der Wille und die Fähigkeit zum Erfolg!Wir wollen daher selbstbewusst den Grad und die Form unserer Religiosität selbst bestimmen und dort, wo sie sich kollektiv manifestiert, mitbestimmen, wie diese Religiosität zum Ausdruck gelangt.

Wir lehnen es ab, immer wieder gerichtlich die Grenzen der deutschen Verfassung und der deutschen Rechtsprechung auszuloten.Wir wollen nicht auf eine muslimische Identität reduziert werden, sondern an den Werten Deutschlands teilhaben, indem wir diese Werte als die unseren anerkennen und im wahrsten Sinn des Wortes als deutsche Bürger leben. Wir wollen nicht, dass junge Frauen und Männer, mit Berufung auf Tradition und den Islam, nicht frei entscheiden können, ob, wann und wen sie heiraten. Wir sind gegen Import- und Ferienbräute, weil damit jungen Menschen die Selbstbestimmung verweigert und die Integration immer wieder unmöglich gemacht wird.Wir wenden uns gegen jegliche Form der Legitimierung von Gewalt - sei es in der Erziehung, der Ehe oder in der politischen Auseinandersetzung.

Es beschämt uns, dass Gewalt gegen Frauen ein islamisches Problem ist; es beschämt uns, dass Gewalt gegen Kinder ein islamisches Problem ist; es beschämt uns, dass Gewalt gegen Andersgläubige ein islamisches Problem ist. Und es beschämt uns, dass dies von den Islamverbänden geleugnet wird.Wir wollen, dass unsere Kinder an den Schulen dieses Landes einen Religionsunterricht erhalten, der sich in nichts von dem Religionsunterricht für Kinder anderer Konfessionen unterscheidet. Wir wollen nicht, dass Islamvereine wie zum Beispiel die Milli Görüs mit der Regierung von Nordrhein-Westfalen oder anderswo definieren, welche Rolle der Islam in der Schule zu spielen hat. Wir wollen an Schulen weder das Kopftuch noch Gebetsräume noch dass an Ramadan von Kindern gefastet wird. Es kann nicht sein, dass, von Moscheen unterstützt und Behörden gebilligt, in deutschen Städten Scharia-Richter sich anmaßen, zivil- und strafrechtliche Belange zu regeln, die eindeutig dem Gewaltmonopol des Staates vorbehalten sind.
Es widerspricht unserem Verständnis von der Souveränität unseres Landes, dass Religionsvereine wie die Ditib, die politisch, organisatorisch und finanziell von ausländischen Regierungen und Organisationen abhängig sind, für die deutschen Muslime sprechen und maßgeblichen Einfluss auf die Innen- und Integrationspolitik unseres Landes haben. Wir bedauern, dass Moscheen oft Ausgangspunkt einer Selbstausgrenzung und Fixpunkte einer Parallelgesellschaft sind. Es fehlen die Offenheit und Transparenz, die Vertrauen entstehen lassen.Wir bedauern, dass die Verbände den Islam in Deutschland selbst um das nötige Vertrauen bringen. Dazu gehört, dass die Verbände die Finanzierung der 187 geplanten Moscheeneubauten mit einem Geheimnis umgeben. Stimmt es, was der Herr Innenminister in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" auf die Frage, wer die Kölner Moschee finanziert, feststellt: "Wenn der Verein Ditib die Moschee baut, kommt das Geld vom türkischen Staat". Ich frage Herrn Alboga: Wer finanziert die Ditib und die Kölner Moschee? Ich frage Herrn Köhler War es der Bruder des Herrschers von Dubai, der die Frankfurter Abu-Bakr-Moschee finanziert hat?Innerhalb von achtzehn Monaten haben die Vertreter des religiösen Koordinierungsrates nur einen einzigen Satz (!) aus eigener Feder beigesteuert, dafür aber, sprichwörtlich in letzter Minute, Änderungen verlangt, die juristisch zwar unbedenklich sind, aber uns deutlich vor Augen führen: Sie wollen oder können nicht verstehen, worum es geht.

Durch die europäische Geschichte der Aufklärung ist ein Wertekanon entstanden, der sich auch, aber eben nicht nur in der Verfassung spiegelt.Wir leben in einem säkularen Gemeinwesen, das Staat und Religion trennt. Dem Einzelnen verschafft es die Luft zum Atmen, die "innere Freiheit", die geschützt ist wie unsere Grundrechte. Das ist mit Koran und Sunna nicht auf einer Ebene zu sehen. Zum einen, weil deren Lehre den Menschen diese Freiheit nicht gewährt, sondern Vorschriften macht. Aber vor allem, weil diese Werteordnung die moralische Verfassung Europas darstellt. Das ist der elementare Unterschied, der den "Scharia-Islam", wie Professor Tilman Nagel es formuliert hat, von den Säkularen trennt.Navid Kermani hat im vergangenen Mai die deutschen Muslime aufgerufen, sich eine demokratisch legitimierte Vertretung zu schaffen. Doch hat der Koordinierungsrat, der eine Minderheit vertritt, bisher nichts getan, sich mit uns, den Säkularen, der unorganisierten Mehrheit, zu verständigen. Warum sagen uns die Islamverbände nicht einfach, was wir schon immer wussten: Sie lehnen letztlich die Werteordnung Deutschlands ab. Dieser endlose Streit über Selbstverständliches hat auch sein Gutes. Wir wollen weitermachen, und wir können uns nicht von den Ewiggestrigen aufhalten lassen.
Ich möchte darum einige Punkte zur Diskussion stellen:
  1. Die Deutsche Islamkonferenz sollte sich ein öffentliches Forum im Internet geben, damit die Unterschiede zwischen Religiösen und Säkularen öffentlich diskutiert werden können.
  2. Das Resümee der Konferenz sollte ins Türkische übersetzt werden, damit die Debatte auch in die türkischen Gemeinden getragen wird.
  3. Wir brauchen die intellektuelle Debatte über einen säkularen Islam und die Probleme der Muslime in Deutschland. Lassen Sie uns diese Auseinandersetzung öffentlich führen.
  4. Die wissenschaftlich rationale Auseinandersetzung und Forschung mit und über den Islam aus theologischer und religionssoziologischer Sicht sollte gefördert werden, damit der Islam aus der intellektuellen "Versiegelung" befreit wird.
  5. Lassen Sie uns eine Kampagne für die Rechte der muslimischen Frauen und Mädchen initiieren, die junge Frauen darüber aufklärt, dass es nicht im Sinn der Integration und eines säkularen Islam ist, junge Menschen nicht selbst entscheiden zu lassen, ob, wann und wen sie heiraten.
  6. Lassen Sie uns unsere Kinder zu selbständigen und selbstverantwortlichen Bürgern erziehen. Klären wir sie über die Religionen auf, doktrinieren sie aber nicht in Koranschulen.
  7. Wir brauchen die finanzielle und organisatorische Unabhängigkeit der deutschen Muslime.
  8. Die in Deutschland aktiven muslimischen Verbände sollten über eine freiwillige Prüfung ihrer Organisations- und Finanzverhältnisse durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft nachdenken.
  9. Ich fordere die Islamverbände und auch die Säkularen auf, die einmalige historische Chance nicht zu verspielen, auf dieser Konferenz, im öffentlichen Diskurs, den Islam mit der Moderne und der Demokratie zu versöhnen.

    Die Soziologin Necla Kelek, säkulare Muslimin,sitzt in der Arbeitsgruppe "Deutsche Gesellschaftsordnung und Wertekonsens" der Islamkonferenz.Kastentext:Mit Ihnen ist kein Staat zu machen, jedenfalls keiner, der unseren Vorstellungen von Demokratie und Säkularität entspricht. Sie wollen offenbar ein anderes Deutschland als wir.

    Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 14. März 2008, Nr 63, Seite 43